Investmentfonds

Gepflegte Langeweile war gestern – Drei Lektionen nach der italienischen Woche

Wer behauptet, dass die Kapitalmärkte letzte Woche unruhig waren, untertreibt.

Italien, das neue Risiko?

 

Politische Turbulenzen in Italien und Spanien, eskalierende Handelsspannungen und obendrein unerwartet starke US-Arbeitsmarktdaten haben die Investoren ins Schwitzen gebracht. Dr. Wolfgang Bauer, Fondsmanager im Anleiheteam von M&G Investments, hat drei Lektionen mitgenommen:

Stimmungsumschwünge können brutal sein

Noch bis vor kurzem war die Anlegerstimmung für die Eurozone äußerst optimistisch, und das spiegelte sich auch an den Anleihemärkten. „Nach der Präsidentschaftswahl in Frankreich letztes Jahr, bei der die europafeindlichen Lager verloren, machten sich die Märkte wenig Sorgen – auch nicht um Italien. Die Kosten für Credit Default Swaps auf italienische Staatsanleihen, also Versicherungen gegen einen Kreditausfall, gingen nach und nach zurück“, sagt Bauer. Auch nach der Wahl in Italien im März seien die Investoren zunächst entspannt geblieben. Erst die heftige Anti-Euro-Rhetorik der neuen populistischen Regierungskoalition in Italien habe die Stimmung massiv gedreht. „Der Markt erkannte, dass die politischen Risiken in der Peripherie der Eurozone nach wie vor real sind und wechselte abrupt in den „Risk-Off-Modus“. In den letzten Tagen wurde Italien zeitweise sogar ein höheres Kreditrisiko zugewiesen als Schwellenländern wie der Türkei oder Brasilien“, so der Bondexperte. Die Anleger hätten sich wahllos jeglichem Risiko entzogen, was auch Wertpapiere höherer Qualität getroffen habe. Bauers Fazit: „Europäische Finanzwerte und Corporate Hybrids waren ebenfalls unter Druck und boten attraktive Einstiegsmöglichkeiten – eine Chance für aktive Anleger.“

Anleihekorrelationen sind intakt

„Die letzten Tage waren ein Stück aus dem Lehrbuch für Renditekorrelationen“, sagt Wolfgang Bauer. Vor allem italienische und deutsche Staatsanleihen hätten sich wie polare Gegensätze verhalten. Als die Renditen der italienischen Papiere letzte Woche, getrieben von der Angst vor Neuwahlen und weiteren Gewinnen für die Anti-Euro-Lega, sprunghaft anstiegen, seien Bundesanleihen ihrem Image als sicherer Hafen gerecht geworden. „Für jeden Anleger, der sich über Volatilität und Kursrückgänge im Portfolio Gedanken macht, sind diese Korrelationsmuster von Bedeutung“, findet Bauer. „So unattraktiv westliche Staatspapiere aus einer reinen Renditeperspektive sein mögen, so wertvoll können sie in derart heftigen Marktphasen in einem gemischten Anleiheportfolio sein.“ Zur Diversifikation sieht Bauer derzeit daher ein gewisses Engagement in Bundesanleihen und anderen klassischen Anlagen wie dem japanischen Yen als sinnvoll an. Durch die anhaltend gute Konjunkturlage böten zudem Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Status nach wie vor Wertpotenzial.

Anleger übersehen andere Themen

Letzte Woche waren die Märkte auf Italien fixiert – eine ähnliche Situation wie Anfang 2016, als der fallende Ölpreis das allseits beherrschende Thema war. „Jedes kleinste Detail erscheint plötzlich relevant und hat das Potenzial, die Märkte in beide Richtungen zu bewegen“, erläutert Bauer. Dann steige allerdings die Gefahr, dass andere bedeutsame Entwicklungen schlicht übersehen oder verdrängt würden. So wie die wieder anziehende Inflation, deren Veröffentlichung kaum beachtet worden sei: „In der Eurozone stieg die Inflation vergleichsweise stark von 1,2 % auf 1,9 % pro Jahr, und das liegt immerhin nur noch knapp unter der Zielmarke der EZB“, so der Fondsmanager. Angesichts der Unsicherheit über den Kurs der EZB sollte dies die Marktteilnehmer zumindest ins Nachdenken bringen.

(Antenor)

print

Tags: , , ,

ASCORE Auszeichnung

Es gibt viele gute Tarife – für die Auszeichnung „Tarif des Monats“ gehört mehr dazu. Lesen Sie hier, was die ausgezeichneten Tarife zu bieten haben.

Tarife des Monats im Überblick

ETF-News

ETF-News

Aktuelle News zu börsengehandelten Indexfonds.

zu den News

Guided Content

Guided Content ist ein crossmediales Konzept, welches dem Leser das Vergleichen von Finanzprodukten veranschaulicht und ein fundiertes Hintergrundwissen liefert.

Die Ausgaben im Überblick

ESG Impact Investing

In jeder Ausgabe stellt "Mein Geld" ein UN-Entwicklungsziel und dazu passende Investmentfonds vor.

Un-Entwicklungsziele im Überblick

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mein Geld Newsletter

Melden Sie sich für unseren 14-tägigen Newsletter an.

zur Newsletteranmeldung

Icon

Mein Geld Magazin

Die aktuelle Ausgabe

Mein Geld 05 | 2024

Die Zeitschrift Mein Geld - Anlegermagazin liefert in fünf Ausgaben im Jahr Hintergrundinformationen und Nachrichten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Finanzen.

zur Ausgabe | alle Ausgaben