Werner Krämer, Volkswirt und Geschäftsführer bei Lazard Asset Management, ordnet die Ankündigungen ein und erklärt, was sie für die Kapitalmärkte bedeuten. Seine These: US-Aktien gewinnen, aber die Inflation kehrt zurück. Europa sei der große Verlierer der Wahl.
„Wir sehen die Welt im Umbruch“, erklärt Werner Krämer. „Donald Trump startet mit einer klaren Agenda in die zweite Amtszeit. Das könnte sowohl das Amtsverständnis als auch die internationale Ordnung erschüttern.“ Besondere Auswirkungen auf die Kapitalmärkte erwarte er im Zusammenhang mit den anstehenden Entscheidungen in den Bereichen Steuern, Deregulierung und Zölle. Daraus ließen sich zudem Folgen für die Inflation und den US-Dollar ableiten.
Sinkende Steuern, steigende Staatsverschuldung
Darüber hinaus habe Trump gleich für Tag Eins seiner zweiten Amtszeit die Einführung zusätzlicher Zölle angekündigt: „Zunächst für Produkte aus Mexiko und Kanada sollen Zölle von 25 Prozent erhoben werden. Die genaue Höhe einmal dahingestellt, halten wir die Umsetzung dieser Pläne für sehr wahrscheinlich. Auch die oft für China genannte Erhöhung der Zölle um 10 Prozent ist sehr realistisch, mit weiteren Schritten in der Zukunft“, sagt Krämer.
Eng verknüpft mit dem Thema Zölle sei das Thema Inflation: „Biden wurde auch aufgrund der Inflation abgewählt. Was wir jetzt unter Trump sehen, ist jedoch ebenfalls tendenziell preistreibend: Die drei großen Themen Steuern, Zölle und Migration wirken alle inflationär. Dagegen setzt er nur eines, das disinflationär wirken kann: Deregulierung.“ Trotzdem sei die US-Wirtschaft kurzfristig der große Gewinner, während Europa als großer Verlierer dastehe. „Für einstige Globalisierungsgewinner wie Deutschland wird die Zusammenarbeit schwieriger. Ein klares Zeichen ist der Eurokurs, der zum US-Dollar seit den Wahlen zwei Prozentpunkte verloren hat“, so Krämer.
US-Aktien erste Wahl
Auch für den Diplom-Volkswirt ist die aktuelle Phase spannend und nur schwer prognostizierbar: „Wir schauen in den Nebel – niemand weiß, was Trump konkret umsetzen wird und in welchem Tempo. Aber wir sehen viele Anzeichen, dass sich die Märkte gut arrangieren werden.“
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