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Finanzmärkte: Ölpreisrückgang ohne Ende

Die in diesem Jahr erneut massiv gefallenen Rohstoffpreise haben zunächst vor allem eine klare Konsequenz: Die Inflationsprognosen der Jahresausblicke von Dezember sind nun bereits komplett überholt. Die EZB wird dies auf ihrer Pressekonferenz am Donnerstag zugestehen müssen. Aber sollte dies zu der gleichen geldpolitischen Reaktion führen wie in der Vergangenheit – nochmehr Liquidität, noch niedrigere Zinsen? Nein, das denken wir nicht. Die gegenwärtigen Ursachen der niedrigen Inflationsraten kann die EZB geldpolitisch kaum bekämpfen, wenn man einmal davon absieht, dass sie ihr QE-Programm auf den Kauf vollgeladener Öltanker ausweitet. Niedrige Zinsen stimulieren den privaten Konsum bereits, ebenso wie die dank niedrigerer Energiepreise stärker als erwartet steigenden Reallöhne. Auch die Investitionstätigkeit profitiert schon von den Zinsniveaus und reagiert nun sicherlich stärker auf die Erwartung zukünftiger Gewinne und einer Beschleunigung des globalen Wachstums. Genau dieses lässt sich mittels einer expansiveren Geldpolitik in Europa kaum stimulieren. Niedrigere Zinsniveaus oder eine Ausweitung der Anleihenkäufe in Europa würden vor allem auf den Wechselkurskanal der Geldpolitik abzielen – also dass ein niedrigerer Aussenwert, die Nettoexporte stimuliert. Theoretisch kann eine Zentralbank über die Ausweitung ihrer Geldmenge die eigene Währung immer schwächen, zumindest wenn sie in Isolation agiert. Dies ist derzeit aber nicht der Fall. Die allen Industrieländern gemeinsame Ursache niedriger Inflationsraten führt dazu, dass ihre Zentralbanken ähnlich reagieren. Sie würden einen Anstieg ihrer Währungen verhindern. Der Versuch eines Landes, die eigene Wirtschaft über den Wechselkurskanal der Geldpolitik zu stimulieren, würde also voraussichtlich durch die geldpolitische Reaktion der Zentralbanken ihrer Handelspartner vereitelt. Es gibt im Gegenteil sogar ein Argument, warum die Industrieländerwährungen aufwerten sollten. Währungen der Emerging Markets unter Abwertungsdruck Noch mehr als die Industrieländer leiden die rohstoffexportierenden Länder unter der Schwäche der aktuellen Rohstoffpreistrends. Zusätzlich zu den globalen Inflationseffekten kommen ihre Löhne und Gewinnmargen unter Druck. Einige rohstoffexportierende Länder haben noch feste Wechselkurse gegenüber dem US-Dollar wie beispielsweise Saudi-Arabien. Sie leiden so unter dem Anstieg des US-Dollar, was Länder wie Kasachstan, Azerbaijan und auch China bereits dazu bewegt hat, ihr Wechselkursregime zu lockern und die Währungen zu liberalisieren. Je niedriger die Rohstoffpreise fallen oder je länger sie niedrig bleiben, desto stärker kommen Länder unter Druck, deren Staatshaushalte stark von den Rohstofferlösen abhängen. Sich über eine schwächere Währung Vorteile im Aussenhandel zu verschaffen, werden diese Länder viel mehr nötig haben als die westlichen Industrieländer. Die Zeit, in der die EZB die Wirtschaft mittels eines schwächeren Wechselkurses stimulieren kann, ist derzeit also nicht günstig. Sie sollte es auch erst gar nicht versuchen. Von Karsten Junius, Chefökonom, Bank J. Safra Sarasin AG

Die in diesem Jahr erneut massiv gefallenen Rohstoffpreise haben zunächst vor allem eine klare Konsequenz:

Die Inflationsprognosen der Jahresausblicke von Dezember sind nun bereits komplett überholt. Die EZB wird dies auf ihrer Pressekonferenz am Donnerstag zugestehen müssen. Aber sollte dies zu der gleichen geldpolitischen Reaktion führen wie in der Vergangenheit – nochmehr Liquidität, noch niedrigere Zinsen? Nein, das denken wir nicht. Die gegenwärtigen Ursachen der niedrigen Inflationsraten kann die EZB geldpolitisch kaum bekämpfen, wenn man einmal davon absieht, dass sie ihr QE-Programm auf den Kauf vollgeladener Öltanker ausweitet.

Niedrige Zinsen stimulieren den privaten Konsum bereits, ebenso wie die dank niedrigerer Energiepreise stärker als erwartet steigenden Reallöhne. Auch die Investitionstätigkeit profitiert schon von den Zinsniveaus und reagiert nun sicherlich stärker auf die Erwartung zukünftiger Gewinne und einer Beschleunigung des globalen Wachstums. Genau dieses lässt sich mittels einer expansiveren Geldpolitik in Europa kaum stimulieren. Niedrigere Zinsniveaus oder eine Ausweitung der Anleihenkäufe in Europa würden vor allem auf den Wechselkurskanal der Geldpolitik abzielen – also dass ein niedrigerer Aussenwert, die Nettoexporte stimuliert. Theoretisch kann eine Zentralbank über die Ausweitung ihrer Geldmenge die eigene Währung immer schwächen, zumindest wenn sie in Isolation agiert. Dies ist derzeit aber nicht der Fall. Die allen Industrieländern gemeinsame Ursache niedriger Inflationsraten führt dazu, dass ihre Zentralbanken ähnlich reagieren. Sie würden einen Anstieg ihrer Währungen verhindern. Der Versuch eines Landes, die eigene Wirtschaft über den Wechselkurskanal der Geldpolitik zu stimulieren, würde also voraussichtlich durch die geldpolitische Reaktion der Zentralbanken ihrer Handelspartner vereitelt. Es gibt im Gegenteil sogar ein Argument, warum die Industrieländerwährungen aufwerten sollten.

Währungen der Emerging Markets unter Abwertungsdruck

Noch mehr als die Industrieländer leiden die rohstoffexportierenden Länder unter der Schwäche der aktuellen Rohstoffpreistrends. Zusätzlich zu den globalen Inflationseffekten kommen ihre Löhne und Gewinnmargen unter Druck. Einige rohstoffexportierende Länder haben noch feste Wechselkurse gegenüber dem US-Dollar wie beispielsweise Saudi-Arabien. Sie leiden so unter dem Anstieg des US-Dollar, was Länder wie Kasachstan, Azerbaijan und auch China bereits dazu bewegt hat, ihr Wechselkursregime zu lockern und die Währungen zu liberalisieren. Je niedriger die Rohstoffpreise fallen oder je länger sie niedrig bleiben, desto stärker kommen Länder unter Druck, deren Staatshaushalte stark von den Rohstofferlösen abhängen. Sich über eine schwächere Währung Vorteile im Aussenhandel zu verschaffen, werden diese Länder viel mehr nötig haben als die westlichen Industrieländer. Die Zeit, in der die EZB die Wirtschaft mittels eines schwächeren Wechselkurses stimulieren kann, ist derzeit also nicht günstig. Sie sollte es auch erst gar nicht versuchen.

Von Karsten Junius, Chefökonom, Bank J. Safra Sarasin AG

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