Wenn wir mit Anlegern sprechen, dreht sich eine Frage immer wieder um Dividendenwerte und darum, wie sie von einem restriktiveren monetären Umfeld betroffen sein könnten. Wir sind der Meinung, dass Dividenden eine Chance zur Inflationsabsicherung bieten, wenn sie richtig eingesetzt werden. Das bedeutet, dass eine hohe Dividendenrendite nicht das einzige Kriterium sein sollte. Schließlich kann die Rendite aus gutem Grund wegen einer schlechten Performance der Aktie hoch sein. Sie kann sogar Probleme mit der Nachhaltigkeit der Dividende in der Zukunft bedeuten. Ebenso wichtig ist es, die zugrunde liegenden Fundamentaldaten der Unternehmen zu betrachten, insbesondere die Ertragskraft, das Wachstumspotenzial und die Bilanzstärke.
STEIGENDE ZINSSÄTZE UND DIVIDENDEN – GEMISCHTE ERKENNTNISSE
Dividendenstrategien sind attraktiv, da die Realzinsen bei anhaltender Inflation noch eine ganze Weile niedrig bleiben könnten. Aktien stellen einen Anspruch auf die Erträge und Vermögenswerte eines Unternehmens dar, und einige Unternehmen können höhere Preise ganz oder teilweise an ihre Kunden weitergeben. Bestimmte Sektoren, insbesondere der Finanzsektor, können sogar direkt von höheren Zinsen profitieren. Ganz allgemein kann ein steigendes Zinsumfeld das Vertrauen des Marktes in die künftigen Geschäftsaussichten und Erträge signalisieren, was sich in höheren Dividenden niederschlagen kann.
Andererseits deuten einige Untersuchungen darauf hin, dass Aktien mit hoher Dividendenrendite in Szenarien mit steigenden Zinsen tendenziell schlechter abschneiden. Dies gilt umso mehr, wenn das lange Ende der Kurve schneller ansteigt als das kurze Ende, wie es in den letzten 18 Monaten der Fall war.1 In einem solchen Umfeld blieben dividendenstarke Unternehmen zwischen 1994 und 2021 monatlich um etwa 0,9 Prozent hinter dem Gesamtmarkt zurück (MSCI, 2022). Solche empirischen Ergebnisse stimmen weitgehend mit Bewertungsmodellen und einfacher Mathematik überein: Wenn die Abzinsungssätze steigen, sinkt der Barwert künftiger Cashflows, einschließlich Dividenden. Die nominalen Zinssätze sind jedoch nur eine Komponente der Abzinsungssätze, die der Markt anwendet. Ein weiterer wichtiger Bestandteil sind die Wachstumsraten oder, genauer gesagt, die erwarteten nachhaltigen Wachstumsraten. Wenn die Cashflows für die Anleger schneller wachsen, können höhere Abzinsungssätze direkt ausgeglichen werden.
NICHT ALLE DIVIDENDENSTRATEGIEN SIND GLEICHWERTIG
Anleger sollten sich dafür interessieren, ob ein Unternehmen in der Lage ist, seine Dividenden langfristig zu halten oder sogar zu steigern. Die erwarteten Wachstumsraten unterliegen einer Vielzahl von Annahmen und sind mit einem hohen Maß an Unsicherheit behaftet. Eine nützliche und fundierte Wachstumsannäherung für ein reifes Dividenden zahlendes Unternehmen ist jedoch eine Funktion seiner Rentabilität – der Eigenkapitalrendite – und seiner Thesaurierungsquote (d. h. der Gewinnanteil, der nicht an die Aktionäre ausgeschüttet wird). Je mehr ein Unternehmen erwirtschaftet, desto mehr kann ausgeschüttet werden. Der Teil des Gewinns, der nicht ausgeschüttet wird, kann zur Finanzierung des künftigen Wachstums und letztlich für künftige Gewinne und Dividenden verwendet werden.
EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT – QUALITÄTSDIVIDENDEN FÜR 2022
Qualitätsdividendenstrategien wie etwa der Franklin LibertyQ Global Dividend UCITS ETF* (IE00BF2B0M76) könnten von einer Normalisierung nach der Pandemie profitieren.
Sie neigen dazu, in Unternehmen mit moderater Verschuldung zu investieren, die in der Lage sein könnten, höhere Preise leichter an die Kunden weiterzugeben. Darüber hinaus bieten Qualitätsansätze ein größeres finanzielles Polster als ihre Konkurrenten, die nur auf hohe Renditen setzen. So sind beispielsweise Versorger – in der Regel hohe Dividendenzahler, aber auch oft mit einer hohen Schuldenlast belastet – tendenziell untergewichtet. Innerhalb des Finanzsektors sind renditeorientierte Strategien oft stark in Banken investiert. Bei Qualitätsdividendenstrategien ist die Gewichtung zwischen Banken und Versicherungen ausgewogener. Das Jahr 2021 war ein Rekordjahr für Dividenden auf der ganzen Welt. Angesichts des robusten Gewinnwachstums und des aufgestauten Konsumpotenzials an der Seitenlinie
gibt es guten Grund, optimistisch in das Jahr 2022 und die Aussichten für Dividendenanleger zu blicken. Aber eine geringere Unterstützung durch die Zentralbanken und fiskalische Anreize bedeuten auch,
dass dies ein Jahr werden könnte, in dem sich endlich die Spreu vom Weizen trennt. Wir glauben, dass eine Qualitätsdividendenstrategie am besten positioniert ist, um von diesen Entwicklungen zu profitieren.
MARCUS WEYERER
Kontakt
Marcus Weyerer
ETF Investment Strategist
marcus.weyerer@franklintempleton.de
www.libertyshares.de