Investmentfonds

ETF-Analyse trotz jüngster Kritik nicht verkomplizieren

Die Kritik der vergangenen Monate an börsennotierten Indexfonds (ETFs) hat viele Investoren verunsichert. Sie fragen sich, nach welchen Kriterien sie diese Fonds auswählen sollen und ob ihre alten Maßstäbe angesichts der zuletzt diskutierten Probleme noch genügen. Denn die monatelangen Diskussionen um mögliche Risiken von ETFs hat die Investoren eher verunsichert als zur Transparenz der Branche beigetragen. Aber nüchtern betrachtet, gilt für die ETF-Analyse das gleiche Muster wie vor der Kritikwelle.

Die erste Frage, die Investoren sich stellen sollten, ist die nach der Art der Fondsstruktur: Soll der ETF die Wertentwicklung seines Basisindex replizierend nachvollziehen, indem er die Indexpapiere kauft und verkauft? Oder soll er dazu lieber Swap-Derivatgeschäfte mit anderen Marktteilnehmern eingehen?  Ist diese Frage beantwortet, lässt sich daraus die Anzahl der infrage kommenden Anbieter und ETFs deutlich einschränken. Dabei ist zu beachten, dass die meisten Anbieter zwar entweder auf replizierende oder auf Swap-ETFs spezialisiert sind, vielfach aber je nach Fonds unterschiedliche Strukturen wählen.     

Die zweite Frage, die sich Investoren stellen sollten, betrifft die Qualität der Indexnachbildung. Dafür bieten sich verschiedene Kennzahlen an. Die wichtigsten davon sind die Korrelation, der Tracking Error, die Wertentwicklung im Vergleich zum Index und das Beta. Während die Korrelation den Gleichlauf mit dem Index misst, stellt der Tracking Error die Abweichung zum Index fest. Über den Vergleich der Wertentwicklungen von Index und ETF können Investoren prüfen, inwieweit das Fondsmanagement in der Lage war, die im Fonds anfallenden Kosten durch Zusatzerträge zu kompensieren. Der Beta-Faktor misst das Ausmaß des Gleichlaufs und beantwortet so die Frage, ob der Fonds die Bewegungen seines Basisindex im gleichen Ausmaß nachvollzieht. Mit diesen vier Kennzahlen lässt sich die bisherige Qualität der Indexnachbildung sehr gut beurteilen. 

Meiner Ansicht nach kann jeder Anleger anhand dieser zwei Fragen schnell ein Fondsuniversum definieren, das seinen individuellen Ansprüchen genügt. 

BEI SWAPS UND WERTPAPIERLEIHEN NICHT IN DETAILS VERLIEREN    

Und was ist mit den Gegenparteirisiken bei Swap- und Wertpapierleihegeschäften, werden sich viele Investoren nun fragen. Denn auf diese beiden Punkte haben ETF-Kritiker in den vergangenen Monaten immer wieder verwiesen. Sie haben hinterfragt, was geschieht, wenn Swap-Partner, welche den Fonds die Indexperformances liefern sollen, zahlungsunfähig werden. Und sie haben darauf aufmerksam gemacht, dass Banken, die sich von ETFs Wertpapiere gegen Gebühr geliehen haben, plötzlich ausfallen und die Wertpapiere nicht an die Fonds zurückgeben können. 

Sicherlich können Investoren bei der Analyse börsennotierter Indexfonds noch deutlich tiefer gehen, als es die beiden genannten Fragen ermöglichen. Aber am Ende des Tages bleibt die Frage, ob der entsprechende Mehraufwand auch zu besseren Ergebnissen führt.  Es ist zwar gut zu wissen, welche Papiere beispielsweise innerhalb von ETFs und anderen Fonds zur Besicherung von Derivate- oder Wertpapierleihe genutzt werden. Da sich diese täglich ändern können, ist der Aufwand für diese Analyse jedoch sehr hoch. Das soll nicht heißen, dass Investoren sich nicht um die Inhalte der Portfolios oder die hinterlegten Sicherheiten kümmern sollen. Allerdings gilt es, dabei trotz der immer wieder hervorgebrachten Bedenken Augenmaß zu behalten. 

Investoren sollten im Hinterkopf behalten, dass ETFs der gleichen Regulierung unterliegen wie alle anderen Investmentfonds auch. Und sie sollten die ETF-Analyse angesichts der jüngsten Kritik nicht komplexer machen, als es die Fonds selbst sind.

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters

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