Warum wollten Sie mit StarCapital zusammenarbeiten?
Dr. Schlumberger: StarCapital gehört mit seinen erstklassigen vermögensverwaltenden Produkten zu den erfolgreichsten Assetmanagern in Deutschland. Der Zusammenschluss mit der Bellevue Group bietet eine ausgezeichnete Plattform, das Portfoliomanagement und das Fondsgeschäft weiter auszubauen. Ich schätze die Leistungen Peter E. Hubers sehr, wir teilen die antizyklische Investmentphilosophie und menschlich hat es auch gepasst.
Wie schätzen Sie den Markt für das Jahr 2018 ein, werden wir noch viele Kursschwankungen erleben und wenn ja wann und warum?
Dr. Schlumberger: Für einen flexiblen Allokationsansatz (wie im StarCapital Allocator) bietet die im Februar und März zurückgekehrte Volatilität ein herausforderndes, jedoch attraktives Umfeld. Wir erwarten kein Ende des Hausse-Trends; dennoch halten wir eine höhere Kasse, um günstige Einstiegsgelegenheiten nutzen zu können. Denn auf Sicht der nächsten 12 bis 24 Monate sehen wir den anhaltenden, aber in der Höhe überschaubaren Zinsanstieg nicht als „Gamestopper“ für die Aktienmärkte.
Grundsätzlich sind steigende Zinsen für die Aktienmärkte nicht positiv. Sie verteuern die Refinanzierung der Unternehmen und lassen die Rentenmärkte relativ attraktiver werden. Da wir jedoch nicht von dramatischen Zinsanstiegen wie in früheren Zyklen ausgehen, weil dies die hohen Staatsverschuldungen nicht mehr zulassen, werden sie den Aktienmärkten nicht den Garaus machen: 3 Prozent und nicht 6 Prozent Zinsen sind die neue Normalität! Sie bringen jedoch eine lange Zeit unbekanntes Phänomen wieder zurück an die Märkte, nämlich temporär dramatisch ansteigende Volatilität!
Größere Marktkorrekturen lassen sich zeitlich kaum vorhersehen, aber wenn sie kommen, sollte man sie antizyklisch nutzen.
Wo erwarten Sie stärkere Kursbewegungen und wo können sich Investoren in diesem Umfeld optimal positionieren?
Dr. Schlumberger: Trotz der noch fairen Aktienmarktbewertung in Europa und insbesondere in Deutschland muss davon ausgegangen werden, dass die Einbrüche hier in Europa stärker sein werden als in den USA. Dies gilt insbesondere für den „Optionsschein“ auf den Weltaktienmarkt, den deutschen Aktienindex DAX.
In solchen Phasen empfiehlt es sich ausreichend „Munition“ (Liquidität) bereitzuhalten. Aufgrund ihrer günstigen Bewertung, starker Gewinnentwicklung und eher noch rückläufigen Zinsen halten wir Aktienanlagen in Schwellenländern grundsätzlich für sehr attraktiv. Hier erwarten wir eine mehrjährige starke Outperformance gegenüber Aktieninvestments in den reifen Industriestaaten.
Welchen Ansatz verfolgen Sie mit Ihrem Fonds?
Dr. Schlumberger: Der StarCapital Allocator ist ein vermögensverwaltender Mischfonds mit einer sehr flexiblen Anlagepolitik und einem breiten Anlagespektrum (Multi Asset). Er investiert global in liquide Anlageformen wie Aktien, Renten, Rohstoffe und Edelmetalle.
Das wichtigste Ziel ist die erfolgreiche Steuerung der Aktienquote in einer Bandbreite von 25 bis 100 Prozent (Neutralquote 60 Prozent). Sie erfolgt auf Basis fundamentaler, monetärer und marktpsychologischer Faktoren. Der Fonds versucht in Ausverkaufsphasen antizyklisch in attraktiv bewertete Regionen und Sektoren einzusteigen.
Neben der taktischen Asset Allokation liegt der Schwerpunkt auf der Einzelwertselektion im Aktiensegment. Der Fonds basiert primär auf einem Value-Ansatz, ergänzt um Aspekte der Bilanzqualität. Investiert wird überwiegend in internationale Einzelwerte sowie Indexfonds für bestimmte Regionen, Sektoren und Themen. In den Anlagesegmenten Renten, Rohstoffe und Edelmetalle steht die Nutzung von Opportunitäten im Vordergrund. Der Fonds folgt einem konservativen, risikokontrollierten Investmentansatz. Eine aktive Risikosteuerung nutzt Stop-loss-Techniken und derivative Absicherungsinstrumente.
In wie weit unterscheidet er sich von Konkurrenzprodukten und wo liegt sein USP?
Dr. Schlumberger: Der StarCapital Allocator wurde 2017 von mir umstrukturiert, um Anlegern durch aktives Portfoliomanagement eine hohe Partizipation an der langfristigen Aufwärtsentwicklung der Aktienmärkte zu ermöglichen. Gleichzeitig erlaubt die aktive Steuerung der Aktienquote unter Einsatz von Derivaten eine zusätzliche Verlustbegrenzung in Abwärtsphasen, denn der langfristige Vermögenserhalt steht im Vordergrund.
Um kurz auf die Einzeltitelselektion einzugehen: StarCapital verfügt als einer der wenigen Assetmanager über eine hauseigene Kapitalmarktforschung. Sie dient uns als weitere Quelle, um die besten Entscheidungen zu treffen. Für den StarCapital Allocator nutzen wir unsere interne Datenbank, die über Fundamentaldaten von mehr als 7 000 weltweiten Unternehmen verfügt. So berechnen wir für jedes Unternehmen eigene Value-, Quality- und Momentumwerte und nutzen diese als Entscheidungsstütze für value-orientiertes Investieren auf Einzelwertebene.
Für welchen Anleger ist er geeignet und welche Risiken verbirgt er?
Dr. Schlumberger: Mit einem mittel- bis langfristigen Anlagehorizont steht die bewährte value-orientierte Aktienauswahl im Vordergrund. Gemäß dem antizyklischen Investmentgrundsatz Mutig, wenn andere ängstlich und vorsichtig, wenn andere übermütig sind wird ein stetiger Ertragszuwachs angestrebt.
Dementsprechend ist der Fonds für Kunden geeignet, die langfristig an der Entwicklung der globalen Aktienmärkte partizipieren wollen, sich jedoch auch der Chancen und Risiken der zurückgekehrten Volatilität bewusst sind: Die Welt verändert sich so schnell wie selten zuvor. Globalisierung und Migration, der Aufstieg der Emerging Markets und Digitalisierung sind Chancen; Protektionismus, Populismus und der Ausstieg aus der unkonventionellen Geldpolitik sind Risiken. Veränderungen verunsichern, aber sie sorgen für neue Möglichkeiten, die es mir als aktiven Fondsmanager erlauben, Investmentopportunitäten in allen relevanten Anlageklassen zu finden.
Welches Ziel verfolgt die StarCapital auf lange Sicht und welchen Beitrag werden Sie dabei leisten?
Dr. Schlumberger: Unser Ziel ist klar definiert: Wir wollen in fünf Jahren zu den bedeutendsten unabhängigen Asset Managern im deutschen Markt gehören. StarCapital schuf bereits 2016 durch den Zusammenschluss mit der Bellevue Group die Grundlage für langfristiges Wachstum. Als Teil von Bellevue streben wir eine Verdopplung des verwalteten Vermögens auf rund fünf Milliarden Euro an.
Als Mitglied des Vorstands und Co-Leiter des Portfoliomanagements stehe ich für einen flexiblen, bewertungs- und qualitätsorientierten Investment-ansatz, der Risiken aktiv steuert und Investmentgelegenheiten mutig nutzt. So ist gewährleistet, dass unsere Kunden auch in Zukunft in einem sich stark veränderndem Marktumfeld optimal investiert sind.
Was sind Ihre persönlichen Ziele in diesem Jahr?
Dr. Schlumberger: StarCapital ist gut aufgestellt und kann beruhigt in die Zukunft blicken: Sie ist ein Kompetenzzentrum der Vermögensverwaltung mit hauseigener Kapitalmarktforschung, professionellen Teams zum Managen von Aktien- und Rentenportfolios und einem globalen, benchmarkunabhängigen Ansatz. Mit meinem Portfoliomanagement möchte ich an die hervorragenden Leistungen von Peter E. Huber über die letzten Jahrzehnte anknüpfen und den Erfolg von StarCapital fortführen.
Vielen Dank für das Gespräch.