Über alle Vermögensklassen hinweg sei nur mit mittleren einstelligen Renditen zu rechnen, so der Chef-Anlagestratege der Deutschen Asset Management. Die richtige Auswahl und Streuung der Investitionen werde noch wichtiger als im vergangenen Jahr. Grundsätzlich bevorzuge die Deutsche AM Anlagen mit starken Einkommensmerkmalen – also gute Dividendenzahler, ausgesuchte höherrentierliche Anleihen und alternative Infrastruktur- und Immobilienanlagen. „Wir hängen unsere Erwartungen an Wirtschaftswachstum und Kapitalmarkterträge für 2017 nicht allzu hoch. Gleichzeitig fürchten wir jedoch keine Rezession in den großen Wirtschaftsregionen. Politik und Zentralbanken können jedoch weiterhin kurzfristige Markteinbrüche verursachen, stehen aber auch für die Verlängerung des aktuellen Zyklus“, sagt Kreuzkamp.
Die große Unbekannte bleibt für Kreuzkamp die Politik: Aufgrund der ungelösten Frage nach dem Brexit und den Wahlen in einigen wichtigen europäischen Ländern werde die Frage nach der Zukunft der Europäischen Union (EU) und nach Nationalismus und Protektionismus wieder stark im Fokus sein. So hatten zuletzt die Kritiker der EU an Gewicht gewonnen. Weiterhin schwelen und brennen auch regionale Konflikte wie in Syrien und in der Ost-Ukraine. Hinzu kommen wachsende außenpolitische Ambitionen Russlands und Chinas.
Politik bewegt Märkte
Von großer Bedeutung ist Kreuzkamp zufolge auch die Entwicklung in den USA. Grundsätzlich sei es dem neuen Präsidenten Donald Trump zuzutrauen, die Märkte nachhaltig zu bewegen. Insbesondere, da ein republikanisch dominierter Kongress ihm großen Handlungsspielraum gewähren könnte. „Die Kombination aus Steuersenkung, Deregulierung und Infrastrukturprojekten kann der US-Wirtschaft Impulse geben, so dass der Aufschwung in seinem achten und vielleicht auch neunten Jahr weitergehen könnte. Er könnte aber auch Inflation bringen“, sagt Kreuzkamp.
Die Finanzmärkte hätten bereits entsprechend reagiert. Allerdings könne es sein, dass die Begeisterung der Anleger bald wieder etwas abflaue. Zum einen, weil sich die Pläne nicht so schnell umsetzen lassen werden, wie vielfach vom Markt erhofft, und zum anderen, weil die Frage nach der Kehrseite von Trumps Politik wiederkehren werde – wie etwa die Einschränkung des freien Welthandels. Allerdings bleibe offen, ob Trump wirklich auf Protektionismus setze und setzen könne – eine Abschottung würde die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Unternehmen zum Beispiel aufgrund von Kostensteigerungen schmälern. Dementsprechend rechnet die Deutsche AM 2017 nur mit einer leichten Beschleunigung bei Wachstum und Inflation. „Wir werden alle unsere Positionen regelmäßig mit der Entwicklung der US-Politik abgleichen. Das Überraschungspotenzial des kommenden US-Präsidenten haben wir auf der Rechnung, in beide Richtungen. Denn Politik bewegt Märkte“, erläutert Kreuzkamp.
Global erwartet er ein Wachstum von 3,5 Prozent. Damit wäre 2017 das achte Jahr in Folge mit einem Wachstum von mehr als drei Prozent – das gab es zuletzt in den 1960er Jahren. Auch in der Eurozone sollte es wirtschaftlich aufwärts gehen. Für 2017 erwartet die Deutsche AM ein Wachstum von 1,3 Prozent – mit dem Konsum als Haupttreiber.
Starker Dollar
In der Welt der Anleihen und Währungen sollte im kommenden Jahr die Divergenz der Zentralbanken erst einmal zunehmen, mit entsprechender Wirkung auf den US-Dollar. Während in den USA mit zwei weiteren Leitzinsschritten der US-Notenbank – zusätzlich zu einem im Dezember 2016 – zu rechnen sei, sollte die EZB auf Niedrigkurs bleiben und auch ihr Anleihekaufprogramm bis tief ins Jahr auf vollen Touren fortführen. Allerdings könnte dann die Zeit des sogenannten Taperings, also des erneuten Anziehens der Geldpolitik, gekommen sein.
Der Dollar werde dementsprechend im kommenden Jahr weiter stark sein. „Wir erwarten das Ende der Zinstiefs, aber keine nachhaltigen Zinssprünge. So drohen für Kerneuropa und für die USA 2017 negative Gesamtrenditen bei Staatsanleihen. Die Zinsunterschiede zwischen der Eurozone und den USA sollten noch größer werden. Mittelfristig gehen wir jedoch noch nicht vom Ende der Niedrigzinsära aus. Allerdings könnte 2016 das Jahr der Zinstiefststände gewesen sein“, sagt Bill Chepolis, Leiter des Anleihegeschäfts für die Region EMEA der Deutschen AM. Aus Anlagesicht setzt die Deutsche AM unverändert auf Unternehmensanleihen in Europa und den USA, ebenso wie auf Staatsanleihen der europäischen Peripherieländer. Innerhalb der Schwellenländer gebe es attraktive Hartwährungs-Staatsanleihen, auch wenn hier mit höheren Preisschwankungen zu rechnen ist.
Aktiv Risiko steuern
An den internationalen Aktienmärkten ist der Deutschen AM zufolge mit einem einstelligen Wachstum zu rechen. Dabei sei die Lage an den wichtigsten Märkten sehr unterschiedlich: So hätten zuletzt die US-Indizes neue Rekordstände erreicht. Allerdings bleibe die Prognose wegen der Unsicherheit über die Trumpsche Politik schwierig. So könnten US-Aktien zwar von Deregulierung und einem Fiskalprogramm profitieren, gleichzeitig aber unter einem starken Dollar und weiterem Lohndruck leiden. Steigende Zinsen sprächen zudem gegen höhere Bewertungen. In den Schwellenländern könnten unter anderem höhere US-Zinsen für Verunsicherung sorgen. Allerdings sei dort eine Erholung der Volkswirtschaften zu beobachten, von der schließlich auch europäische Aktien, insbesondere deutsche, profitieren könnten, betonte Thomas Schüssler, designierter Co-Aktienchef der Deutschen AM. Ohnehin hätten in Europa die Unternehmenszahlen zuletzt wieder ermutigend ausgesehen. Derzeit preisten die Börsen ein gewisses politisches Risiko ein, wie etwa der Bewertungsabstand zu den USA zeigt. Allerdings könne laut Schüssler genau hierin die Chance für die positive Überraschung liegen.
Insgesamt böten volatile Seitwärtsmärkte auch Chancen, wenn Anleger aktiv, selektiv und taktisch handeln. Vor allem Multi-Asset-Anlagen dürften bei den Investoren für großes Interesse sorgen: „Angesichts der geringeren Renditeaussichten müssen Anleger aktiv Risiken steuern – das wir im kommenden Jahr der Schlüssel zum Anlagerfolg sein. Die Aufgabe lautet, für ein gegebenes Renditeziel das Risiko zu optimieren“, sagt Christian Hille, zuständig für alle Multi-Asset-Anlagen der Deutschen AM. „Ausschüttungen dürften einen überwiegenden Anteil am Gesamtertrag aller Anlagen haben. Daher favorisieren wir einkommensorientierte Strategien. Darüber hinaus ist eine globale Streuung ist unerlässlich.“
(Quelle: Presseinformation Deutsche Asset Management)