Weltweit haben die Medizinforschung und Regierungen große Fortschritte im Kampf gegen COVID-19 gemacht. Die Existenz mehrerer wirksamer Impfstoffe bietet eine solide Grundlage für die Normalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft. Die Weltwirtschaft jedenfalls ist auf dem Weg der Besserung. Für 2021 geht der Internationale Währungsfonds von einem robusten Wachstum in Höhe von 5,5 Prozent aus.
Während der Krise suchten die Anleger vor allem Tech-Unternehmen, die von der gestiegenen Nachfrage nach cloudbasierten Computerleistungen, schneller Datenübertragung, der Ausweitung von E-Commerce und digitalen Zahlungsdiensten profitierten. Die große Bedeutung der Technologie wird anhalten. Bereits vor dem Ausbruch von COVID-19 bewegte sich die Welt in Richtung einer zunehmenden Digitalisierung, und die Krise hat diesen Trend nur verstärkt und beschleunigt.
Gleichzeitig gilt aber auch: Mit den Fortschritten bei der Wiederherstellung von Normalität haben sich die Aussichten fürjene Teile der Wirtschaft verbessert, die am meisten unter den Lockdowns und anderen Beschränkungen gelitten haben. Da dieImpfraten – zumindest in den entwickelten Ländern – schnell steigen und das Verbrauchervertrauen zurückkehrt, erwarten wir einen deutlichen Nachfrageanstieg bei Konsumgütern und Dienstleistungen. Reisebezogene Branchen, zyklische Konsumgüter und die Gastronomie sollten von der im Lockdown aufgestauten und jetzt freiwerdenden Nachfrage profitieren. Damit werden die Gewinne wieder ansteigen, was positive Effekte auf die Beschäftigung, die Löhne, den Konsum etc. haben wird. Kurz: Die Erholung wird auf eine breitere Basis gestellt.
Vor dem Hintergrund der Fortschritte bei den Impfungen und den Konjunkturprogrammen dürften zudem die Schwellenländer von den sich verbessernden Wachstumsaussichten und einem schwächeren US-Dollar profitieren.
Auch dort erwarten wir steigende Unterneh- mensgewinne und eine breitere Partizipation aller Wirtschaftssektoren. Das Wiederanziehen der Wirtschaft legt allerdings auch nahe, dass ein höherer Inflationsdruck im Anmarsch sein könnte.
Zwar erwarten wir nicht, dass die Preissteigerung zerstörerische Ausmaße wie in den 1970er-Jahren erreichen wird. Dennoch sollten wir nicht überrascht sein, wenn vor allem in den USA die Preise bis zum Ende des Jahres um mehr als die „normalen“ zwei Prozent ansteigen. Dies alles zeigt, dass der Weg zurück in die Normalität auch mit Risiken verbunden sein kann, die es aus Anlegersicht im Auge zu behalten gilt.
(VICTOR ZHANG)
Der studierte Betriebswirt (University of California) arbeitet seit 2014 als Chief Investment Officer für den US-Vermögensverwalter American Century Investments. Er ist außerdem Senior Vice President der Firma. Vor seiner Zeit bei American Century Investments war Zhang acht Jahre lang als CIO und President bei Wilshire Funds Management tätig. Seine Berufslaufbahn begann Zhang 1996 in der Unternehmensberatung.