München, 30. Juli 2012 – „Deutschland kann den Euro unmöglich alleine retten. Dies kann nur die EZB. Es würde ganz Europa schaden, wenn Deutschland in den mediterranen Schuldensumpf hineingezogen würde, denn das würde die gute Binnenkonjunktur und damit den Import aus den anderen Euro-Ländern erheblich drücken“, sagt Dr. Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender der DJE Kapital AG und Berater der Gamax Management AG.
Deutschland ist nach den USA und China eines der größten Importländer und damit auch ein Konjunkturtreiber seiner europäischen Nachbarn. „Bereits heute hat sich Deutschland mit fast 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts als Euro-Retter engagiert, so dass der deutsche Verschuldungsgrad potentiell bereits bei über 110 Prozent liegt“, erläutert Ehrhardt.
Hilfe wird allerdings gebraucht – vor allem in Griechenland und Spanien. Mit einem unabwendbaren Austritt Griechenlands aus der Eurozone scheinen sich die Märkte allerdings bereits abgefunden zu haben. „Das Land ist ein Fass ohne Boden und auch den Euro-Bürgern sind weitere Hilfen nicht mehr vermittelbar“, sagt Ehrhardt. Nach über zwei Jahren Griechenland-Krise müssten die meisten Unternehmen ihre Griechenland-Risiken weitgehend bereinigt haben – allen voran die Banken und Versicherungen. „Auch Spanien wird in absehbarer Zeit unter den Rettungsschirm kommen, denn Staatsschulden und Bankschulden sind im Mittelmeerraum zusammen zu sehen, da die Staaten am Ende für ihre Banken haften müssen. Die Bilanzsumme der spanischen Banken liegt zusammen bei ca. 3.700 Milliarden Euro. Bei ähnlichen Kreditausfällen wie in Irland, um die Spanien kaum herumkommen dürfte, kann das Land ohne Hilfe nicht überleben“, erklärt Ehrhardt.
Eurokrise: Kein Ende ohne Schrecken
Es sieht daher so aus, als sei ein Ende der Euro-Krise ohne Schrecken nicht mehr möglich. „Die Frage ist nur, ob ein Schrecken ohne Ende besser ist oder ein Ende mit Schrecken. Da der Euro letztlich nicht durch Deutschland, sondern nur durch Gelddrucken der EZB gerettet werden kann, kann ganz Europa hier in eine sehr schwierige Inflationssituation kommen, die einen Systemzusammenbruch im europäischen Finanzsystem auslösen kann“, analysiert Ehrhardt. Das bedeutet: Die europäischen Anleger bekommen Angst um ihr Vermögen, was wiederum zu Bank-, Länder- und Versicherungs-Runs führt. Gleichzeitig gäbe es durch das emotional motivierte Anlegerverhalten auch massive Fehlinvestitionen in allen Bereichen. aZudem würden die ohnehin schon heute gewachsenen sozialen Spannungen in Europa durch eine hohe Inflationsrate erst recht außer Kontrolle geraten. „Die Frage ist, ob ein Nord-Euro nicht die bessere Alternative wäre als ein Verbleiben im Euro. Die Mittelmeerländer könnten früher oder später erkennen, dass die entscheidende Frage lautet: ‚Behalten wir den Euro oder wollen wir wieder einen Arbeitsplatz?’. Bei dieser Frage nach Job oder Euro dürften sie sich für den Job entscheiden. Und das würde eine Abspaltung dieser Länder von den nördlichen Volkswirtschaften bedeuten“, so Ehrhardt.