Liechtenstein gilt als attraktiver Finanzplatz. Warum sollte man gerade dort sein Vermögen anlegen?
BJÖRN KOGLER : Liechtenstein liegt nicht nur geografisch zwischen der EU und der Schweiz. Durch seine Zoll- und Währungsunion mit der Schweiz ist der Schweizer Franken offizielles Zahlungsmittel, während es gleichzeitig als Mitglied im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) stark in die europäische Wirtschaft integriert ist. Das wird auch durch eine EU-konforme Gesetzgebung unterstützt, einschließlich Finanzmarktrichtlinien (z. B. MIFID, OGAW und AIFMD), was Bankgeschäfte mit EU-Ländern vereinfacht. Der Finanzplatz Liechtenstein wird zudem regelmäßig von Moneyval, dem Expertenausschuss des Europarates zur Bewertung von Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, überprüft.
Das klingt nach einer intensiven wirtschaftlichen Verflechtung. Welche weiteren Rahmenbedingungen sind Ihrer Meinung nach für die Vermögensverwaltung in Liechtenstein relevant?
BJÖRN KOGLER : Die politische Stabilität und die soliden Staatsfinanzen Liechtensteins halte ich für besonders wichtig. Bestätigt wird das durch hohe Kredit-Ratings wie AAA von Standard & Poors. Besonders dabei ist, dass Liechtenstein als Nicht-Mitglied des Europäischen Stabilitätsmechanismus nicht verpflichtet ist, bei finanziellen Schwierigkeiten von Euroländern einzuspringen.
Was spricht dafür, einen Fonds für die Verwaltung von Familienvermögen aufzulegen?
BJÖRN KOGLER : Ein Fonds bietet eine hohe Flexibilität und kann komplexe familiäre Situationen abbilden. Außerdem kann er liquide und illiquide Vermögenswerte enthalten. Mittels Teilfonds und Pooling können die Investments zur Risikostreuung und Diversifizierung aufgeteilt werden. Das Pooling eignet sich besonders, um das Vermögen verschiedener Gruppen von Begünstigten in einem Fonds kosteneffizient zu verwalten. Im Falle einer Nachfolge können Fondsanteile einfach liquidiert oder an neue Eigentümer übertragen werden.
Was zeichnet Liechtenstein gerade als Fondsstandort aus?
BJÖRN KOGLER : Politik und Verwaltung sind in Liechtenstein traditionell wirtschaftsfreundlich. Dazu kommen ein hohes Datenschutzniveau und eine attraktive Steuergesetzgebung. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) arbeitet effizient und serviceorientiert, was die Verwaltung von Fonds erleichtert.
Was heißt das konkret?
BJÖRN KOGLER : Fonds lassen sich in Liechtenstein relativ schnell aufsetzen – das ist gesetzlich geregelt – und die Startvolumina sind niedrig. Auch die steuerliche Situation ist vorteilhaft, da auf das Nettofondsvermögen keine Steuern erhoben werden und nicht jede Transaktion einen Steuerevent auslöst wie beispielsweise in einem Managed Account.
Den niedrigen Steuern zum Trotz verkompliziert der Gang ins Ausland nicht auch die Fondsverwaltung?
BJÖRN KOGLER : Liechtenstein bietet smarte Lösungen für die Cross-Border- Thematik. Denn als kleines Land gehören grenzüberschreitende Geschäfte hier zum Alltag. So bietet die LGT beispielsweise für viele Länder ein standardisiertes Steuer- Reporting an. Und als international tätiges Familienunternehmen mit solider Bilanz sind wir unabhängig und flexibel. Fonds- Initiatoren können ihr Order-Management bei ihrem Broker-Netzwerk belassen oder die Handelsabteilung der LGT nutzen. Gerade in letzterem Fall profitieren unsere Kunden von einer mandantenfähigen Software und einer Handelsabteilung, die die Handelszeiten der USA und von Europa abdeckt.
In einem Satz: Wer profitiert Ihrer Ansicht nach am meisten von den Vorzügen Liechtensteins?
BJÖRN KOGLER : Familien, deren Mitglieder in EU-Ländern und der Schweiz ansässig sind, sowie Vermögensverwalter, die Kunden in beiden Märkten betreuen, können am meisten von den Vorzügen Liechtensteins profitieren. Sie schätzen besonders die „Brückenfunktion“ Liechtensteins zwischen beiden Wirtschaftsräumen.
Vielen Dank für das Gespräch.