Investmentfonds

Manchmal ist weniger mehr bei der ETF-Auswahl

Die Branche für börsennotierte Indexfonds (ETFs) gilt zwar als innovativ. Doch im Vergleich zu anderen Produktgattungen wie Zertifikaten erscheinen die Anbieter nicht besonders kreativ. Das gilt vor allem für die Europäer, die bei neuen Produktideen hinter dem US-Markt zurückstehen. Der UBS-ETF Stoxx Global Rare Earth auf Seltene Erden ist ein aktuelles Beispiel dafür.Die UBS bietet diesen Fonds erst seit wenigen Tagen an. Inzwischen ist das Modethema Seltene Erden weitgehend eingeschlafen, nachdem die entsprechenden Metalle an Wert verloren haben. Gleichzeitig sind die Aktienkurse von Unternehmen aus dem Bereich Seltene Erden deutlich zurückgegangen. Vor einem Jahr, als China Sorgen vor Engpässen schürte und Seltene Erden damit zum Investmentthema machte, blieben europäischen Anlegern nur Zertifikate. Auch die UBS emittierte schon vor Monaten ein entsprechendes Zertifikat.

Zwar kam damals auch ein ETF auf den Markt. Allerdings wird der Rare Earth/Strategic Metals ETF von Van Eck bis heute nur in den USA vertrieben. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass die US-Anbieter Investmentthemen schneller über ETFs aufgreifen als die Europäer – erstaunlicherweise. Denn in den USA schränkt die Finanzaufsicht den Einsatz von Derivaten in börsennotierten Indexfonds deutlich stärker ein als in Europa. Dadurch eröffnen sich den Europäern viel mehr Möglichkeiten, um die Wertentwicklungen von Finanzmarktindizes in Fonds nachzubilden. 
Woher kommt die Zurückhaltung der ETF-Anbieter bei der Auflage neuer Fonds zu aktuellen Markttrends? Zum Einen könnte dies an der Zeit liegen, die benötigt wird, um einen ETF zum Vertrieb zuzulassen. Während Zertifikate aufgrund von vereinfachten Zulassungsbedingungen innerhalb weniger Tage an den Markt kommen können, dauert ein Zulassungsverfahren für einen ETF mehrere Wochen, wenn nicht gar Monate. Zum Anderen sind die Kosten, um einen ETF aufzulegen, deutlich höher als bei einem Zertifikat. Der höhere zeitliche und finanzielle Aufwand dürfte dazu beitragen, dass ETF-Anbieter genauer als Zertifikateanbieter überlegen müssen, ob sich die Investition in ein neues Produkt lohnt.

Könnte diese Situation zu einem Verdrängungswettbewerb zwischen börsengehandelten Indexfonds und Zertifikaten führen? Aus meiner Sicht ist diese Frage mit einem klaren Nein zu beantworten, da sich beide Produktkategorien gut ergänzen. Auf der einen Seite wollen oder dürfen viele institutionelle Investoren aus rechtlichen Gründen nicht in Inhaberschuldverschreibungen, zu denen Zertifikate gehören, investieren, und nutzen daher ETFs. Auf der anderen Seite lässt sich über Zertifikate – anders als mit ETFs – so gut wie jeder Basiswert schnell investierbar machen. Das ist vor allem dann interessant, wenn Investoren kurzfristig von aktuellen Themen profitieren wollen.  

Aber warum ist der ETF-Markt in den USA offenbar innovativer als der europäische, obwohl er strenger reguliert ist? Das liegt meiner Meinung nach daran, dass er größer ist als der europäische. Neben den großen Anbietern sind dort viel mehr Boutiquen als hier aktiv. Um sich zu behaupten und gegenüber den Wettbewerbern aufzufallen, sind innovative Produkte auf aktuelle Themen eine gute Idee. 

Aber: Meiner Meinung nach ist es nicht schlecht, dass die europäischen ETF-Anbieter nicht sofort jede Mode mitmachen. Denn viele Trends an den Finanzmärkten sind kurzlebig. Werden jedes Mal entsprechende Fonds aufgelegt, führte dies zu einem Wildwuchs beim Produktangebot. Und viele Fonds müssen bald wieder geschlossen werden, weil das Thema aus der Mode gekommen ist und die Investoren sich wieder verabschiedet haben. Das passiert in den USA deutlich häufiger als in Europa.

Manchmal ist weniger eben mehr. 

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

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