Investmentfonds

„Bankaktien machen die Negativzinsen zu schaffen“

Der US-Vermögensverwalter Janus hält eine systemische Finanzkrise dennoch für unwahrscheinlich. Die starken Kurseinbrüche bei Bankaktien sind kein Hinweis auf eine bevorstehende systemische Krise des globalen Finanzsystems.

Alex Mit / shutterstock

Sie resultieren vielmehr aus einem Bündel von Negativfaktoren. Dazu gehören die sich verschlechternden Aussichten für die Weltwirtschaft, Sorgen um die Werthaltigkeit vergebener Kredite wegen der steigenden Zahl von Unternehmenspleiten in der Metall-, Minen-; Öl- und Gasbranche, das sich verlangsamende Wirtschaftswachstum in China und anderen Emerging Markets und die Folgen der andauernden negativen Zinsen. Zu dieser Einschätzung kommen die Experten des amerikanischen Asset Managers Janus Capital. „Finanzkrisen werden typischerweise durch einen starken Mangel an Liquidität ausgelöst“, schreiben die Anlageexperten in ihrem jüngsten Ausblick. „Anders als 2008 oder 2011 gibt es heute jedoch ausreichende Puffer, die ein Austrocknen der Liquidität verhindern.“

Die Kurse von Bankaktien sind gegenüber ihren Hochständen im Vorjahr dennoch um 30 bis teilweise 45 Prozent zurückgegangen. So hohe Verluste hätten Finanztitel in der Phase seit den 1980er-Jahren allerdings auch bei anderen Ereignissen erlitten, in den die Risiken an den Finanzmärkten und in der Realwirtschaft abrupt gestiegen sind. „Wir halten die negativen Zinsen für einen der Schlüsselfaktoren für den jüngsten Einbruch“, so die Janus-Experten. Die extrem lockere Geldpolitik in Japan und Teilen Europas habe zwar zu negativen Zinsen in diesen Regionen geführt, die Kreditnachfrage dort aber bislang jedoch kaum ankurbeln können, wie die weiterhin geringen Investitionsausgaben zeigen. „Sollten die negativen Zinsen weiter anhalten und sogar noch weiter sinken, könnte das weitreichendere Konsequenzen für den Finanzsektor haben als nur die, dass die Zinsmargen schwinden“, prognostizieren die Anlagestrategen. So werde der Druck steigen, negative Sätze auch an die Kreditnehmer weiterzugeben, Pensionskassen und Lebensversicherer bekämen zunehmend Schwierigkeiten, angesichts negativer Zinsen und sinkender Kapitalerträge ihre Verpflichtungen zu kalkulieren und die Sparneigung der privaten Haushalte werde zurückgedrängt.

Durch die bereits umgesetzten Quantitative-Easing-Maßnahmen können sich viele Schuldner nach Beobachtung von Janus günstiger finanzieren. Dies führt vor allem in vielen aufstrebenden Schwellenländern Asiens zu einem sich verschärfenden Schuldenproblem. „Die Rückzahlung der jetzt aufgenommen Schulden wird den deflationären Druck auf die globale Wirtschaft erhöhen“, schätzen die Janus-Analysten. Vor allem in China sei die Verschuldungssituation zunehmend herausfordernd. „Dort ist das von den Banken vergebene Kreditvolumen seit der Finanzkrise deutlich gestiegen, während die Grenzrate der Kreditproduktivität erheblich zurückgegangen ist, weil mit einem Großteil der aufgenommen Kredite weitgehend marode und unrentable Staatsunternehmen finanziert worden sind“, beobachten die Analysten. Ihren Angaben zufolge beträgt der Return von einem Renminbi, der als Kredit vergeben wird, mittlerweile weniger als 0,2 Renminbi. Das entspricht einem Viertel des langfristigen Durchschnittswertes.

„Trotz dieser Herausforderungen ist ein systemisches Risiko eine derzeit zwar nicht unvorstellbare, aber dennoch recht weit entfernte Bedrohung für die Finanzmärkte“, schreiben die Janus-Autoren. Obwohl die QE-Maßnahmen bislang nicht für nachhaltiges Wachstum gesorgt haben, gibt es in der Eurozone Regionen, die Anlass zur Hoffnung geben. Statistiken zeigten zudem eine langsam ansteigende Kreditnachfrage in der Eurozone durch den Unternehmenssektor. Dazu ist die Stimmung bei den Banken weiterhin optimistisch. „In den kommenden Monaten wird dann zu verfolgen sein, wie die derzeit vorherrschende Stimmung an den Finanzmärkten das Kreditgeschäft beeinflusst und ob sich die Faktoren, die derzeit Anlass zu Optimismus geben, unter Umständen abschwächen werden.“

print

Tags: , , , , , , , , , , , , , , ,

ASCORE Auszeichnung

Es gibt viele gute Tarife – für die Auszeichnung „Tarif des Monats“ gehört mehr dazu. Lesen Sie hier, was die ausgezeichneten Tarife zu bieten haben.

Tarife des Monats im Überblick

ETF-News

ETF-News

Aktuelle News zu börsengehandelten Indexfonds.

zu den News

Guided Content

Guided Content ist ein crossmediales Konzept, welches dem Leser das Vergleichen von Finanzprodukten veranschaulicht und ein fundiertes Hintergrundwissen liefert.

Die Ausgaben im Überblick

ESG Impact Investing

In jeder Ausgabe stellt "Mein Geld" ein UN-Entwicklungsziel und dazu passende Investmentfonds vor.

Un-Entwicklungsziele im Überblick

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mein Geld Newsletter

Melden Sie sich für unseren 14-tägigen Newsletter an.

zur Newsletteranmeldung

Icon

Mein Geld Magazin

Die aktuelle Ausgabe

Mein Geld 05 | 2024

Die Zeitschrift Mein Geld - Anlegermagazin liefert in fünf Ausgaben im Jahr Hintergrundinformationen und Nachrichten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Finanzen.

zur Ausgabe | alle Ausgaben