Halten wir kurz inne und denken über die „Sinnfrage“ der Fondsbranche nach: „aktiv oder passiv“? Börsengehandelter Indexfonds, kurz ETF, oder aktiv gemanagter Investmentfonds – wie ist das Geld der Anleger besser angelegt? Es darf gestritten werden.
Die Argumente beider Lager sind nur allzu gut bekannt: Der ETF-Vertreter beruft sich stets auf die niedrigen Kosten seines Produkts und darauf, dass die meisten aktiven Manager es ohnehin nicht hinbekämen, besser abzuschneiden als der jeweilige Vergleichsindex. Warum also einen teuren Fonds kaufen, wenn die kostengünstige Alternative mindestens genauso gut ist? Klar, das leuchtet ein; die Kosten sind immer ein Thema.
Aktive Manager hingegen verweisen darauf, dass es – wie im Leben eben – nicht allein darum ginge, das günstigste Produkt auszuwählen, sondern das beste. Günstig könne den Anleger mitunter teuer zu stehen kommen. Auch dieses Argument ist stichhaltig und durch zahlreiche Beispiele belegt. So viel zur Gemüts- bzw. Gefechtslage.
Tatsächlich kommt es auf den Anleger an, auf dessen Bedürfnisse und Erfahrungen. Es geht also nicht darum, ob Fondsgattung A besser ist als B, sondern darum, welche von beiden besser zum jeweiligen Anleger passt.
Wer eine relativ klare Meinung hat zu dem, was künftig an der Börse passieren wird, für den können ETFs geeignete Instrumente sein; wer also davon ausgeht, dass Europa und seine Unternehmen sich in den kommenden Jahren prächtig entwickeln, der ist mit einem ETF auf den EuroStoxx womöglich gut bedient.
Allerdings braucht er starke Nerven. Denn wenn es an der Börse kracht, bekommt er das bei einem Aktienindexfonds mit voller Wucht zu spüren. So wie 2008/2009, zur Hochzeit der Finanzkrise, als die Kurse von Bankaktien einbrachen und sich viele Aktienindizes halbierten. Ein Index bildet eben nicht nur die guten Unternehmen ab, sondern auch die weniger guten, die krisenanfälligen. In ruppigen Börsenzeiten wird das schnell zu einem Problem.
Die meisten Anleger haben jedoch keine allzu guten Nerven. Sie wollen zwar möglichst attraktive Renditen erzielen, aber eben nicht um jeden Preis; die Kursschwankungen sollten sich also im Rahmen halten. Anders ausgedrückt: Viele Anleger wollen ruhig schlafen können. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Genau dieses Bedürfnis bedienen aktiv gemanagte Fonds, insbesondere Multi-Asset-Fonds – zumindest die guten und sehr guten ihres Faches. Entscheidend für den Fondsmanager ist ein tiefes Verständnis der Anlagen, in die er investiert. Chancen und Risiken jedes Investments wägt er ab – immer wieder; je besser er die künftigen Erträge einer Anlage kalkulieren kann, desto geringer ist das Risiko, nachhaltig Geld zu verlieren. Bei Aktien könnte das bedeuten, sich konsequent auf Qualitätstitel zu fokussieren – und die weniger guten Unternehmen schlicht links liegen zu lassen.
Ein ETF kann das nicht.
(Alexander Barion)