Wo liegt bei Ihrer thematischen Fondspalette der Fokus?
AANAND VENKATRAMANAN: Wir wollen ein Engagement in Unternehmen ermöglichen, die in Bereichen aktiv sind, welche einen strukturellen oder fundamentalen Wandel herbeiführen. Das ist jede Art von Technologie, die über das Potenzial verfügt, grundlegend die Art und Weise zu verändern, wie wir bestimmte Dinge tun, Technologie, die tiefgreifende Auswirkungen auf unser Leben hat und uns dabei unterstützen kann, die Welt sauberer zu machen. Normalerweise liegt der Fokus auf Themen, die zweistellige Wachstumsraten aufweisen und diese potenziell in den kommenden Jahren aufrechterhalten können.
Wie geht man sicher, dass ein Thema auch in Zukunft relevant bleibt?
AANAND VENKATRAMANAN: Wir halten Ausschau nach greifbaren Indikatoren. Gibt es einen Bedarf an einer bestimmten Lösung? Gibt es ein Problem, vor dem man derzeit steht oder das in einigen Jahren auftreten wird, und welche Lösungen gibt es dafür? Aus diesen Problemen könnte sich eine sehr teure Lösung ergeben, die vielleicht nicht sehr attraktiv ist. Und: Sind in diesem Fall die Lösungen wirtschaftlich machbar oder können sie es werden?
Warum sind thematische Anlagen der richtige Weg, wenn es um nachhaltige Investments geht?
AANAND VENKATRAMANAN: Es gibt verschiedene Ansätze für nachhaltige Anlagen und Impact Investing. Natürlich hängt dies vom jeweiligen Anleger ab, aber was unsere thematische Fondspalette betrifft, ist letztlich jeder der Bereiche, auf die wir uns dabei konzentrieren, auf eines oder mehrere der SDGs ausgerichtet. Bei Dingen wie Cyber Security oder Robotik und Automatisierung geht es schwerpunktmäßig um die Schaffung starker Institutionen, also um die SDGs „Menschenwürdige Arbeit & Wirtschaftswachstum“ sowie „Industrie, Innovation & Infrastruktur“. All das fällt unter den Technologiebereich, also Robotik, künstliche Intelligenz, Cyberspace usw. Mit Blick auf den Umweltaspekt haben wir die Themen saubere Energie, Wasserstoffwirtschaft, Batterie-Wertschöpfungskette und sauberes Wasser. Was das Soziale angeht, geht es um die Gewährleistung eines universellen Zugangs zu Gesundheitsleistungen, also Behandlungen und Therapien oder auch bessere medizintechnische Geräte und Medikamente für seltene Krankheiten. Das ist grundsätzlich das Ziel unserer auf den Gesundheitssektor und die Pharmabranche ausgerichteten Fonds.
Wie identifizieren Sie Unternehmen und Themen und wie investieren Sie darin?
AANAND VENKATRAMANAN: Wir gehen von der Tatsache aus, dass sich die Themen noch in einem frühen Entwicklungsstadium befinden und sich rasch verändern, da die entsprechenden Bereiche im Vergleich zu den etablierten Wirtschaftssektoren relativ neu sind. Daher halten wir für diese Themen auch die traditionellen Sektorklassifizierungen für ungeeignet. Wir meinen, dass man einen innovativen Ansatz braucht, um passende Unternehmen zu identifizieren und zu bestimmen, inwieweit sie gegenüber einem bestimmten Thema exponiert sind. Da sich diese Themen noch in der Anfangsphase befinden, muss man neue Unternehmen betrachten, kleine oder mittelgroße oder wachstumsorientierte, solche, die aktiv in ihrem Bereich für Disruption sorgen. Aber gleichzeitig muss man auch größere Konzerne und Unternehmen mit höherer Marktkapitalisierung betrachten, die in ein bestimmtes Thema investieren. Wir glauben, dass dies nur mit aktivem Research möglich ist. Durch Kooperation mit Research-Partnern, die sich auf ein bestimmtes Thema oder einen bestimmten Bereich spezialisiert haben, können wir diese auf Evidenz fußenden Daten zu einzelnen Unternehmen erhalten und beurteilen, inwieweit die Firmen im Zusammenhang mit den jeweiligen Themen stehen. Dann nehmen wir all diese Daten und verarbeiten diese für die meisten unserer thematischen Fonds selbst, wir interpretieren sie. Anschließend entwerfen wir Regeln für die Anlagestrategie und wählen die zugehörigen Aktien aus.
Wir überprüfen diese Regeln auch laufend mit Blick darauf, inwieweit sich das jeweilige Thema weiterentwickelt hat und ob die Strategie angepasst oder verbessert werden sollte, um sicherzustellen, dass sie weiterhin das Thema widerspiegelt.
Tendenziell vermeiden wir weitreichende Änderungen an der Strategie, weil das dem Zweck zuwiderläuft. Es geht vielmehr um schrittweise kleinere Anpassungen, um zu gewährleisten, dass die Strategie der Weiterentwicklung und Veränderung des zugehörigen Themas Rechnung trägt. Es gibt zwei Aspekte zu berücksichtigen: Der eine ist das aktive Research-Element, also die Kooperation mit spezialisierten Research-Experten. Der zweite ist die aktive Ausgestaltung der Anlagestrategie, die bei den meisten Fonds erfolgt. Das geschieht hier bei LGIM, wo wir die Regeln entwickeln, nach denen dann die Aktien aus einem breiten Universum ausgewählt werden. Wir arbeiten außerdem mit Research-Firmen oder mit unserem hauseigenen Research-Team zusammen, um Indizes zu erstellen, deren Wertentwicklung wir anschließend abbilden.
Es handelt sich dabei um eine Mischung aus aktivem Research und Entwicklung aktiver Anlagestrategien. Auf dieser Grundlage wird ein regelbasierter, vollkommen transparenter Index geschaffen, bei dem die Anleger genau wissen, worin sie investiert sind. Das aktive Research-Element bietet den zusätzlichen Vorteil, dass Analysten vor Ort faktenbasierte Informationen zu den einzelnen Aktien liefern. Anders betrachtet bietet der Markt für eine Reihe der Smallund Mid-Cap-Aktien, die in vielen unserer Fonds enthalten sind, keine ausreichende Abdeckung durch Sell-Side-Research; in vielen Fällen sogar fast gar keine. Aus den alternativen Datensätzen von spezialisierten Research-Häusern, die wir verwenden, ist dagegen genau ersichtlich, auf welches Thema ein Unternehmen ausgerichtet ist und in welchem Umfang es exponiert ist.
Vielen Dank für dieses Gespräch.