Weder die Corona-Pandemie noch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten und auch nicht die Inflation und die zeitweise sinkenden Realeinkommen konnten das Nettovermögen in Deutschland ins Straucheln bringen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und das Forschungsnetzwerk Alterssicherung (FNA) haben die Vermögensstrukturen unter die Lupe genommen und kommen übereinstimmend zum Ergebnis, dass das Netto Vermögen auch über die letzten Jahre weiter gewachsen ist. In den letzten fünf Jahren (2018 bis 2023) sind die Vermögen sowohl im Durchschnitt als auch im Median deutlich gestiegen. Pensionäre verfügten im Median über ein Netto-Vermögen von 310.000 Euro. Die eine Hälfte hatte also ein höheres und die andere Hälfte ein geringeres Vermögen. 2018 betrug das Median-Nettovermögen noch 265.100 Euro – eine Steigerung um stolze 17 Prozent. Senioren, die ihre Rente über berufsständische Versorgungswerke (Rechtsanwälte, Ärzte etc.) beziehen, verfügten Ende 2023 im Median über ein Nettovermögen von 260.400 Euro.
Die Netto-Vermögenswerte der Rentner und insbesondere der Ruheständler, deren Haupteinkommen aus selbständiger Erwerbstätigkeit stammt, sind hingegen weit abgeschlagen. Hier liegt das Medianvermögen nur bei knapp 70.000 Euro. Es wird allerhöchste Zeit, dass die schon lange diskutierte „Aktienrente“ an den Start geht. Kürzlich verkündete die Ampelregierung zwar, es herrsche endlich Einigkeit über deren Einführung, doch es wird noch um Details gerungen. Mit einem entsprechenden Gesetz ist frühestens Mitte nächsten Jahres zu rechnen. Die private Altersvorsorge soll durch ein Altersvorsorgedepot gestärkt werden, bei dem vollkommene Freiheit hinsichtlich der Auswahl der Assets herrschen soll. Es können also auch Aktien beziehungsweise Aktienfonds gewählt werden. Bis zu 3.000 Euro im Jahr sollen mit einer staatlichen Förderung von 20 Prozent, also maximal 600 Euro im Jahr, unterstützt werden. Gerungen wird nun um die Details, so beispielsweise um den Vorschlag, die Erträge zunächst steuerfrei auflaufen zu lassen. Nach den Vorstellungen Lindners soll die Versteuerung der Erträge erst – wie bei der gesetzlichen Rente – bei der Auszahlung im Alter fällig werden. Die Aktienrente könnte den Trend hin zur Aktienanlage verstärken. Gerade veröffentlichte das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) das Update des Geldanlage-Index (DIVA-GA). Dieser Index misst unter anderem die Einstellungen zur aktienbasierten Geldanlage. Der Indexwert liegt zwischen minus 100 und plus 100 Punkten. Im Sommer 2020 lag der Wert noch bei 24,9. Bis heute ist er auf 31,1 gestiegen. Das Finanzbarometer 2024, eine repräsentative Umfrage von J.P. Morgan Asset Management, weist zwar nach wie vor das Sparbuch als Spitzenreiter aus (43 Prozent der Befragten gaben dies als eine von mehreren möglichen Geldanlageformen an; Tages- und Festgelder sind für 41 Prozent eine Option). Mit 32 Prozent haben aber nun erstmals Investmentfonds (inkl. ETFs) die Lebens- und Rentenversicherungen, die nur noch auf 30 Prozent kamen, überholt. Weiter so!
JÜRGEN DUMSCHAT