Investmentfonds

Exzesse an den Anleihenmärkten

Extrem tiefe Realzinsen deuten auf Anleihenblase hin

Free-Photos / Pixabay


Angeführt durch die US-amerikanische Notenbank (FED) vollzieht die globale Geldpolitik eine radikale Kehrtwende. Von der angestrebten Normalisierung ist keine Rede mehr, sondern eine klare Lockerung ist nun das Gebot der Stunde. Diese Entwicklung hat in den letzten Wochen übertriebene Zinssenkungsphantasien bei den Marktteilnehmern ausgelöst, die in Kombination mit der zunehmend fragilen Weltkonjunktur zu einem regelrechten Renditecrash an den Anleihenmärkten geführt hat. Ein Blick auf die Realzinsen, die vielfach bei oder in der Nähe von Allzeittiefs liegen, verdeutlicht die Exzesse auf den Anleihenmärkten, die immer stärker einer klassischen Blase ähneln.

Eine logische Begleiterscheinung dieser Entwicklung ist die rasante Ausbreitung von Anleihen mit negativer Rendite. Das globale Volumen an negativ verzinsten Anleihen guter Bonität hat in den vergangenen Wochen mit rund 11,9 Billionen Euro ein Allzeithoch erreicht. Die Dimension dieser Zahl lässt sich am besten anhand zweier Vergleichswerte verdeutlichen. 11,9 Billionen Euro entsprechen in etwa dem Sechsfachen der aktuellen Staatsschulden Deutschlands und dem Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die im Gesamtjahr 2018 in der Eurozone hergestellt wurden. Die Negativverzinsung ist dabei längst nicht mehr nur ein Phänomen, das für Staatsanleihen gilt. Auch Unternehmensanleihen sind von der Negativverzinsung betroffen, wobei das Epizentrum in der Eurozone plus Schweiz liegt. Bei rund 30 Prozent der Unternehmensanleihen guter Bonität in der Eurozone liegt inzwischen die Rendite im negativen Bereich. Kurios: Vereinzelt sind sogar Unternehmensanleihen aus der Eurozone mit schlechter Bonität – sogenannte „Junk Bonds“ – negativ verzinst.

Treiber hinter den Negativrenditen

Vereinfacht ausgedrückt sind Negativrenditen und die gegenwärtigen Exzesse an den Anleihenmärkten das Ergebnis zweier Kräfte. Am Anfang stehen die immer noch recht tiefen und teilweise negativen Leitzinsen der globalen Notenbanken, die das kurzfristige Zinsniveau steuern. Die zuletzt beobachtete drastische Ausbreitung der Negativzinsen auch auf längere Laufzeiten ist vordergründig auf Spekulanten zurückzuführen. Diese wollen die entsprechenden Anleihen gar nicht bis zur Fälligkeit halten, sondern spekulieren auf noch tiefere Zinsen und somit kurzfristige Kursgewinne. Langfristinvestoren sollten bei diesem Spiel nicht mitmachen und äußerst selektiv und nur mit strikter Risikokontrolle in den aktuell „sehr heißen“ Anleihenmärkten agieren.

(FERI Gruppe)

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