Anleger können nicht mehr so hohe Erträge erwarten. Höhere Zinsen verunsichern: Sollen Anleger rein oder raus aus festverzinslichen Wertpapieren?
Andreas Telschow, Anlageexperte bei Fidelity International, erläutert, warum Anleger jetzt nicht panisch reagieren sollten. Er nennt drei Gründe, die trotz allem für Anleihen sprechen.
1. Anleihen sorgen weiterhin für stabile Erträge und Diversifikation
Nach wie vor bieten Anleihen drei erhebliche Vorteile: So sind die Erträge – wenn auch niedriger – stabil. Darüber hinaus schwanken Anleihenkurse tendenziell weniger als beispielsweise Aktien. Und: Mit Anleihen kann man seine Geldanlage breit streuen – also diversifizieren.
Wegen der niedrigen Renditen sollten Anleger aber stärker internationale Anleihen auswählen als sich nur auf Rentenpapiere aus Deutschland zu verlassen. Diese Vielfalt sorgt für höhere Renditen. Zugleich hält ein breit gestreutes Anleiheninvestment, zum Beispiel über einen aktiv gemanagten Rentenfonds oder einen Renten-ETF, die Risiken in Schach. Wichtig ist dabei, dass die Anlageziele jeweils zur Risikobereitschaft des Anlegers passen.
2. Langsame Zinserhöhungen wirken sich kaum auf Anleihenportfolios aus
Steigen die Zinsen langsam und stetig, wirkt sich das in der Regel nicht sehr stark auf Rentenportfolios aus. Der Grund: Bei allmählichen Zinserhöhungen können die Kuponerträge mögliche Kapitalverluste ausgleichen. Steigen zudem die Zinsen der kurzfristig laufenden Anleihen, bleiben üblicherweise die Zinsen länger laufender Anleihen unverändert.
Allgemein gilt: Portfolios mit einem Schwerpunkt auf Staatsanleihen haben ein höheres Zinsrisiko. Anleihen mit höherem Kreditrisiko – also der Gefahr, dass ein Schuldner ausfällt – reagieren dagegen weniger empfindlich auf höhere Zinsen.
3. Das Zinsrisiko lässt sich steuern
Anleger sollten jedoch nicht voreilig Rentenpositionen aus ihrem Depot verkaufen. Denn ein höheres Zinsrisiko bringt neben Diversifikationsvorteilen auch die Aussicht auf höhere laufende Erträge mit sich.
Wer davon profitieren und sich zugleich gegen Zinsrisiken wappnen will, sollte seine festverzinslichen Anlagen über verschiedene Länder und Regionen streuen. Damit nutzen Anleger die Unterschiede der Konjunktur- und Zinszyklen.
Kein Zinsmarkt verhält sich exakt so wie ein anderer. Weltweites Investieren kann das Risiko steigender Zinsen in einem einzelnen Markt abfedern. Auch inflationsgeschützte Anleihen eignen sich, um das Risiko steigender Zinsen und höherer Inflation zu mindern.
Tendenziell entwickeln diese sich bei einem Zinsanstieg besser als konventionelle Anleihen, da die Zentralbanken auf Sorgen vor einer höheren Inflation meist mit steigenden Zinsen reagieren. Auch mit Unternehmensanleihen können Anleger das Risiko von Zinsänderungen reduzieren.
Denn bei steigenden Zinsen verringern sich normalerweise die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen. Und: Steigende Zinsen gehen häufig mit höherem Wachstum einher – was sich wiederum positiv auf Unternehmen auswirkt. (A.T./Fidelity International)