Börsennotierte Fußball-Aktien: Wenig Auswahl
Als Fußball-Aktien werden Wertpapiere bezeichnet, die dem Anleger Anteile an einem Fußballverein verbriefen. Ein eingetragener Verein (e. V.) ist von der Rechtsform her nicht dazu berechtigt, Aktien zu emittieren; zuvor muss eine AG gegründet werden. Dafür gliedern Fußballvereine einen Bereich aus oder schaffen eine AG-Konstruktion. Die AG kann in der Folge selbstverständlich beschließen, dass eine gewisse Zahl von Anteilen an der Börse gehandelt werden soll.
Bekannte börsennotierte Fußballvereine sind Borussia Dortmund, Manchester United und Juventus Turin. Grundsätzlich geht es auch bei Fußball-Aktien in erster Linie darum, dass die jeweilige AG einen Gewinn erzielt. Zwischenzeitliche Kursbewegungen lassen sich sehr häufig auf das sportliche Abschneiden einer Mannschaft zurückführen, wobei z. B. ein Abstieg die wirtschaftliche Entwicklung negativ beeinflusst. Fußball-Aktien sind für die Fans eines bestimmten Vereins möglicherweise ein sehr interessantes und spannendes Investment. Dabei sollte jedoch stets beachtet werden, dass es sich auch bei Fußball-Aktien um eine echte Geld-anlage mit Gewinnchancen und Verlustrisiken handelt. Der Kursverlauf der Borussia-Dortmund-Aktie verdeutlicht dies.
Fußball-Anleihen: Nichts anderes als eine Mittelstandsanleihe
Der Jahresetat eines professionellen Fußballvereins wird in der Regel durch folgende fünf Einnahmequellen gespeist:
1. Erlöse aus TV-Rechten,
2. Erlöse aus dem Verkauf von Eintrittskarten und Fanartikeln,
3. Werbegelder von Sponsoren,
4. Einnahmen beim vorzeitigen Verkauf von Spielern und
5. Einnahmen aus der Verteilungsquote diverser Wettbewerbe (DFB-Pokal, UEFA Europa League oder Champions League).
Bei über den normalen Etat hinausgehenden Investitionen, z. B. dem Bau eines neuen Jugendleistungszentrums (wie beim Hamburger SV-Campus), werden neben der Aufnahme von Bankkrediten seit einigen Jahren sogenannte Fan-Anleihen aufgelegt. Der dabei deutlich über dem Kapitalmarktniveau angebotene Zinssatz verdeutlicht bereits, dass bei dieser Anlage ein erhöhtes Risiko eingegangen wird.
Neben dem Hamburger SV haben in der Vergangenheit der 1. FC Köln, 1. FC Nürnberg, Hertha BSC Berlin, der FC St. Pauli sowie der FC Schalke 04 eine solche Kapitalbe-schaffung mit unterschiedlichen Ausgestaltungen gewählt. Das Beispiel der deutlichen Überzeichnung der börsennotierten Schalke-Anleihe 2016 zeigt, dass bei der Ziel-gruppe der Fans das Herz (d. h. die Liebe zum Verein) mehr Einfluss auf die Anlageentscheidung haben kann als ein kühler Kopf. Auch hierbei gilt, dass der wirtschaftliche Erfolg des Vereins von sportlichen Ereignissen beeinflusst wird, die künftig ggf. weniger Einnahmen generieren lassen (z. B. ein Abstieg). Wir empfehlen – wie bei jeder Kapitalanlage – stets das Chance-Risiko-Verhältnis zu beachten und sich nicht von einer hohen Rendite in die Anlagen locken zulassen. Denn wie Fans vom MSV Duisburg und Arminia Bielefeld, aber auch vom 1. FC Köln wissen: Auch eine emotionale Rendite kann negativ sein.
Marktkommentar von Sönke Niefünd, Kapitalmarkt-Experte der Otto M. Schröder Bank.