Gleichzeitig nahm aber auch das politische Störfeuer zu. Die unklare Situation im Bezug auf den Brexit, die Verschärfung von geopolitischen Konflikten und der Handelskrieg der USA mit China belasteten die Stimmung in der Wirtschaft und bei den Anlegern. Meldungen über sinkende Unternehmensgewinne belasteten die Stimmung zusätzlich. Trotz dieser schwierigen Konstellation konnten sich die Märkte schnell von den im Jahresverlauf immer wieder aufgetretenen Marktrückschlägen erholen.
Auf der anderen Seite haben die Zentralbanken ihre lockere Geldpolitik fortgesetzt oder sind, wie die amerikanische FED, wieder zu einer lockeren Geldpolitik zurückgekehrt und haben die Märkte mit Liquidität versorgt. Das aus dieser Zentralpolitik resultierende weitere Absinken des Zinsniveaus führte dazu, dass auch die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere im Jahr 2019 weitere Kurssteigerungen verzeichnen konnten.
Insgesamt betrachtet könnte diese Gemengelage die Anleger im Jahr 2020 vor einige Herausforderungen stellen und im schlimmsten Fall zu gleichzeitigen Kursrückschlägen am Aktien- und am Rentenmarkt führen.
Ausblick
Aus heutiger Sicht lassen sich die möglichen Entwicklungen im Jahr 2020 nur schwer einschätzen, da neben den bekannten auch noch neue Störfaktoren, wie zum Beispiel ein möglicher Bruch der großen Koalition in Deutschland, auftreten könnten, die Kursverluste an den Wertpapiermärkten mit sich bringen könnten. Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere kommt hinzu, dass das Segment der Unternehmensanleihen, aufgrund der rückläufigen Unternehmensgewinne, ein erhöhtes Risikopotential aufweist.
Im Gegensatz dazu könnten ein geregelter Brexit sowie das mögliche Ende des Handelskonfliktes zwischen den USA und China die Aussichten für die Weltwirtschaft beflügeln, was widerum zu Kursgewinnen führen könnte. Insbesondere die Tatsache, dass 2020 in den USA ein Wahljahr ist, könnte sich positiv auf die Aktienmärkte auswirken, da der amtierende Präsident kurz vor der Wahl sicherlich noch so viele positive Impulse wie möglich setzen möchte, um die Wähler von sich zu überzeugen.
Dementsprechend sollten Anleger ihre Portfolios im Jahr 2020, mit Blick auf ihre Risikotragfähigkeit, zumindest neutral oder im Segment der Aktien leicht übergewichtet ausrichten, um von einem erwarteten weiteren Anstieg der Aktienmärkte profitieren zu können. Gleichzeitig sollten sie Risikofaktoren wie Übergewichtungen in einzelnen Titeln oder Märkten reduzieren, um eine höhere Diversifikation zu erreichen. Denn auch wenn Diversifikation nur bedingt vor Kursrückschlägen schützt, ist eine breite Diversifikation der erste Schritt um Kursschwankungen im Portfolio zu minimieren. Das Risikobudget des Portfolios sollte dabei in Richtung Aktien allokiert werden, da die Risiken aus Anleihen aufgrund der niedrigen Verzinsung meiner Ansicht nach nicht mehr ausreichend kompensiert werden.
Aufgrund der derzeitigen Situation an den Zinsmärkten sollten auslaufende Anleihen nicht ersetzt und das Geld in der Kasse gehalten werden. Der Aufbau einer größeren Kasseposition ist eine weitere Möglichkeit, das Risiko in einem Portfolio zu reduzieren, während die Kasse auf der anderen Seite dazu genutzt werden kann, um bei Kursrückschlägen gezielt einzelne Positionen im Portfolio aufzustocken.
Auch können Edelmetalle wie zum Beispiel Gold als weitere Diversifikationsquellen genutzt werden. Allerdings müssen sich Anleger darüber im Klaren sein, dass Edelmetalle gerade in schwierigen Marktphasen eine hohe Korrelation zu anderen Anlageklassen aufweisen können und somit nur bedingt als Risikopuffer geeignet sind.
Auch wenn ich das Marktumfeld in 2020 eher positiv einschätze, könnte es passieren, dass Investoren einen Großteil ihres Portfolios liquidieren müssen, um überproportionale Kursverluste zu vermeiden. Hierbei könnte die Nutzung von sogenannten „Stop-Loss-Limits“ eine Möglichkeit für ein konsequentes Risikomanagement sein.
(Detlef Glow)