Die Kombination aus inländischen und nicht-inländischen Anleihen bieten attraktive Chancen, insbesondere höher rentierende, nicht-inländische Staatsanleihen können als „Schockabsorber“ dienen
Attraktive Positionen finden sich in ausgewählten Schwellenländern, in denen die Zentralbanken aufgrund der steigenden Inflation die Geldpolitik straffen mussten.
Der Ukraine-Krieg verunsichert die ohnehin schon unruhigen Märkte. Um dem steigenden Inflationsrisiko entgegenzuwirken, werden Zentralbanken mit ihrer straffen Geldpolitik auf Kurs bleiben. Der zu erwartende Anstieg der Zinssätze, stellt Anleiheinvestoren vor ein uraltes Problem: Wie können Anleger ihrem Portfolio Rendite hinzufügen, ohne dass das Zinsrisiko zu hoch wird?
Ein Blick über den heimischen Markt hinaus
Portfoliomanager nutzen Staatsanleihen ihres Heimatlandes, um ihre Multi-Asset-Portfolios mit wichtigen risikoarmen Bausteinen auszustatten. Für den Endanleger sind solche Anleihen leicht verständlich, bieten einen Anker für risikoreichere Anlagen innerhalb des Portfolios und vermeiden das Währungsrisiko. Wir sind jedoch der Meinung, dass eine globalere Betrachtung der festverzinslichen Märkte erhebliche Vorteile mit sich bringt. Dadurch können Anleger über verschiedene Länder hinweg diversifizieren. Wir finden potenziell attraktive Positionen in ausgewählten Schwellenländern, in denen die Zentralbanken nach der Pandemie aufgrund der steigenden Inflation die Geldpolitik straffen mussten. Diese Länder sind in ihren Konjunkturzyklen weiter fortgeschritten als die großen Industrieländer wie die USA, die Eurozone und das Vereinigte Königreich, wo die Straffung der Politik erst am Anfang steht. Ein weiteres Beispiel sind Chinas Lokalwährungsanleihen. Anstatt die Zinssätze zu erhöhen, setzt die Bank of China ihre Lockerungsmaßnahmen fort, um das Wachstum zu unterstützen. Zusätzlich profitieren chinesische Anleihen auch von der Aufnahme in die wichtigsten globalen festverzinslichen Benchmarks.
Anleihen als Schockabsorber
Seit der globalen Finanzkrise gehörten die Renditen für Staatsanleihen der Eurozone zu den niedrigsten der Welt. Seit 2012 sind die Leitzinsen der Europäischen Zentralbank bei oder unter null geblieben. Das hat die Renditen selbst langlaufender Staatsanleihen im Laufe der Zeit deutlich nach unten gezogen. Dadurch wurden Anleihen in ihrer Funktion als „sicherer Hafen“ in Zeiten von Marktstress eingeschränkt und die Erträge der Anleger geschmälert. Während des Ausbruchs der Pandemie im ersten Quartal 2020 fielen beispielsweise die Renditen vieler Benchmark-Staatsanleihen stark (d. h. die Kurse dieser Anleihen stiegen und schützten den Wert der Portfolios in einer schwierigen Zeit). Allerdings fielen die Renditen von Anleihen, die bereits sehr niedrig verzinst waren, deutlich weniger als höher verzinste Anleihen aus anderen Ländern. Dies verdeutlicht, dass Anleger selbst in Krisenzeiten nur ungern große Mengen an Staatsanleihen mit niedrigen oder negativen Renditen kaufen. Es zeigt auch, warum höher rentierende, nicht inländische Staatsanleihen in Zeiten von Marktturbulenzen als nützlicher „Schockabsorber“ eingesetzt werden können.
Staatsanleihen als sicherer Hafen?
In letzter Zeit wurde der Wert von Staatsanleihen als sichere Häfen in Frage gestellt. Seit Anfang 2022 sahen Anleger den Wert ihrer Aktienbestände stark sinken, da sich die Stimmung aufgrund der anziehenden Inflation und des Ukraine-Kriegs verschlechtert hat. Steigende Inflationserwartungen haben die Anleiherenditen in die Höhe getrieben und zu einer positiveren Korrelation zwischen Aktien und festverzinslichen Wertpapieren geführt – genau zum falschen Zeitpunkt für Anleger, die eine Diversifizierung anstreben. Für den Anleger lohnt sich ein Blick auf inflationsgebundene Staatsanleihen, bei denen der Wert der Kupon- und Fälligkeitszahlungen mit der inländischen Inflationsrate steigt – eine Wahl mit geringem Risiko. Solche Anleihen haben in den letzten Monaten gut abgeschnitten, sowohl auf absoluter Basis als auch relativ zu festverzinslichen Staatsanleihen. Auch hier kann ein Blick über den heimischen Markt hinaus Chancen bieten, da die aktuelle Inflationswelle in weiten Teilen der Welt zunehmend ein Thema ist. Das Vereinigte Königreich, die USA, Japan, Kanada und Schweden sind allesamt große Emittenten von inflationsgebundenen Staatsanleihen.
(T.ROWE Price)