Investmentfonds

David Moss, BMO Global Asset Management: „Quartalszahlen zeichnen oft ein falsches Bild vom wirklichen Wert eines Unternehmens“

Gewinn pro Aktie, Berichtssaison, Gewinnmeldungen, Gewinnprognosen, Analystenerwartungen, Konsenserwartungen und unter der Hand abgegebene Einschätzungen, die sogenannten „Whisper Numbers“, sind Unternehmen ebenso vertraut wie den Anlegern. Jedes Quartal präsentieren die meisten börsennotierten Unternehmen ihren Aktionären und der allgemeinen Öffentlichkeit ihre Ergebnisse. Ob diese im Vorjahresvergleich gut oder schlecht ausfallen, hat meist – wenn auch nur kurzfristig – enormen Einfluss auf die Kursentwicklung. Wie viel Aufmerksamkeit langfristig orientierte Anleger diesen Quartalszahlen tatsächlich schenken sollten, erläutert David Moss, Fondsmanager von BMO Global Asset Management, im Interview.

Herr Moss, die Q3-Berichtssaison hat begonnen – wie berücksichtigen Sie diese Zahlen in Ihrer Anlagestrategie?

David Moss: Quartalszahlen beachte ich nicht besonders. Ich halte diese Informationen für ziemlich sinnlos. Und für häufig irreführend, denn allzu oft zeichnen sie ein falsches Bild vom wirklichen Wert und der wahren Qualität eines Unternehmens. Die Veröffentlichung dieser Quartalszahlen beeinflusst auch schnell das Anlegerverhalten, sodass die Kurse in der Regel kurzfristig schwanken.

Dem können Sie sich aber doch nicht entziehen?

Moss: Unser Prozess stellt die detaillierte Analyse der einzelnen Unternehmen in den Vordergrund und ist so gestaltet, dass wir emotionale Komponenten möglichst ausschalten. Denn letztendlich sind es ja nicht die Daten, die die Kursbewegungen verursachen, sondern die Hoffnungen und Ängste der Anleger.

Wie informieren Sie sich denn über den wahren Wert der Unternehmen, die Sie kaufen?

Moss: Wir haben Zugang zu sehr guten Quellen für Finanzmarkt- bzw. Unternehmensdaten. Wir verwenden relativ wenig Zeit und Energie darauf, uns Sorgen über Quartalszahlen oder eben auch die täglichen Kursfluktuationen zu machen. Als langfristige Anleger konzentrieren wir uns lieber auf das Unternehmen und seine Bilanz, seine operativen Margen und seinen freien Cashflow. Die Quartalsergebnisse ändern nichts an unseren unternehmensspezifischen Anlageargumenten. Unsere Anlagephilosophie beruht auf drei Säulen: analysieren, verstehen und investieren.

Welche Fragen stehen bei Ihrem Investmentprozess im Vordergrund?

Moss: Als langfristige Anleger verwenden wir den Großteil unserer Zeit auf die Beantwortung qualitativer Fragen, damit wir ein Unternehmen, sein Geschäftsmodell und seine Branche im Detail verstehen. Wir arbeiten mit einem fundamentalen Bottom-up-Prozess, denn getreu unserer Philosophie investieren wir in qualitativ hochwertige Unternehmen. Unser Ziel sind Unternehmen mit in Zukunft nachhaltig hohen Kapitalerträgen und soliden Bilanzen auf Grundlage stabiler Cashflows. Diese Unternehmen sollen von erfahrenen Management-Teams geleitet werden, die dieselben Interessen verfolgen wie die Aktionäre. Und sie müssen über ein „stabiles Fundament“ oder Wettbewerbsvorteile verfügen, die für nachhaltig hohe Erträge sorgen.

Aktuelle Meldungen – wie etwa die zum VW-Skandal – spielen für Sie wirklich keine Rolle?

Moss: Die analytische Vorgehensweise ist für uns sehr viel wichtiger als die ständigen Meldungen, ob ein Unternehmen die Konsenserwartungen übertroffen hat. Wir sind davon überzeugt, dass die Rentabilität von Unternehmen generell nur über einen kompletten Geschäftszyklus oder sogar einen noch längeren Zeitraum beurteilt werden kann, sicher aber nicht auf Sicht von drei Monaten. Die Investoren haben schnell reagiert und Volksagen nach dem Bekanntwerden des Skandals und dem düsteren Quartalsbericht abgestraft. Der deutsche Autobauer war allerdings auch vor dem Schuldeingeständnis nicht Teil unseres Portfolios – aufgrund langfristiger Erwägungen und der Tatsache, dass das Unternehmen unsere Qualitätskriterien nicht erfüllt hat.

Können Sie Quartalszahlen wirklich nichts abgewinnen?

Moss: Wir überlassen es den opportunistischen, kurzsichtigen „Händlern“, sich den Kopf über die Quartalszahlen zu zerbrechen. Wie bereits Warren Buffet einst sagte: „Wir sind schon seit langem davon überzeugt, dass Kursgurus nur für eines gut sind: den Ruf der Wahrsagerzunft zu verbessern.“

 

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