Wenn es um die persönliche Finanzplanung und den individuellen Vermögensaufbau geht, gibt es leider immer noch gravierende Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Statistiken zeigen: Frauen bekommen im Schnitt nicht nur weniger Rente, sondern sorgen zugleich weniger selbst für ihr Alter vor. Die DJE–Expertinnen beantworten sechs Fragen für mehr finanzielle Unabhängigkeit:
Was brauche ich, um einen guten Einstieg in die Kapitalmärkte zu finden?
Grundsätzlich ist nicht viel Kapital nötig: Mit einem Sparplan kann man problemlos monatlich kleinere Summen anlegen. Die meisten Sparpläne werden von 25 bis 50 Euro angeboten. Auch hier gilt, sich im Vorfeld einige Fragen zu beantworten und eine passende Anlagestrategie zu entwickeln. Wichtig sind vor allem die Höhe des verfügbaren Kapitals, Anlageziel und -horizont, die Risikobereitschaft, grundsätzliches Finanzwissen sowie Interesse am eigenen Vermögensaufbau.
Wie baue ich verlässlich Vermögen auf, etwa mit Aktien?
Eine Möglichkeit wäre, einen Fondssparplan bei einer Bank, Direktbank oder einem Online-Broker zu eröffnen – und dort regelmäßig, zum Beispiel monatlich, einen gewissen Betrag in einen Investmentfonds oder ETF einzuzahlen. Solche Fondssparpläne sind sehr flexibel, da der Anlagebetrag unkompliziert je nach Bedarf, etwa in Elternzeit, angepasst werden kann. Auch gut geeignet ist ein Depot bei einer Online-Vermögensverwaltung, mit üblicherweise auch regelmäßigen (monatlichen) Einzahlungen. Grundsätzlich gilt bei Aktien: Der Anlagehorizont sollte langfristig sein – mindestens fünf Jahre, allein, um zwischenzeitlich mögliche Kursrückgänge wieder aufzuholen. Darüber hinaus ist eine breite Steuung über verschiedene Anlageklassen, Branchen und Regionen sinnvoll, um das Anlagerisiko zu reduzieren. Auch eignen sich Edelmetalle zur Beimischung. Hierbei ist es nicht zwingend notwendig, diese physisch zu kaufen. Anleger können über sogenannte ETCs (Exchange Traded Commodities) an der Wertentwicklung teilhaben. Doch auch Edelmetalle können sehr stark schwanken. Unterm Strich: Wichtig ist, nur in Anlagen zu investieren, die man versteht, und stets Ruhe zu bewahren – gerade in herausfordernden Marktphasen.
Gibt es auch Möglichkeiten für kurzfristige Anlagen – zum Beispiel für ein Jahr?
Für eine Anlage in Wertpapieren ist prinzipiell ein Mindestanlagehorizont von drei Jahren zu empfehlen – wobei auch hier auf die entsprechende Gewichtung der einzelnen Anlagen im Hinblick auf deren Schwankungen zu achten ist. Seit einigen Jahren befinden wir uns in einem Zinsumfeld, in dem es für risikoarme Investments, etwa Tagesgelder, keine Zinsen mehr gibt. Folge: Um auch nur eine kleine Rendite zu erzielen, ist mehr Risiko nötig. Bei kurzfristigem Anlagehorizont, beispielsweise ein Jahr, bieten sich „Kontoanlagen“ an, die keine Rendite erwirtschaften, zudem möglicherweise Verwahrentgelt berechnen – zugleich aber kein Kapitalmarkt- bzw. Verlustrisiko aufweisen.
Wie lege ich eine größere Summe möglichst renditeträchtig für zehn Jahre an?
Bei dieser Frage dreht sich alles um die Entwicklung der persönlichen Anlagestrategie. Neben der Anlagesumme und dem Anlagehorizont spielen das Anlageziel und die Risikobereitschaft eine entscheidende Rolle. Ebenso gilt es zu entscheiden, ob man sich selbst um die Geldanlage kümmern möchte oder auf die Beratung durch erfahrene Finanzexperten vertraut. Falls die Anlageentscheidung alleine getroffen wird, sollte stets die Schwankungsbreite (das Risiko) einzelner Anlagen entsprechend gewichtet werden. Rendite und Risiko hängen zusammen: Je höher die Renditeerwartungen, desto mehr Risiko muss eingegangen werden. Anschaulicher: Bei einem Anlagehorizont von zehn Jahren und dem Anlageziel von hoher Rendite empfiehlt sich eine Anlage mit höherem Anteil in Aktien bzw. Aktienfonds. Auch eine breite Streuung ist wichtig, welche gut mit Investmentfonds oder ETFs erzielt werden kann.
Wie lege ich Geld für ein Kind am sinnvollsten an?
Vermögen auch für Kinder langfristig und systematisch aufzubauen ist immer eine gute Idee. Gerade, wenn die Kinder noch jung sind und die Gelder erst in einigen Jahren benötigt werden. Sowohl eine Einmalanlage als auch ein Sparplan sind gut geeignet. Eine Möglichkeit ist das sogenannte Minderjährigen-Depot. Darauf haben Kinder erst Zugriff, wenn sie volljährig werden – bis dahin sind die Erziehungsberechtigten die handelnde Person.
Stichwort: Altersvorsorge. Lohnt sich der Einstieg in Aktien auch im fortgeschrittenen Alter – und wie?
Generell gesagt: Für einen Einstieg an der Börse ist es nie zu spät. Dabei ist die Anlagestrategie das tragende Element – und hier gibt es Unterschiede, wobei das Alter teilweise eine Rolle spielt. Auch hier sollten die bereits erwähnten Faktoren zur Festlegung der Anlagestrategie im Vorfeld beantwortet sein.
Im ersten Schritt ist es sinnvoll, sich den aktuellen Stand der finanziellen Verhältnisse vor Augen zu führen. Im zweiten Schritt kommen die Anlageziele: Was will ich wann erreichen? Prinzipiell bietet ein längerfristiger Anlagehorizont mehr Renditechancen. Je nach Anlageziel und -horizont sollte die ungefähre Aktienquote im Depot festgelegt werden. Als grobe Faustformel: „100 minus Lebensalter“. Dies ist jedoch nur ein ungefährer Richtwert, Abweichungen nach oben oder unten ergeben sich individuell bzw. unter Berücksichtigung der oben angesprochenen Faktoren sowie der persönlichen Risikoneigung. Im dritten Schritt schaut man sich die Kapitalanlagen genauer an. Wie hoch sind die aktuellen Risiken? Wie breit ist die Streuung über Länder, Sektoren und Anlageklassen?
Egal ob Selbstentscheiderin oder doch lieber mit Unterstützung von einem Profi: Bedeutend ist, sich immer wieder selbst eingehend mit der persönlichen Finanzplanung zu beschäftigten – und zwar in jeder Lebensphase. Nur Mut zur Anlage!
(Dr. Jens Ehrhardt Gruppe)