Trotzdem bleiben die meisten „Auguren“ skeptisch für die Märkte und erwarten erst im zweiten Halbjahr eine Fortsetzung der Erholung. Dr. Manfred Schlumberger, Leiter des StarCapital-Portfoliomanagement, zeigt sich optimistischer, rät aber angesichts der verbleibenden Risiken dazu, flexibel zu bleiben.
Chancen sieht Schlumberger aktuell insbesondere an den europäischen Börsen und den Märkten der Schwellenländer, denen die Kurseinbrüche des vergangenen Jahres günstige Bewertungen beschert hätten. Wie er in der StarInvest, dem monatlichen Marktausblick des Oberurseler Vermögensverwalters, erklärt, sollten die Schwellenbörsen weiter vom vorläufigen Ende der Leitzinserhöhungen in den USA, dem nachlassenden Aufwertungsdruck auf den US-Dollar und den seit Ende letzten Jahres wieder zunehmenden Kapitalzuflüssen profitieren.
Unterdessen befände sich Europa noch immer im Abseits der internationalen Kapitalflüsse. Zum einen sei die Region in den Portfolios internationaler Investoren weiterhin stark untergewichtet. Außerdem hätten erschöpfte Risikobudgets institutionelle Investoren zum Jahresende zu massiven Abverkäufen von Aktien gezwungen. Auch Publikumsfonds hätten hohe Abflüsse verzeichnet und ihre Aktienquoten momentumgetrieben und aus Sorge vor schmerzhaften Jahresperformancezahlen gesenkt. „Die Januarrallye erwischte folglich viele Investoren auf dem falschen Fuß“, so Schlumberger. „Setzt sich die aktuelle Kurserholung fort, geraten viele dieser unterinvestierten Trendfolger unter massiven Kaufdruck. So könnte die Hausse weiter die Hausse nähren.“
Die globale Konjunktur habe sich zwar abgekühlt, aber eine Rezession in 2019 sei wenig wahrscheinlich. Während in den USA mit einem Wachstum von etwas über 2% gerechnet werde, stemme sich China mit Steuererleichterungen, höheren staatlichen Investitionen und einer expansiveren Geldpolitik gegen den Wirtschaftsabschwung. In Europa sorge die Aufweichung der Haushaltsregeln in Italien und Frankreich für fiskalpolitischen Rückenwind. Zusätzlich werde der private Konsum durch das starke Lohnwachstum nicht nur in Deutschland gestützt.
Nachdem die amerikanische Notenbank (FED) eine Zinspause sowie eine Reduktion ihrer monatlichen Anleiheverkäufe in Aussicht gestellt hat, sieht Schlumberger auch die Gefahr eines Überschießens der FED-Zinspolitik vom Tisch. Im Euroraum werde es unter dem im Herbst ausscheidenden EZB-Präsidenten Mario Draghi ohnehin keine Zinserhöhung geben. Stattdessen werde die EZB in Kürze mit einem neuen Langfristtender zur Bankenfinanzierung (TLTROs) geldpolitisch sogar wieder etwas mehr Gas geben.
Bei aller Zuversicht sieht Schlumberger aber auch zwei große Risiken. Eines wäre eine Eskalation des US-chinesischen Handelsstreits, durch die sich der Abschwung der chinesischen Wirtschaft verschärfen würde. In diesem Fall wäre eine Rezession im vom Exportland Deutschland dominierten Europa unausweichlich. Der gleiche Effekt könnte eintreten oder noch verschärft werden, wenn die chinesische Führung nicht ausreichend aufs Gaspedal drückt. „In diesen Fällen müsste man den Optimismus für das Börsenjahr 2019 abschreiben“, warnt der erfahrene Investmentexperte.
Als geringeres Risiko betrachtet er dagegen inzwischen den Brexit. Hier zeichne sich zwar noch keine Lösung ab. Der Markt schätze das Risiko eines harten Brexit jedoch immer niedriger ein. Schlumberger zufolge würde aber selbst ein ungeordneter Austritt Großbritanniens aus der EU vermutlich nur kurzfristige Kurskorrekturen auslösen, da viele Investoren inzwischen lieber „ein Ende mit Schrecken als einen Schrecken ohne Ende“ herbeisehnen.
(StarCapital AG)