Investmentfonds

Lehren aus der Corona-Krise –
Diversifikation ist nicht alles!

Obwohl die internationalen Aktienmärkte neuen Höchstständen entgegen streben, ist die Corona-Krise nach wie vor das alles bestimmende Thema. Denn auch wenn die im Rahmen der Lockdowns in den einzelnen Ländern ausgegebenen Beschränkungen derzeit nach und nach wieder aufgehoben oder zumindest gelockert werden, hängt eine mögliche zweite Welle wie ein Damoklesschwert über den Märkten. Der durch den globalen Lockdown ausgelöste massive Einbruch der Wirtschaftstätigkeit im Frühjahr 2020 spiegelte sich sofort an den Aktienmärkten wider. Die unklare Lage hinsichtlich der Dauer der Pandemie und deren wirtschftliche Folgen verunsicherten die Investoren zusätzlich. Um die Folgen des Lockdowns abzufedern, haben Regierungen und Zentralbanken massive Hilfspakete ins Leben gerufen, mit denen es gelang, die Aktienmärkte zu stabilisieren und die Zinsen niedrig zu halten. Für Investoren stellt sich die Frage, welche Anlageklassen in diesem Umfeld Gewinne versprechen und wo Gefahren lauern.

Um diese Frage beantworten zu können, müssen Anleger sich die Situation an den Märkten vor dem Kurseinbruch und die aktuelle Datenlage anschauen, um die Chancen und Risiken bewerten zu können. Vor dem Ausbruch der Corona-Krise waren die Märkte in Hochstimmung, viele Aktien notierten trotz der geopolitischen Verwerfungen und Krisen zu Beginn des Jahres 2020 auf Höchstständen. Die hohen Kurse wurden mit den steigenden Gewinnen der Unternehmen und den anhaltenden niedrigen Renditen von Anleihen begründet.

Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie und den als Gegenmaßnahme in den meisten betroffenen Län- dern ausgerufenen Lockdowns sank auch die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen. Gleichzeitig änderte sich die Stimmung an den Börsen und die Kurse begannen schlagartig massiv zu fallen. In der Folge war der März 2020 an vielen Börsen einer der schlechtesten, wenn nicht der schlechteste Monat in der Geschichte. Die als Reaktion auf den Wirtschaftseinbruch von Regierungen und Notenbanken ge- schnürten Rettungspakete für Privatpersonen und Unternehmen konnten die hektische Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten bremsen und eine Erholung einleiten, in deren Folge viele Aktienmärkte im Som- mer 2020 bereits wieder in der Nähe ihrer Höchststände angekommen waren. Auch der zwischenzeitliche Verfall des Ölpreises auf das Niveau der 1950er Jahre, der von den Streitigkeiten um Fördermengen zwischen der OPEC und Russland sowie der stark gefallenen Nachfrage nach Rohöl ausgelöst wurde,
hat sich im Zuge der wirtschaftlichen Erholung wieder normalisiert.

DIVERSIFIKATION ALS SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG?

In der Portfoliotheorie wird davon gesprochen, dass die Verteilung des angelegten Kapitals auf unter- schiedliche Branchen und Märkte, die sogenannte Diversifikation, eine erfolgversprechende Strategie ist. Schließlich werden so die Risiken einer Anlage in Aktien auf unterschiedliche Titel, Branchen und Märkte verteilt. Während des Markteinbruchs im März 2020 hat diese Strategie aber nur bedingt geholfen, da bis auf wenige Ausnahmen alle Märkte und Branchen von der Krise betroffen waren und entsprechende Abschläge an den Börsen hinnehmen mussten. Selbst die Beimischung von festverzinslichen Wertpapie- ren konnte den Abschwung in vielen Portfolios nur bedingt dämpfen, da die Anleger auf der Suche nach Rendite in vielen Fällen auf hochverzinsliche Anleihen gesetzt haben. Deren Risikoaufschläge, die soge- nannten Spreads, sind aber in der Krise gestiegen, wodurch die Kurse dieser Papiere gefallen sind. Somit hat die Corona-Krise sehr deutlich gezeigt, dass es bei der Titelauswahl für ein robustes Portfolio, das auch einer Krise standhalten kann, neben der Diversifikation auch auf die Qualität der einzelnen Titel im Portfolio ankommt.

FLEXIBLE MISCHFONDS UND WELTWEIT ANLEGENDE AKTIENFONDS ALS LÖSUNG?

Auch wenn weltweit anlegende Aktienfonds, im Durchschnitt betrachtet, den Kursverfall in den Portfolios der Anleger nur bedingt abfedern konnten, steht doch außer Frage, dass die guten Fonds in diesem Seg- ment in der Lage sind, den Anlegern, sowohl bei einer Abwärtsbewegung der Märkte sowie auch bei der folgenden Erholung, einen Mehrwert zu bieten. Somit sollten Anleger als Qualitätsmerkmal bei den Fonds darauf achten, wie sich die Wertentwicklung der Fonds, die sie in ihrem Portfolio einsetzen wollen, während des Markteinbruchs und der anschließenden Erholung verhalten hat. Oftmals sind Fonds, die sich in einer Krise als robust erweisen, während eines langanhaltenden Marktanstiegs nicht an der Spitze von Fondsvergleichen zu finden, da sie bei der Titelauswahl sowohl auf Qualität setzen wie aber auch die Bewertung der einzelnen Aktien berücksichtigen. Zwei Merkmale, die in steigenden Märkten oft nur eine untergeordnete Rolle spielen, wodurch die entsprechenden Titel dann weniger starke Kursanstiege ver- zeichnen als die Trendwerte der Saison. Hier hat die Corona-Krise wieder einmal gezeigt, dass die histo- rische Wertentwicklung keine Garantie für zukünftige Ergebnisse ist und die Anleger in die Irre führen kann.

Das Gleiche gilt auch für den Bereich der Mischfonds. Während die Erwartungen der Anleger, die bei Mischfonds auf feste Portfoliostrukturen, wie zum Beispiel konservativ ausgerichtete Mischfonds, gesetzt haben, häufig erfüllt wurden, sieht es bei den flexiblen Mischfonds durchaus anders aus. Schließlich erwartet der Anleger von dem Manager eines flexiblen Mischfonds, dass dieser Markttrends erkennt und entsprechend schnell darauf reagiert und so mögliche Verluste reduziert beziehungsweise Gewinne maximiert. Diesem Anspruch konnten viele der Fonds in dieser Kategorie nicht gerecht werden.
Somit hat die durch den Coronavirus ausgelöste Pandemie gerade in diesem Segment gezeigt, welche Manager die Risiken in ihren Portfolios nur unzureichend gestreut, beziehungsweise zu stark auf einzelne Sektoren gesetzt hatten. Auch wurden die Risiken von hochverzinslichen Unternehmensanleihen von einigen Managern nicht richtig eingeschätzt, wodurch die negative Entwicklung des Fondspreises verstärkt wurde.

Grundsätzlich kann aber festgehalten werden, dass sowohl weltweit anlegende Aktienfonds wie auch flexible Mischfonds die Basis für ein robustes Portfolio bilden können. Bei der Fondsauswahl gilt es allerdings auch darauf zu achten, wie die Titel für das Portfolio des jeweiligen Fonds ausgewählt werden. Da dies von einem Privatanleger nur schwer zu leisten ist, sollten sich Privatinvestoren bei der Fonds- selektion für ihr Portfolio von einem professionellen Anlageberater helfen lassen. Zudem sollte die Gewichtung einzelner Fonds gemäß dem Grundsatz „Die Dosis macht das Gift“ immer zu der Risiko- tragfähigkeit des Anlegers passen.

(DETLEF GLOW)

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