Ich gebe es zu, meine Einschätzung für die Aktienmärkte im Jahr 2024 war viel zu defensiv. Während die Aktienmärkte, insbesondere in den USA, aber auch der DAX und andere europäische Börsen im Laufe des Jahres immer wieder neue Höchststände erreichten, empfahl ich den Anlegern ein neutral ausgerichtetes Portfolio mit einer Kasse, die bei Kursrückgängen für Zukäufe genutzt werden sollte. Grundsätzlich keine schlechte Empfehlung,aber insgesamt zu defensiv. Allerdings muss man auch sagen, im Nachhinein weiß man es immer besser.
Wobei, wenn ein Anleger sein Portfolio auf Basis seiner persönlichen Risikotragfähigkeit neutral positioniert, dann hat er schon fast den möglichen Maximalertrag erzielt. Anders formuliert, wenn ein Investor innerhalb der Grenzen seiner strategischen Vermögensaufteilung die Basisaufteilung eingehalten hat, lag er in dem für das Jahr 2024 zu erwartenden Ertragsprofil. Natürlich kann man hier einzelne Vermögensteile aus taktischer Sicht übergewichten, um so zu versuchen, einen Zusatzertrag zu erzielen. Dies kann aber zu einer erhöhten Schwankungsbreite (Volatilität) im Portfolio führen. Aus meiner Sicht macht es daher mehr Sinn, Kursrückschläge für Nachkäufe zu nutzen und die entsprechenden Positionen im Laufe der Zeit wieder auf die neutrale Position zurückzuführen.
Insgesamt betrachtet könnte das Jahr 2025 ein schwieriges Jahr für Kapitalanleger werden. Denn es ist im Moment schwierig, die von dem neuen amerikanischen Präsidenten angekündigten Zölle und anderen Maßnahmen einzuordnen, da diesen Ankündigungen durchaus andere Taten folgen könnten. Zudem dürften die möglichen Auswirkungen der geopolitischen Spannungen im Mittleren Osten und Osteuropa weiterhin die Lage auf dem Kapitalmarkt belasten. Außerdem könnte eine erneut anziehende Inflation im Jahr 2025 ein Thema werden, auf das die Zentralbanken reagieren müssen.
Was bedeutet dies jetzt für das Jahr 2025? Aufgrund der vielen Unbekannten bietet es sich auch im diesem Jahr an, sein Portfolio neutral zu positionieren und mögliche Kursrückschläge für Nachkäufe zu nutzen. Da es derzeit aufgrund der invertierten Zinsstrukturkurve in der Eurozone attraktiver ist, Kapital am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve anzulegen als am langen, sollte die für Nachkäufe benötigte Kasse den meisten Investoren zur Verfügung stehen.
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