Sowohl Aktien- als auch Rentenmärkte entwickelten sich gut und zeigten, von zwischenzeitlichen Rücksetzern abgesehen, eine Aufholbewegung, die zumindest teilweise die Verluste des vierten Quartals 2018 ausgleichen konnte. Entscheidend dürfte für die meisten Anleger aber der Blick in die Zukunft sein, und dieser wird unternehmensseitig aktuell durch die Berichtssaison bestimmt. Während in den USA schon ein Großteil der Konzerne durchaus zufriedenstellende Ergebnisse veröffentlicht hat, haben in Europa bislang wenig Unternehmen berichtet und dabei weniger überzeugende Zahlen geliefert. Dies sollte sich auch für das Jahr 2019 so fortsetzen. Das solidere Wirtschaftswachstum in den USA unterstützt die dortigen Unternehmen und hilft ihnen somit, Wachstumszahlen zu generieren, die über denen der europäischen Konkurrenz liegen. Trotz alledem sind auch in Amerika die Zeiten immer neuer Rekorde augenscheinlich vorüber. Dies liegt zum einen daran, dass sich die Unterstützung durch die von Präsident Trump eingeführten Steuererleichterungen langsam abschwächt und zum anderen gerade die exportorientierten amerikanischen Unternehmen zunehmend die Abkühlung der Weltwirtschaft zu spüren bekommen.
Unter dem Strich ist dies- und jenseits des Atlantik auch in diesem Jahr mit einem Wachstum bei Umsatz und Gewinn zu rechnen, gleichzeitig dürfte dieses aber, betrachtet man die Erwartungshaltung der Analysten, deutlich unter den Niveaus der Vorjahre liegen. Die niedrigen Erwartungen haben allerdings auch den Vorteil, dass die Hürde, die die Unternehmen zu überspringen haben, deutlich niedriger liegt und die nächsten Quartale somit Potential für positive Überraschungen bieten.
Politik – Handelskonflikt und Brexit beeinflussen die Stimmung
Von Seiten der Politik kommt aktuell noch keine nachhaltige Unterstützung für die Finanzmärkte. Sowohl in den USA als auch in Europa konnten die großen Themen, die das letzte Jahr dominierten, bislang nicht geklärt werden. Gerade der Handelskonflikt zwischen den USA und China bestimmt weiterhin regelmäßig die Bewegungen an den Aktienmärkten und verunsichert die Anleger. Zwar mehren sich die Zeichen auf eine baldige Lösung des Ganzen, doch bietet eine gewisse Wankelmütigkeit einiger beteiligter Politiker auch das Potential für weitere Verzögerungen. Gleiches gilt für den Brexit. Zwar scheinen beide Seiten grundsätzlich bereit, sich zu einigen, doch hakt es, wie so oft, bei den Details. Solange die britische Premierministerin Theresa May von der EU kein neues Angebot diesbezüglich bekommt, wird sie auch nicht die Zustimmung ihres Parlamentes erhalten und folglich keine endgültige Einigung über den Austritt Großbritanniens aus der EU verkünden können. Obwohl die Gemengelage in beiden Fällen kompliziert ist und der Ausgang unklar erscheint, bleiben wir positiv. Hinter den Kulissen scheinen die Chinesen der US-Regierung bereits in vielen Punkten entgegengekommen zu sein. Auch wenn es einige Unklarheit bezüglich des Treffens der beiden Regierungschefs gibt, bringt der Austausch der Chefunterhändler offensichtlich Fortschritte. Deutlich schwieriger ist aktuell der Ausgang der Brexit-Verhandlungen abzuschätzen. Da jedoch beide Seiten kein Interesse an einem „Hard-Brexit“, also einem Austritt des Vereinigten Königreichs ohne Abkommen, haben, sollte auch hier eine Einigung oder zumindest eine Verlängerung der Verhandlungen über den 29. März hinaus möglich sein. Für den Anleger bedeutet dies, weiterhin eine gewisse Vorsicht walten zu lassen, aber gleichzeitig bei größerer Klarheit Einstiegschancen zu nutzen.
Automobilsektor – Kommt die erhoffte Aufholbewegung?
Ein Sonderthema, das vor allem den deutschen Aktienmarkt im vierten Quartal 2018 beschäftigte, war die Schwäche des Automobilsektors. Dieser litt, neben der Auseinandersetzung um Zollerhöhungen zwischen den USA und Europa, vor allem unter der Einführung des neuen Abgasstandards WLTP, welcher die Automobilhersteller vor größere Herausforderungen stellte als ursprünglich erwartet. Dementsprechend verzögerte sich die Zulassung vieler bereits fertiggestellter Pkw und belastete so die Absatzzahlen der Unternehmen. Diese Situation prägt die aktuelle Berichtssaison, und auch der Blick in die Zukunft bleibt bei vielen aufgrund des durch die Elektromobilität und das autonome Fahren verursachten Strukturwandels vorsichtig. Genau dieses Zusammenspiel aus schwächeren Zahlen bei einer durch die Kursverluste mittlerweile historisch günstigen Bewertung macht das Spannungsfeld aus, in dem sich die Branche derzeit befindet. Es scheint momentan so, als ob viele Investoren Zurückhaltung zeigen, bis ein klarer Auslöser für einen Einstieg gegeben ist. Dieser könnte von zwei Seiten kommen: Zum einen brächte eine endgültige Vereinbarung über Automobilzölle zwischen der EU und den USA eine positive Dynamik. Zum anderen warten viele immer noch auf einen Nachholeffekt bei den Bestellungen und Zulassungen neuer Automobile, der sich nach den regulatorischen Verzögerungen zum Ende des letzten Jahres im ersten Quartal 2019 einstellen könnte. Sollte sich zumindest eines dieser beiden Szenarien abzeichnen, wären die attraktiven Bewertungen auch wieder mit guten fundamentalen Daten unterfüttert und somit ein Einstieg in die Branche als taktische Beimischung für das Portfolio lohnenswert.
(Weberbank)