Die jüngsten Kommentare von Zentralbankseite, wonach das Ende der bis dato beispiellosen geldpolitischen Lockerung bevorsteht, haben Abflüsse aus Anleihen ausgelöst.
Aktien mit vorhersehbaren Cashflows und geringer Volatilität haben sich in den vergangenen Jahren wie Anleihe-Proxies verhalten. Sie schnitten entsprechend gut ab – das dürfte sich nun wandeln.
Die größten Nutznießer der voraussichtlichen Verkaufswelle am Anleihemarkt und des positiven makroökonomischen Umfelds dürften Europäische Value-Aktien, vor allem Finanzwerte, sein . Sie weisen eine besonders starke positive Korrelation mit steigenden Anleiherenditen auf.
Wir gehen davon aus, dass europäische Investoren ihr Interesse von Anleihen hin zu Value-Aktien verlagern. Denn sie weisen eine besonders starke positive Korrelation mit steigenden Anleiherenditen auf. Zudem weisen die entsprechenden Unternehmen derzeit wachsende Erträge auf.
Von allen zyklischen Sektoren ist die positive Korrelation bei Banken am höchsten¹. Auch die Bewertungslücke zwischen teuren und günstig bewerteten Aktien ist in Europa weiterhin sehr ausgeprägt – ein weiterer Grund für Investoren, in Value-Aktien umzuschichten.
Die Bewertungsunterschiede haben nahezu den Stand erreicht, auf dem sie sich zuletzt zum Höhepunkt der Eurokrise im Juli 2012 befanden, und damit deutlich über dem Langzeitdurchschnitt der vergangenen zwanzig Jahre. Für Anleger sollte das einen ausreichenden Sicherheitspuffer darstellen, um sich wieder Value-Aktien zuzuwenden – vor allem, da die Konjunktur in der Eurozone anzieht.
In der ersten Hälfte dieses Jahres zogen Investoren aufgrund politischer Risiken und niedriger Inflation Anleihen und deren Proxies vor. Doch die jüngsten Kommentare von Zentralbankseite, wonach das Ende der bis dato beispiellosen geldpolitischen Lockerung bevorsteht, haben Abflüsse aus dieser Anlageklasse ausgelöst. Nach den Wahlen in den Niederlanden und Frankreich sind die politischen Risiken in der Eurozone, die die Kursentwicklung Value-Aktien bislang belasteten, zudem stark zurückgegangen.
Aktien mit vorhersehbaren Cashflows und geringer Volatilität
Diese haben sich in den vergangenen Jahren wie Anleihe-Proxies, also Aktien mit teilweise anleiheähnlichen Merkmalen, verhalten. Entsprechend schnitten sie bei sinkenden Zinsen besonders gut ab.
Diese Aktien gibt es vor allem in den Sektoren Lebensmittel & Getränke, Körperpflege, Gebrauchsgüter und Luxuswaren. Doch sehr hohe Bewertungen kombiniert mit der Aussicht auf steigende Zinsen belasten diese Sektoren. Wir gewichten diese Titel daher weiter unter.
Mit den zunehmend freundlicheren Konjunkturaussichten in Europa dürfte sich das Anlegerinteresse vor allem konjunkturabhängigen Sektoren zuwenden. Die Stimmung in der Eurozone ist bei Verbrauchern und Unternehmen gut: Die entsprechenden Indikatoren lagen diesen Juni auf dem höchsten Stand seit fast zehn Jahren². Die makroökonomischen Daten in Europa signalisieren weiteres Wirtschaftswachstum.
Die Ertragsentwicklung der Unternehmen und das Aufwärtspotenzial an den Aktienmärkten verbessern sich deutlich, vor allem in den Sektoren Banken und Rohstoffe. Wir halten daher an unserer Präferenz für Value- und Dividendentitel fest. (NN IP)
¹ Quelle: Thomson Reuters, Credit Suisse, Juni 2017
² Quelle: Bloomberg, 29.06.2017