Nach einem verheißungsvollen Start in das Jahr 2018 sind die Finanzmärkte weltweit unter Druck geraten. Politische Turbulenzen und sich verschlechternde Wachstumsaussichten trüben den Ausblick auf das zweite Halbjahr. Chancen für Investoren sieht HSBC Global Asset Management aber weiter in den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens.
Anfang des Jahres war noch alles in Ordnung: 2018 startete mit einer Kombination aus synchronem globalem Wachstum, niedriger Inflation und geringer Volatilität an den Finanzmärkten. Allein im Januar legten viele risikoorientierte Asset-Klassen rund fünf Prozent zu – solche Erträge sind normalerweise über das gesamte Jahr zu erwarten.
Seit Februar haben dann eine höhere Inflation in den USA, politische Sorgen, aufkommende Handelskonflikte sowie das Auseinanderdriften der wirtschaftlichen Entwicklung und ein starker US-Dollar die Performance der Finanzmärkte belastet und für Schwankungen gesorgt. Aktien sind mittlerweile global deutlich unter Druck geraten. Die meisten Anleihesegmente verzeichnen nur noch niedrige oder gar negative Ergebnisse. Ein positiver Ausreißer sind Rohstoffe, die 2018 bislang starke Erträge geliefert haben.
Unterschiedliche Entwicklungen bei Wachstum und Inflation
Während die USA mit einem soliden, ausgewogenen Wirtschaftswachstum überzeugen, haben sich die Aussichten in Europa und Japan verschlechtert. Das Wachstum in den Emerging Markets scheint indes robust. Dazu trägt entscheidend bei, dass Chinas Wirtschaft trotz der anhaltenden Entschuldungsbemühungen stabil wächst. „Das Weltwirtschaftswachstum präsentiert sich immer noch relativ solide. Es gibt keine Anzeichen einer drohenden Rezession“, beruhigt Joseph Little, Chief Global Strategist bei HSBC Global Asset Management, und ergänzt: „Die Unternehmensdaten sind weiterhin überzeugend. Das globale Gewinnwachstum liegt bei über sieben Prozent, und die Ausfallraten sind weltweit gefallen, von fünf Prozent Ende 2016 auf aktuell drei Prozent.”
Noch stärker als das Wachstum driften die Inflationstrends auseinander. Ein schnellerer Preisanstieg in den USA hält die dortige Notenbank auf ihrem Zinserhöhungskurs. In Europa und Japan dagegen rechtfertigt die Teuerungsrate noch keinen Kurswechsel der Notenbanken. Geldpolitische Unterschiede sind auch in den aufstrebenden Volkswirtschaften zu erkennen. China fokussiert sich auf die Entschuldung und die gleichzeitige Stärkung der Binnennachfrage. Viele andere Emerging Markets, wenn auch nicht alle, können dank des begrenzten Inflationsdrucks ihre Zinsen auf den jetzigen Niveaus belassen.
Asiatische Aktien im Vorteil
Auch wenn die Aktienmärkte im ersten Halbjahr eine schwache Performance lieferten, gibt es noch gute Nachrichten: Für Aktien aus den Emerging Markets bleibt die Bewertung vergleichsweise attraktiv. Auch einige spätzyklische Märkte wie Japan und Europa weisen auf währungsgesicherter Basis relativ günstige Bewertungen auf.
In den Emerging Markets – etwa in Brasilien, Mexiko, Russland oder Südafrika – sind spezielle Risiken zu berücksichtigen. Die Wachstumstrends bleiben in den meisten dieser Länder jedoch solide. Makroökonomische Daten haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Dadurch sind die Länder heute widerstandsfähiger gegenüber externen Schocks. „Man darf nicht vergessen, dass der Begriff ,Emerging Markets‘ viele unterschiedliche Märkte und Volkswirtschaften vereint“, gibt Little zu Bedenken.
HSBC Global Asset Management ist besonders zuversichtlich für die aufstrebenden Länder in Asien. „Gesunde Fundamentaldaten, ausreichende Währungsreserven, schlagkräftige Maßnahmen und positive Reformaussichten in vielen Staaten unterstützen unseren positiven Ausblick für Asiens gesamtwirtschaftliches Umfeld“, sagt Little. Zudem sind Aktien asiatischer Emerging Markets günstiger bewertet als Aktien anderer Schwellenländer und haben ein höheres Gewinnwachstumspotenzial.
US-Staatsanleiherendite schlägt Dividendenrendite
Viele Staatsanleihenmärkte weisen eine negative Risikoprämie auf. „Diese Märkte scheinen immer noch auf Rezession, Deflation und eine anhaltend lockere Geldpolitik ausgerichtet – nicht aber auf die heutige wirtschaftliche Situation“, so Little. Eine Ausnahme bilden US-Staatsanleihen. Zum ersten Mal seit zehn Jahren sind die Renditen kurzfristiger US-Staatsanleihen höher als die US-Dividendenrendite.
Bei den Unternehmensanleihen haben sich die Risikoaufschläge seit Jahresanfang ausgeweitet. „Globale Hochzinsanleihen sind daher wieder etwas attraktiver bewertet, aber unserer Ansicht nach noch nicht attraktiv genug, um sich dort stark zu positionieren“, so Little. Chancen bieten hingegen Hart- und Lokalwährungsanleihen in den Emerging Markets. Allerdings ist hier ein sehr selektives Vorgehen erforderlich.
Steigende US-Inflation ist eines der Hauptrisiken
Abseits der Gefahr durch eine weitere Eskalation der Handelskonflikte sieht HSBC Global Asset Management die größten potenziellen Risiken für die Investmentmärkte in einem weiteren Anstieg der US-Inflation und einem Zinsschock. Dieser würde die Neubewertung von Risiken in allen Asset-Klassen nach sich ziehen. Emerging Markets könnten dann Kapitalabflüsse drohen. „Umfassende Neueinschätzungen der Inflation sind aber nicht alltäglich. Dadurch, dass eine deutliche Neubewertung der US-Zinsen gerade erst im ersten Halbjahr stattgefunden hat und die Inflation in Europa und Japan sich auf niedrigem Niveau hält, ist dieses Risiko etwas reduziert – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt“, meint Little.
(Jens Friedrich)