Börsennotierte Unternehmen in Europa schütten so viel Dividenden aus wie nie zuvor. Analysen der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (AGI) zufolge werden die Aktiengesellschaften eine Rekordsumme von insgesamt 350 Milliarden Euro an ihre Aktionäre auszahlen. Das sind 16 Milliarden Euro mehr als noch im Vorjahr. Gemessen an dem MSCI Europe Index liegt die durchschnittliche Dividendenrendite bei 3,7 Prozent. Einzelunternehmen wie die Münchener Rück, Allianz oder die französische AXA kommen sogar auf Renditen von 4,2 bis 5,7 Prozent (Stand Ende April).
AGI hat ermittelt, dass der Abstand zwischen den Zinseinnahmen der deutschen Staatsanleihen und den Dividendenrenditen im historischen Rückblick selten so hoch war wie heute. Das scheint sich so schnell nicht zu ändern, denn die Europäische Zentralbank plant offenbar nicht, in absehbarer Zeit die Leitzinsen anzuheben. Dividendenzahlungen rücken daher zur Erzielung von Kapitaleinkommen immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses.
Über Dividenden lassen Unternehmen ihre Aktionäre an dem wirtschaftlichen Erfolg teilnehmen. Sie bedeuten für sie oft ein regelmäßiges Einkommen. Diese Ausschüttungen machen über einen langen Zeitraum betrachtet einen erheblichen Anteil an der Gesamtrendite einer Aktie aus. In den vergangenen 40 Jahren wurde die durchschnittliche jährliche Rendite einer Anlage in europäischen Aktien zu 41 Prozent durch den Performance-Beitrag der Dividenden getragen. Vergleichbare Effekte sind auch bei amerikanischen und asiatischen Aktien zu beobachten.
Die Studie zeigt auch, dass Ausschüttungen deutlich verlässlicher sind als Unternehmensgewinne. Sie wirken auf die Erträge aus Aktienanlagen stabilisierend. Die Ausschüttungen der Unternehmen wirken daher in schwierigen Zeiten quasi als Puffer für Verlustrisiken. Die Historie lässt erkennen, dass die Kursschwankungen von Unternehmen, die eine Dividende zahlen, deutlich geringer sind als die, die keine Dividenden ausschütten.
Einzig auf die Ausschüttungshöhe einer Aktienanlage zu schauen, ist fahrlässig. Ebenso wichtige Kriterien sind die wirtschaftliche Lage des Unternehmens und die Frage, woraus sich die Ausschüttung speist, sowie wie zuverlässig die Dividende in der Vergangenheit gezahlt wurde. Bei der Aktien-Auswahl kann ein Fondsmanager, der Fonds verwaltet, die in Unternehmen mit hohen Dividendenrenditen investieren, helfen. Er sucht nach Kriterien wie Bilanzkennzahlen und den Dividendenzahlungen in der Vergangenheit sowie der Bewertung des Geschäftsmodells die geeigneten Unternehmen für das Portfolio aus.
Der Sparer kann so über Dividendenfonds in ein breites Sortiment verschiedener Aktien investieren, welches die Kursschwankungen im Vergleich zu einem Einzelinvestment regelmäßig deutlich senkt. Wie beim Vermögensaufbau sollte der Anleger auch bei Dividendenfonds einen langen Atem haben, um Kursschwankungen und Marktzyklen problemlos aussitzen zu können.
(BVI)