Steve Davies, Fondsmanager des Jupiter UK Dynamic Growth SICAV bei Jupiter Asset Management, über die Befreiung aus der Brexit-Zwangsjacke: „Großbritannien ist bei globalen Investoren immer noch ziemlich unbeliebt. In gewisser Weise ist das angesichts der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit im Vereinigten Königreich verständlich. Es bedeutet aber auch, dass es einige sehr niedrig bewertete Aktien auf dem Markt gibt. Während wir das hier schreiben, gibt es immer noch keine klare Vorstellung davon, wie die zukünftigen Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union aussehen werden. Bekanntlich verlässt Großbritannien am 29. März die Gemeinschaft. Wir wissen, dass jede Vereinbarung vom Parlament genehmigt werden muss. Aber es ist nicht sicher, dass die gegenwärtige Regierung es schafft, einen Vorschlag zu unterbreiten, den die Abgeordneten billigen.“
„Angesichts dieser Unsicherheit liegt einer unserer Schwerpunkte im Risikomanagement rund um den Brexit-Prozess“, so Steve Davies weiter, „zu diesem Zweck haben wir das Engagement des Fonds in britischen Unternehmen mit Inlandsfokus, wie Wohnungsbauunternehmen oder britische Banken, taktisch reduziert. Dieses Kapital haben wir internationalen Unternehmen zugeteilt, die sich gut entwickeln dürften, sollte das Pfund nach einem ‚No-Deal‘ stark zurückgehen. Wir halten über 13 Prozent des Fonds in Nicht-UK-Wertpapieren und Cash-Positionen werden ebenfalls in Dollar gehalten, um die weitere Schwäche des Pfunds abzumildern.“
„Es ist anzumerken, dass wir dies vorübergehend und taktisch tun. Keine der britischen Inlandsaktien ist vollständig aus dem Portfolio verkauft worden. Wir haben lediglich die Gewichtung angepasst“, sagt der Fondsmanager. “ Tatsächlich halten wir die Fundamentaldaten der im Portfolio enthaltenen britischen Aktien mit Inlandsfokus für gut, aber wir glauben, dass eine Neugewichtung in Richtung internationales Engagement im aktuellen Umfeld sinnvoll ist. Alles, was im Portfolio gekauft und verkauft wird, ist sehr liquide. Je nach Entwicklung, wenn sich das Brexit-Risiko beispielsweise. erheblich reduziert, können die Trades schnell rückgängig gemacht werden. In diesem Umfeld besteht das Potenzial, dass die im Fonds gehaltenen unpopulären britischen Aktien eine deutliche positive Neubewertung durch den Markt erhalten. Unserer Meinung nach handeln einige dieser Aktien zu weniger als der Hälfte des von uns als fairen Wert bezeichneten Wertes, so dass der Aufwärtstrend mit fast jeder Art von Brexit Vereinbarung sehr groß ausfallen könnte.“
Die Unbekannten für 2019
Zum Thema „Die Unbekannten für 2019“ äußerst sich Greg Herbert, Fondsmanager, European Opportunity Strategy bei Jupiter Asset Management: „Wie sich die US-Zinsen entwickeln, der italienische Haushalt, der Brexit, die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China – es ist schwer zu sagen, wie sich all dies entwickeln könnte. Schwache Zahlen aus den USA könnten bedeuten, dass die Fed den Fuß vom Gaspedal nimmt. Italien hat sich trotz seiner reichen Geschichte mit schwierigen Regierungen seit Jahren einen primären Haushaltsüberschuss erzielt. Das Land hat sich durchgeschlagen und kann es immer noch. Für den Brexit gilt, dass nur ein No-Deal-Szenario für kontinentaleuropäische Aktien wirklich einen Impact hätte. Es ist alles von Natur aus unvorhersehbar. Wirklich relevant wird es, wenn es Extreme erzeugt.“
„Auch was die unbekannten Unbekannten betrifft, werden wir abwarten müssen. Die Auflösung der jahrelangen quantitativen Lockerung wird einige unbeabsichtigte Folgen haben und dies wird sicherlich zu hoher Marktvolatilität führen“, so Herbert, der sich auch der Frage stellt, wie es mit der Marktpreisgestaltung weitergeht. „Für langfristige Marktbewertungen wurde das konjunkturbereinigte KGV in Europa durch ein Jahrzehnt mit niedrigem Wachstum und verschiedenen Krisen erheblich belastet. HOLT, ein Datenanbieter, den wir für die Bewertung von Unternehmen einsetzen, produziert auch Langzeitdaten. Sie verfolgen, wie sich bullische Investoren bei einem so genannten marktkonformen Diskontsatz aufstellen. Auch das ist derzeit eher uneindeutig. Wenn sich diese Entwicklung ins Extreme verkehrt, wie 2009 (billig!) oder 1999 (teuer!), waren diese Daten der sprichwörtliche Kanarienvogel in der Kohlengrube. Aber im Moment deutet dies nur darauf hin, dass die Bewertungen für europäische Aktien auf den jüngsten Höchstständen liegen. Dies ist kein handelbares Signal.“
„Am Ende ist für einen Stock-Picker eine solche Gemengelage ohnehin zu vernachlässigen. Wir verbringen unsere Zeit damit, eine Vielzahl von Aktien mit vielen verschiedenen zugrunde liegenden Wachstumstreibern zu untersuchen, und dann wartet man auf einen Einstiegspunkt“, sagt Greg Herbert. „2018 war das der Fall, als die Volatilitätsspitzen quasi ein Silberstreif am Horizont waren. So konnten wir uns in einige wirklich hochwertige Unternehmen zu besseren Preisen einkaufen. So eine Gelegenheit war schon seit einiger Zeit nicht mehr zu beobachten. Wir gehen davon aus, dass wir im kommenden Jahr mehr solche Chancen haben werden.“
(Jupiter)