Investmentfonds

China und die Finanzmärkte

Ein aktueller Blick auf die Märkte von Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege bei BlackRock:

Nach den Feierlichkeiten anlässlich des Überspringens der 13.000er-Marke im DAX richtet sich der Blick der Märkte in dieser Woche gen Fernost, denn heute wird die Kommunistische Partei in China ihren mit Spannung erwarteten 19. Parteikongress abhalten, auf dem die politischen und wirtschaftlichen Weichen für die zweitgrößte Volkswirtschaft in den nächsten fünf Jahren gestellt werden sollen.

Da allerdings wohl keine konkreten Maßnahmen beschlossen oder verkündet werden, steht vor allem die Frage im Zentrum, inwieweit die Führungsriege der Partei umgebaut wird. Altersbedingt werden einige Mitglieder des Politbüros weichen müssen – und wer nachrückt, wird dabei einen Fingerzeig dahingehend liefern, ob Präsident Xi seine Macht weiter verfestigen kann, um perspektivisch womöglich sogar eine dritte Amtszeit ab 2022 anzustreben.

Die zurückliegende erste Amtszeit Xis war geprägt von Krisen und entsprechender Feuerwehrarbeit. Insbesondere der Aktienmarktcrash in China im Jahr 2015 und 2016 dürfte vielen Investoren noch in lebhafter Erinnerung geblieben sein. Das Vorantreiben des Transformationsprozesses in China hin zu einer Dienstleistungswirtschaft geriet entsprechend etwas in Stocken.

Chinas Regierung stützte das Wachstum

Und zwar ganz entgegen des eigentlichen Plans der Transformation – indem durch die Aufnahme neuer Schulden abermals massiv in die Infrastruktur investiert wurde. Die somit erzeugte Wachstumsbeschleunigung wirkte sich dennoch positiv auf die gesamte Region aus und trug auch maßgeblich zu der starken Entwicklung von Risikoaktiva aus den Schwellenländern bei.

Dass das Wachstum in China in den nächsten Jahren geringer ausfallen dürfte und dass auch die offiziellen Wachstumsziele in den nächsten Jahren nach unten angepasst werden müssen, dürfte ebenfalls Gegenstand der Parteitagsdebatten sein. Eine schlechte Nachricht ist das nicht notwendigerweise, da China durch die Umstellung seiner Wirtschaftsstruktur durchaus ein „gesünderes“ Wachstum ins Haus steht.

Zwei große Damokles-Schwerter hängen dennoch über Peking und dem gesamten Land. Zum einen ist das der hohe Schuldenberg, der sich im Optimalfall nur wachstumsmindernd auswirkt, im ungünstigen Fall aber sogar in einer Schuldenkrise münden könnte. Zum anderen stellen protektionistische Bestrebungen in Washington eine Gefahr für den Exportweltmeister China dar.

In diesem Zusammenhang dürfte insbesondere der Besuch Trumps in Asien im November eine wegweisende Rolle spielen. Sollte Trump, der regelmäßig Chinas hohen Handelsüberschuss mit den USA kritisiert, mit der Erkenntnis nach Hause zurückkehren, dass eine deutliche Reduzierung des Handels mit China erstrebenswert ist, wird Xi wohl abermals einige seiner Pläne über den Haufen werfen müssen. Unser Kernszenario bleibt unter dem Strich aber das eines robust wachsenden Chinas, das somit auch in Zukunft einen guten Nährboden für eine erfreuliche Entwicklung von Schwellenländertiteln bereiten dürfte.

Was bedeutet das für Anleger?

Während Chinas Parteikongress langfristig die Marschrichtung – vor allem für die asiatischen Märkte – vorgibt, schauen die Investoren kurzfristig auf den Start der Berichtssaison für das dritte Quartal in den USA. Im Schnitt rechnet der Markt mit einem Anstieg der Gewinne um knapp vier Prozent im Vergleich zum Vorquartal.

Während ein schwacher US-Dollar in den vergangenen Monaten unterstützend gewirkt hat, haben wohl vor allem die tropischen Hurrikane die eine oder andere Gewinn- und Verlustrechnung durcheinandergewirbelt. Zu den großen Gewinnern dürfte dennoch abermals der Technologiesektor zählen, der seit Jahresbeginn die beste Wertentwicklung aller Branchen aufweist. Aber auch der Energiesektor dürfte von dem Anstieg des Ölpreises profitiert haben.

Ein Großteil des Gewinnanstieges wird aber auch auf die schwächere Ertragslage vor einem Jahr zurückzuführen sein –

Stichwort: Basiseffekt. Insgesamt erfreuliche Zahlen könnten dem Bullenmarkt weiteren Rückenwind liefern. Wir halten daher an unserer positiven Sicht auf die Aktienmärkte fest und auch der Appetit der Anleger scheint nicht abzuebben: In der vergangenen Woche flossen mit 6,6 Milliarden US-Dollar so viele Mittel in globale Aktienfonds wie noch nie zuvor innerhalb einer Woche.

Neben der Berichtssaison wirft auch die EZB-Sitzung in der kommenden Woche ihre Schatten voraus. Ein Anstieg der Kerninflationsrate in der Währungsunion auf 1,3 Prozent sowie auch eine Headline-Inflationsrate in Deutschland in der Höhe von 1,8 Prozent machen eine „Tapering“-Ankündigung am 26.Oktober immer wahrscheinlicher.

Auch die Zinsanhebungserwartungen in den USA erhielten nach Veröffentlichung der September-Inflationszahlen neues Futter. Obwohl die Kerninflationsrate bei 1,7 Prozent verharrte, sorgte ein Anstieg der Headline-Rate auf 2,2 Prozent vermutlich für Erleichterung im Camp all jener FOMC-Mitglieder, die eine Anhebung im Dezember grundsätzlich eher befürworten. Die am Markt gepreist Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Zinsschritt liegt aktuell weiter bei über 80 Prozent.   (BR)

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