Der Schwarze Schwan hieß dieses Mal Wladimir. Doch er kam nicht urplötzlich um die Ecke. Sein Federkleid verfärbte sich schon seit Jahren, ohne dass die Börsen reagierten. Man fühlte sich an die Finanzkrise erinnert:
Monatelang wurde über die Gefahren von Kreditausfällen im US-Subprime-Segment geredet und geschrieben, ohne dass die Börsenkurse Notiz davon nahmen. Dunkle Wolken alleine reichen wohl nicht – es muss erst donnern, bis man glaubt, dass ein Gewitter im Anmarsch ist.
Der DAX notierte am Morgen des 16. Februars in der Spitze bei 15.543 Punkten. Fünfeinhalb Handelstage später zeigte die Kurstafel 1.736 Zähler beziehungsweise gut elf Prozent weniger an. Das Handelsvolumen war mit knapp 244 Millionen Euro fast zweieinhalbmal so hoch wie im Durchschnitt der zehn Handelstage zuvor. Hauptgewinner waren natürlich die Börse sowie die Banken. Die Anleger, die in Summe Aktien im Gegenwert von 244 Millionen Euro verkauft haben, haben hingegen einmal mehr Verluste realisiert, die mit alternativen Anlagen schwer wieder kompensiert werden können. Doch auf der anderen Seite waren Anleger, die an diesem einen Tag exakt für diese 244 Millionen Euro Aktien deutlich billiger als noch an den Tagen zuvor gekauft haben. Es ist nicht auszuschließen, dass dieser Jahrestiefststand nochmals unterboten wird. Es dürfte aber wohl auszuschließen sein, dass der Februar-Höchststand vom 16. Februar – genauso wie das am 5. Januar des Jahres markierte Allzeithoch des DAX – nie wieder überboten wird.
Wer in Panik verkauft, steigt nur selten zu einem noch tieferen Kurs wieder ein, denn er wird in der Regel immer befürchten, dass es noch weitere Verluste gibt. Meist wird er – wenn überhaupt – erst zu einem höheren Preis wieder einsteigen und so auf Dauer ein schlechteres Anlageergebnis haben als all diejenigen, die die Füße stillgehalten haben. Er könnte aber auch auf Dauer vom Ergebnis derer partizipieren, die zu den stark gefallenen Preisen auf der Käuferseite waren. Gute Mischfondsmanager gehören dazu. Deren Fonds kann man kaufen, um dauerhaft investiert zu bleiben, wenn mal Gewitter ist.
JÜRGEN DUMSCHAT