Der Anstieg der Staatsanleiherenditen beeinflusst mehrere Entwicklungen. Trotz der jüngsten Schwäche der US-Konjunkturindikatoren nahmen die Marktteilnehmer eine höhere Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung der US-Notenbank (Fed) im Dezember 2016 vorweg. Dadurch stieg das eingepreiste Chancenverhältnis im Vergleich zum wesentlich geringeren Niveau im Anschluss an das britische Referendum zum Brexit auf 50 Prozent. Eine Wiederaufnahme der Normalisierung ist unserer Meinung nach wahrscheinlich. Darüber hinaus scheinen Zweifel an weiteren Lockerungsmaßnahmen der Bank of Japan, der Europäischen Zentralbank oder der Bank of England aufzukommen. Nicht zuletzt reduzieren Anleger ihre Anleihepositionen mit langer Duration.
Globales Wachstum
Trotz dieser Rückschläge gehen wir davon aus, dass die Märkte den Kurs des moderaten globalen Wachstums und der niedrigen Inflation beibehalten werden. Wir erwarten, dass sich die globalen Märkte weiterhin gut entwickeln, sofern sie ein günstiges Szenario vorfinden, bei dem das Wachstum stark genug ist, um die Unternehmensgewinne zu unterstützen, aber nicht so stark, dass es ein schnelleres Tempo der US-Zinserhöhungen oder einen kräftigen Anstieg des US-Dollars auslöst. Vor allem die Industrieländer erwiesen sich in den letzten Jahren als widerstandsfähig gegenüber politischen und geopolitischen Spannungen sowie Marktschocks. In China deuten die jüngsten Daten zur Kreditvergabe und zur Realwirtschaft auf eine Fortsetzung der Expansion hin.
Aktien und Schwellenmärkte
In diesem Umfeld erkennen wir eine zunehmende Rotation in bisher verschmähte zyklische Aktien und Schwellenmärkte. Rückgänge an den globalen Aktienmärkten dürften flach verlaufen, und die Konsolidierung sollte mit einer Rotation in zyklischere Aktien sowie in die Bereiche der Schwellenmärkte einhergehen, die in den letzten Jahren zurückgefallen waren. Für eine Rotation sind aus unserer Sicht aber auch Anzeichen für eine verbesserte Gewinnentwicklung erforderlich. Deshalb nehmen wir nach wie vor eine vorsichtige Haltung gegenüber Substanzwerten an sich ein.
Brexit
Trotz der Besorgnis über den Brexit war die Marktstimmung insgesamt von der Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft geprägt. In China ist die von vielen prognostizierte harte Landung nicht eingetreten, Teile Asiens entwickeln sich wieder gut, und in Brasilien und Russland übertreffen die Gewinnaussichten die Erwartungen. All dies trug dazu bei, das globale Wachstum aufrecht zu erhalten.
Larry Hatheway, Group Head Multi Asset Portfolio Solutions und Chefökonom beim Asset Manager GAM, kommentiert einmal im Monat die aktuelle Marktlage.