Wir rechnen gegenwärtig nicht mit ausgeprägten Zinsschritten, sondern sehen die bevorstehende Maßnahme der Fed eher als Schritt zu „Normalisierung“ des Leitzinses – von einem extrem niedrigen Stand aus. Daher rechnen wir mit mehreren behutsamen Zins-Schritten seitens der Fed. Allerdings erwarten wir die US-Leitzinsen am Ende des Jahres 2016 nicht oberhalb von 1,0 Prozent. Wenn man zudem bedenkt, dass die jetzige Staatsverschuldung der USA die Summe von 19 Billionen US-Dollar übersteigt, kann man sich gut vorstellen, wie eine Zinserhöhung die Zinslast dieser Verschuldung – und damit den Handlungsspielraum der US-Regierung – verändert. Die nach wie vor vorhandene Liquiditätsschwemme an den globalen Finanzmärkten führt jedoch weiterhin zu hohen Kursschwankungen in beinahe allen Assetklassen. Daher wäre es nicht verwunderlich, wenn ein behutsamer Zinsschritt seitens der Fed – trotzdem – zu einer steigenden Volatilität an den Finanzmärkten führen würde.
Desgleichen: Wenn die EZB an ihrer lockeren Geldmarktpolitik festhält, wäre dies sicherlich ein Umfeld, in dem der Euro-Rentenmarkt freundlich reagieren würde. Allerdings wird ein US-Zinsschritt auch hier zu einer höheren Volatilität führen. Daher streben wir weiterhin an, eine eher kürzere bis mittlere Laufzeit bei den Rentenanlagen zu halten. Wir erwarten ferner, dass steigende Zinsen in den USA zu einem steigenden Wert des US-Dollar führen werden – zumal andere Notenbanken weiterhin ihre lockere Geldmarktpolitik fortsetzen werden. Während einerseits ein festerer US-Dollar und höhere US-Zinsen Gelder von Anlegern anziehen, werden viele Schwellenländer an den Kapitalabflüssen aus ihren Märkten leiden. Und das zu einem Zeitpunkt, in dem sie ohnehin wirtschaftlich schwächeln.
Auf der anderen Seite freuen sich Exporteure von Gütern in die USA an dem festeren US-Dollar. Davon profitieren insbesondere z. B. europäische Automobilkonzerne und Hersteller von Konsumgütern. Auch Banken und Versicherungen in den USA warten bereits auf ein attraktiveres Zinsniveau – und somit die Aktien dieser Unternehmen.“
„Starker Dollar ist größeres Risiko für die Märkte als die Zinswende“ -Michael Jensen, Executive Vice President Moventum:
„Das größte Risiko der Zinswende ist wohl, dass niemand bislang hundertprozentig sagen kann, ob sie wirklich im Dezember kommt und wie sie genau aussehen wird. Zwar erwarten die meisten Marktteilnehmer, zu denen auch wir gehören, dass der Offenmarktausschuss der Fed bei seiner Sitzung im Dezember eine erste Zinserhöhung von bis zu 25 Basispunkten verkünden wird. Diese ist unserer Ansicht nach auch bereits in den Kursen eingepreist. – Was aber, wenn die Anhebung ausbleibt? Die Gefahr besteht, dass ein solches Ausbleiben der Zinserhöhung von den Marktteilnehmern als Schwäche der amerikanischen Wirtschaft gedeutet wird und die Kurse an den Aktienmärkten dann erst recht nach unten gehen. Die Zinserhöhung ist längst nicht mehr das größte Risiko für die Märkte. Viel größer ist das Risiko eines weiterhin stärker werdenden US-Dollars, der die Gewinne der Unternehmen am Weltleitmarkt USA, und somit auch die Aktienkurse, drücken könnte.“
„Deutsche Aktien exportstarker Unternehmen als Gewinner der Zinserhöhung“ – Marcel de Gavarelli, Investment Manager bei der Laureus AG Privat Finanz:
„Am Devisenmarkt gilt: Sollte die Fed den Leitzins erhöhen, könnte sich insbesondere auf dem Währungsmarkt nochmal einiges tun. Die Euro-Dollar-Parität ist nicht mehr weit entfernt und dürfte nach der Zinserhöhung in den USA noch greifbarer werden. Zumal die EZB nicht zeitnah nachziehen wird – wie dies historisch oftmals der Fall war –, sondern eher über eine weitere Lockerung der Geldpolitik nachdenkt. Einem gegenüber dem Dollar weiter fallenden Euro wäre damit der Weg geebnet. Und der Aktienmarkt würde auch reagieren: Unternehmen aus der Eurozone profitieren bereits seit Monaten von einem schwächeren Euro und entsprechende Aktien dürften auch in Zukunft von einer schwachen Einheitswährung Auftrieb bekommen. Der niedrigere Euro macht Produkte der Eurozone in den USA deutlich billiger und europäische Exportunternehmen damit konkurrenzfähiger. Vor allem deutsche Aktien exportstarker Unternehmen dürften somit zu den Gewinnern höherer Zinsen in den USA zählen.“
„Die Zinswende wird ausfallen“ – Philipp Dobbert, Chefvolkswirt quirin bank:
„Die Zinswende, die so viele für den Dezember erwarten, wird ausfallen. Wieder einmal. Denn erstens kann von einer wirklichen „Zinswende“ keine Rede sein, selbst wenn die US-Notenbank Fed den Leitzins erstmals seit 2007 wieder leicht anhebt. Der Schritt wird marginal ausfallen und ist längst in der Zinsentwicklung in den USA der letzten Monate eingepreist. Zudem schlummern in der Bilanz der Fed noch so immense Bestände an Staatsanleihen, dass eine wirkliche Marktbereinigung gar nicht stattfinden kann. Und zweitens ist es alles andere als ausgemacht, dass die Fed den Zinsschritt wirklich noch dieses Jahr unternimmt. Bei einem Blick auf die Frühindikatoren für die wirtschaftliche Entwicklung in den USA (und nicht die immer so betonte Arbeitslosenquote, die ein nachlaufender Indikator ist) sieht es alles andere als rosig aus für die nächsten Monate. Hinzu kommen die weltwirtschaftlichen Sorgen. In diesem Umfeld gibt es sogar Mitglieder des Fed-Rates, die eine weitere Zinssenkung als angezeigt sehen.
Wenn die Fed also tatsächlich ernst macht, dann nur um Wort zu halten um jeden Preis. Eine „Zinswende“ löst das bei weitem nicht aus. Schon gar nicht in Europa, wo die EZB weiter aufs geldpolitische Gaspedal tritt. Der Anleger ist in diesen weiter unsicheren Kapitalmarktzeiten nach wie vor am besten mit einer weltweit diversifizierten Aktien- und Anleihestrategie unterwegs.“
„Die Risiken überwiegen derzeit“ – Rainer Ottemann, Concord Investment Solutions::
„Grundsätzlich ist es ja weiterhin sehr umstritten, ob die Zinswende kurzfristig kommen muss oder ob das weiterhin eher kontraproduktiv für die Weltwirtschaft ist. Auch in den USA, von wo eine Zinswende ja ausgehen würde, ist das Bild eher gemischt, gerade in Anbetracht des Arbeitsmarktes, der nicht so stabil ist wie es einige Statistiken beschönigen.
Wo liegen die Chancen? Sicherlich bei europäischen Aktien, denn es ist davon auszugehen, dass der Dollar gegenüber dem Euro weiter stabil bleibt, wozu zusätzlich auch die weltweite Unsicherheit wegen der zahlreichen Konfliktherde und der Terrorgefahr beiträgt. Risiken sind vor allem dort zu finden, wo mit hohem Kredithebel gearbeitet wird und die Kosten hierfür sich verteuern, da stehen u.a. einige Emerging Markets ziemlich im Feuer. Und dann werden gewisse Segmente des Rentenmarktes unter Druck geraten, weil Anleger sich aus Angst vor bevorstehenden Kursverlusten verabschieden, das werden meines Erachtens aber eher nicht Rententitel mit guten Ratings sein. Es wird die Segmente treffen, in die Anleger im Niedrigzinsumfeld aufgrund vermeintlicher Renditevorteile investiert haben –bei durchaus schlechteren Bonitäten.
Für die Anlagepolitik in unserem Fonds haben diese Einschätzungen allerdings keine Bedeutung, oder sie werden allenfalls in der von unserem Kooperationspartner RC Banken gemessenen Risikokennzahl, dem extreme Value at Risk, kurz „eVaR“, abgebildet. Hier zeigt sich wie bereits seit Monaten, dass die Marktrisiken nicht zu unterschätzen sind. Wir wenden in unserem regelbasierten Ansatz diese Kennzahlen zur Steuerung der Asset Allokation und der Einzeltitelauswahl an. Zinswende hin oder her, die Aktienquote liegt weiterhin knapp unter 50%. Das mag ja eine Gemengelage aus verschiedenen Komponenten sein – aber die Risiken überwiegen derzeit. Soviel steht fest.“