Aus diesem Grund nutzen viele Anlageberater und Investoren Fondsratings bei der Fondsauswahl, bieten diese Bewertungen doch eine gute Orientierungshilfe. Ähnlich verhält es sich mit den jährlich von Ratinganbietern und anderen Institutionen verliehenen Awards. Diese Auszeichnungen werden von den Fondsanbietern gerne für Marketingzwecke eingesetzt, da sie belegen, dass der ausgezeichnete Fonds sich über einen bestimmten Zeitraum hinweg, auf Basis der jeweiligen Bewertungskriterien, gegen alle seine Mitbewerber durchsetzen konnte, denn ein Award wird nur an den besten Fonds vergeben, während die beste Ratingnote in der Regel an eine Gruppe von Fonds vergeben wird.
Da es nicht möglich ist, auf Basis von individuellen Kriterien und Vorgaben eine allgemeingültige Bewertung von Investmentfonds vorzunehmen, steht bei den Lipper Fund Awards die Leistung des Fondsmanagers im Verhältnis zu seinen Mitbewerbern im Fokus. Da sich diese Leistung am besten an der Beständigkeit des risikoadjustierten Ertrages ablesen lässt, wird für die Ermittlung der Gewinner der Lipper Fund Awards das Lipper Leaders Rating für konsistenten Ertrag verwendet, um die besten Fonds über den jeweiligen Anlagezeitraum (drei, fünf und zehn Jahre) zu ermitteln.
LIPPER FUND AWARDS FÜR EINZELFONDS
Die Produktvielfalt spiegelt sich auch in der Anzahl der im Jahr 2020 von Lipper in Deutschland verliehenen Awards wider. Aus dem Universum aller in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Investmentfonds aus den Anlageklassen Aktien, Renten und Mischfonds wurden insgesamt 256 Lipper Fund Awards für Einzelfonds vergeben, wovon 83 Awards für die Drei-Jahres-Periode verliehen wurden, 98 für die Fünf-Jahres-Periode und 75 für den Zehn-Jahres-Zeitraum. Die abnehmende Anzahl von Awards über die längerfristigen Betrachtungsperioden ergibt sich daraus, dass nicht alle Fonds in den Vergleichsgruppen über eine entsprechend lange Historie verfügen. Dies in Verbindung mit der Mindestanzahl von zehn Fonds, die für die Berechnung der Lipper Fund Awards vorhanden sein müssen,
führt dazu, dass die Anzahl der Gewinner über längere Laufzeiten niedrigerist. Somit konnten sich die Gewinner eines Lipper Fund Awards gegen mindestens neun weitere Produkte durchsetzen und über den entsprechenden Bewertungszeitraum die beste risikoadjustierte Rendite erzielen.
Ein wichtiges Kriterium für die Qualität eines Ratings beziehungsweise von Awards ist die Anzahl der bewerteten Kategorien. Während einige Marktbeobachter in der Vielzahl der Kategorien eine Inflationierung der Awards sehen, stellt eine große Anzahl von Vergleichsgruppen in Wirklichkeit sicher, dass nur Fonds mit demselben Anlageschwerpunkt miteinander verglichen werden.
LIPPER FUND AWARDS FÜR KAPITALVERWALTUNGSGESELLSCHAFTEN
Um bei der Bewertung der Kapitalverwaltungsgesellschaften vergleichbare Gruppen zu schaffen, werden die Anbieter von Lipper, anhand der von ihnen verwalteten Vermögen, in kleine und große Gesellschaften unterteilt. Zusätzlich müssen große Gesellschaften für den „Overall Award“ mindestens fünf Aktienfonds, fünf Rentenfonds und drei gemischte Portfolios verwalten, während kleine Anbieter jeweils nur drei Fonds je Anlageklasse managen müssen.
Für die Berechnung der Lipper Fund Awards werden alle Fonds der jeweiligen Anlageklasse berücksichtigt. Somit kann die jeweils beste große beziehungsweise kleine Kapitalverwaltungsgesellschaft mit allen von ihr verwalteten Portfolios, durchschnittlich betrachtet, über den Zeitraum von drei Jahren bessere risikoadjustierte Erträge erzielen als ihre Mitbewerber.
NUTZEN FÜR DEN ANLEGER
Alle Ratings und Awards haben für den Anleger einen Nachteil, sie bewerten die Ergebnisse der Fonds in der Vergangenheit und haben somit nur eine geringe Aussagekraft für die zukünftigen Ergebnisse eines Fonds. Hierbei darf man aber nicht vergessen, dass die Vergangenheit die einzige Orientierungshilfe ist, die Investoren bei der Fondsauswahl haben. Somit sind die Qualität der Bewertungsmethodologie und eine ausreichend feine Gliederung der einzelnen Anlageklassen sowie das zugrundeliegende Fondsuniversum wichtige Einflussfaktoren für die Aussagekraft von Awards und Ratings.
Sollten Anlageberater oder Investoren bei der Fondsauswahl Awards und/oder Ratings einsetzen, müssen sie die Ergebnisse der von ihnen ausgewählten Fonds in jedem Fall regelmäßig überprüfen, um sicherzugehen, dass die von ihnen gewählten Produkte nach wie vor den jeweiligen Anforderungen entsprechen.
Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Bei dem Inhalt handelt es sich nicht um eine Anlageempfehlung. Anleger sollten in Bezug auf Anlageentscheidungen für ihr Portfolio immer mit einem Anlageberater sprechen. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Refinitiv.
(Detlef Glow)