„Dies ist zum einen der Entwicklung der globalen Aktienmärkte geschuldet, und zum anderen vollzieht sich ein struktureller Wandel in der Branche, der zu höheren Erträgen führt. Und dieser Wandel hat ausnahmsweise nichts mit KI zu tun – auch wenn dies dem ein oder anderen Aktienanleger schwerfallen mag zu glauben“, weiß Michael Klimek, Geschäftsführer der Dolphinvest Capital.
Medial spielen Digitalisierung, Tokenisierung und künstliche Intelligenz für die Branche zwar nach wie vor eine wichtige Rolle. Den Grund sieht Klimek in den Bemühungen der großen US-Häuser, wie Blackrock, Invesco und Franklin Templeton, von der amerikanischen Aufsichtsbehörde SEC die Zulassung für die Auflegung von Bitcoin-ETFs zu erhalten, was im Januar 2024 auch gelang. Dennoch seien Zweifel daran angebracht, dass betriebliche Prozesse schon in nennenswertem Ausmaß KI-basiert und jetzt bereits spürbar kostengünstiger geworden sind. Der Branchenexperte konstatiert: „Die Vision der heilsbringenden KI-Technologie ist die Fantasie der Anleger, die betriebliche Realität in der Asset-Management-Branche ist jedoch eine andere.“
ETFs forever?
„Die Branche wird nicht müde, die ETF-Geburtenrate hoch zu halten“, so Klimek. Profiteure seien allerdings nur die großen Player im Markt, die über hinreichende finanzielle Ressourcen verfügen, um neu aufgelegte ETFs oder vertrieblich verschmähte ETFs durch Quersubvention am Leben zu halten – so lange jedenfalls, bis ein ETF mangels Masse oder aus anderen Gründen zu Grabe getragen werde.
Der Experte warnt: „Die Großen liefern sich bereits jetzt einen Preiskampf, der zumindest theoretisch das Risiko in sich birgt, dass einem ETF-Manager finanziell die Subventions-Puste ausgeht angesichts einer allzu unattraktiven J-Curve. Das Szenario, dass dies mehreren ETF-Managern gleichzeitig widerfährt, könnte von Pessimisten, vielleicht aber auch eines Tages von Aufsichtsbehörden als systemisches Risiko eingeschätzt werden.“
Interesse an Privatmarkt steigt
Der durch den Erfolg der ETFs mindestens mitverursachte Druck auf die Margen traditioneller Investmenthäuser erkläre, warum die Privatmärkte nachhaltig Begehrlichkeiten wecken. Aufgrund der Zinswende hätten in den vergangenen zwei Jahren zwar auch Private-Equity-, Venture-Capital- und andere Privatmarkt-Fondsanbieter ein vergleichsweise schweres Leben gehabt. Doch sei dies durch die Nachfrage von traditionellen Asset Managern nach Beteiligungen im Privatmarktsegment mehr als ausgeglichen worden.
Alternatives wirkten auf traditionelle Manager umso attraktiver, je mehr ihr angestammtes Geschäft Ertragskraft verlöre und die Effizienz und Profitabilität ihres Unternehmens noch nicht oder nicht weiter markant zu steigern sei. Laut einem Bericht des Beratungsunternehmens EY waren börsennotierte alternative Vermögensverwalter seit 2012 für die Mehrheit der Deals mit Private-Markets-Managern verantwortlich.
Nach Einschätzung von Klimek können die großen börsennotierten Unternehmen für ihre M&A-Aktivitäten von robusten Bilanzen und liquiden Vermögenswerten profitieren und aus dem eigentlich unangenehmen öffentlichen Druck, ständig ihre Assets under Management maximieren zu müssen, praktischen Nutzen ziehen. Im Gegensatz dazu kämpfen private Firmen mit den besonderen Herausforderungen selbstfinanzierter Fusionen und mit Problemen bei der Fremdfinanzierung.
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