„Die Zinsen dürften in den kommenden Jahren strukturell höher bleiben als in den letzten zehn Jahren, was erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft haben wird. Entgegen der Mehrheitsmeinung nehmen wir jedoch an, dass die Korrelation zwischen höheren Zinsen und Bewertungen nicht so stark ist wie weithin angenommen“, so Jeremiah Buckley, Portfoliomanager bei Janus Henderson in seinem jüngsten Marktkommentar.
Die Bewertungen auf dem US-Aktienmarkt hätten trotz erheblicher Zinsschwankungen in den letzten 25 Jahren dazu geneigt, konstant zu bleiben. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500® Index läge normalerweise im mittleren bis hohen Zehnerbereich, bei einer Dividendenrendite von ca. 1,7 bis 2 %. Sowohl das KGV, analysiert der Experte, als auch die Dividendenrendite lagen in diesem Bereich, und zwar nicht nur bei einem Leitzins nahe Null, sondern auch, wenn er 4 bis 5 % betrug.
S&P 500 KGV, S&P 500 Dividendenrendite und Federal Funds Effective Rate
Was wird das Gewinnwachstum ankurbeln?
Zu diesem Zweck konzentrierten sich die Unternehmen stark auf die Produktivität, die durch Investitionen in Technologie (einschließlich KI) ermöglicht wird, die zur Senkung der Unternehmenskosten beitragen könnten. „Wir glauben, dass in allen Branchen die besten Unternehmen in der Lage sein werden, KI ausnutzen zu können, anstatt von ihr gestört zu werden. Wir sehen Chancen dort, wo eine Fehleinschätzung des Marktes zu einer Wertdivergenz geführt hat, und wir sind weiterhin auf der Suche nach den potenziellen Gewinnern und Verlierern im Zusammenhang mit diesem langfristigen Thema“, so Jeremiah Buckley.
Der Arbeitsmarkt sei nach wie vor gesund, und es sei eine steigende Erwerbsbeteiligung zu beobachten. Dies könne dazu beitragen, die Inflation der Arbeitskosten zu senken. Es gäbe Rückenwind für Unternehmen, da sich die Lieferketten allmählich normalisieren und sie zu ihren üblichen Bestell- und Produktionsmustern zurückkehrten. Diese Faktoren könnten zusammen mit den gesunkenen Materialkosten dazu beitragen, Herstellungskosten zu senken und die Gewinnspannen der Unternehmen zu verbessern. Daraus könnten sich Chancen ergeben, insbesondere für ansonsten starke langfristig orientierte Unternehmen, die in letzter Zeit unter überfüllten Lagerbeständen gelitten haben.
„Obwohl wir mit einer volatilen und holprigen Entwicklung rechnen, sind wir für den Rest von 2023 und bis ins folgende Jahr optimistisch, was das Gewinnwachstum angeht, selbst wenn wir von einem langsamen bis flachen realen Wirtschaftswachstum ausgehen. Sollte es zu einer Rezession kommen, wäre dies eine der am meisten erwarteten Rezessionen, die wir je erlebt haben, und zumindest ein Teil dieses Szenarios ist bereits im Markt eingepreist“, so die Einschätzung des Portfoliomanagers. Die Leitzinsen lägen nach wie vor über dem, was wir als langfristigen Normalwert erwarten würden, und falls man eine wesentliche Verlangsamung der Nachfrage erleben sollten, hätten die Zentralbanken etwas trockenes Pulver, um das Wachstum anzukurbeln.
Qualität ist der Schlüssel in einem komplexen Markt
„Unserer Meinung nach haben Unternehmen, die über eine flexible Bilanz und einen konstanten Cashflow verfügen, einen Vorteil gegenüber Wettbewerbern, die auf lockere finanzielle Bedingungen angewiesen sind. Außerdem glauben wir, dass Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen über Jahre hinweg einen Mehrwert für ihre Kunden geschaffen haben, berechtigt sind, Preise zu erhöhen, um die Inflationskosten zu decken und ihre Rentabilität zu halten“, so das Fazit des Experten.