Nachhaltige Geldanlagen wachsen um knapp 50 Prozent auf 474 Milliarden Euro – Grüne Investitionen und Divestment fossiler Energien bedeutendste Klimastrategien.
Noch nie zuvor wurde im deutschsprachigen Raum so viel Vermögen unter Nutzung von nachhaltigen Anlagestrategien und Kriterien verwaltet: Mit insgesamt knapp 2,9 Billionen Euro erreichten die verantwortlichen Investments per Ende 2018 ein neues Rekordniveau. Davon entfiel rund jeder sechste Euro bzw. Schweizer Franke auf Nachhaltige Geldanlagen, bei denen besonders strenge Nachhaltigkeitsanforderungen umgesetzt werden. Ihr Volumen lag mit rund 474 Milliarden Euro um knapp 50 Prozent höher als im Vorjahr. Dies sind die Kernergebnisse des Marktberichts 2019, den das FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen heute vorstellt.
Verantwortliche Investments erreichen neuen Höchststand
Mit einem Gesamtvolumen von knapp 2,9 Billionen Euro erreichte das Volumen der verantwortlichen Investments im deutschsprachigen Raum per Ende 2018 ein neues Rekordniveau. Das Gesamtvolumen entspricht damit dem gemeinsamen Bruttoinlandsprodukt von Italien und Spanien. Gegenüber dem Vorjahr ist ihr Volumen um 6 Prozent gewachsen. Mit 1,53 Billionen Euro wurden mehr als 50 Prozent dieser Investments in Deutschland getätigt, auf die Schweiz entfielen 1,27 Billionen Euro, auf Österreich 65 Milliarden Euro.
Nachhaltige Fonds und Mandate verzeichnen Wachstum von knapp 50 Prozent
Eine neue Rekordmarke erreichten auch die Nachhaltigen Geldanlagen, die um 50 Prozent auf 474,1 Milliarden Euro zulegten. Davon entfielen 386,2 Milliarden Euro auf nachhaltige Fonds und Mandate, 91,1 Milliarden Euro auf die Kunden- und Eigenanlagen von Spezialbanken. Das im Rahmen von Investmentfonds und Mandaten verwaltete Vermögen wuchs 2018 um rund 63 Prozent und damit deutlich stärker als im Durchschnitt der vergangenen Jahre (+ 29 Prozent). Besonders stark zulegen konnten dabei nachhaltige Investmentfonds, deren Volumen im Jahresvergleich um 88 Prozent stieg.
„Das deutliche Wachstum zeigt, dass Nachhaltige Geldanlagen auf den Mainstreammarkt drängen. Durch die Erfassung verantwortlichen Investments, die das sechsfache an Volumen ausmachen, sind hier die klaren Schritte in den Mainstream-Markt erkennbar“, erklärt FNG-Vorstandsvorsitzender Volker Weber.
Nutzung von Ausschlusskriterien weiterhin stark verbreitet
Unter den im Rahmen der Nachhaltigen Geldanlagen eingesetzten Anlagestrategien kommt den Ausschlusskriterien nach wie vor besondere Bedeutung zu. Sie wurden Ende 2018 auf rund 80 Prozent der in Investmentfonds und Mandaten verwalteten Vermögen angewendet. Den größten Zuwachs gab es bei Unternehmensdialogen als nachhaltige Anlagestrategie. Das so verwaltete Vermögen stieg um 175 Prozent auf 242 Milliarden Euro.
Institutionelle Investoren dominieren den Markt
Der Großteil der Nachhaltigen Geldanlagen in Investmentfonds und Mandaten liegt in den Depots von institutionellen Investoren. Ihr Anteil liegt in Deutschland bei 95 Prozent, in Österreich bei 80 Prozent. In der Schweiz gehört rund jeder dritte in nachhaltigen Investmentfonds und Mandaten angelegte Franken privaten Anlegern. Nach Einschätzung der Studienteilnehmer aus Deutschland und Österreich ist die Nachfrage institutioneller Anleger neben der Änderung der regulatorischen Rahmenbedingungen der wichtigste Treiber für die weitere Entwicklung des nachhaltigen Anlagemarktes. Unter den regulatorischen Entwicklungen kommt dabei den Maßnahmen im Rahmen des Aktionsplans der EU-Kommission zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums besondere Bedeutung zu. „Es ist richtig und wichtig, dass die EU mit ihren Maßnahmen den Finanzsektor zur Erreichung internationaler Nachhaltigkeits- und Klimaziele einbezieht. Dabei darf es jedoch nicht zu einer Überregulierung kommen, sondern vielmehr muss der Mainstream einbezogen werden, um Skaleneffekte erzielen zu können.“, unterstreicht Vorstandsvorsitzender Volker Weber.
Grüne Investitionen und Kohleausstieg wichtigste Klimastrategien
Nicht nur die EU-Kommission beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie die Ursachen und Folgen des Klimawandels an den Finanzmärkten besser berücksichtigt werden können, auch für die Investoren wird dieses Thema zunehmend wichtiger. Knapp drei von vier Studienteilnehmern (72,9 Prozent), die sich zu ihren klimaspezifischen Strategien geäußert haben, setzen dabei auf grüne Investitionen, beispielsweise Investments in Green Bonds. Über 62 Prozent der Anleger schließen Kohleunternehmen aus ihrem Portfolio aus. Immerhin knapp 60 Prozent der Studienteilnehmer geben an, den CO2-Fußabdruck ihrer Portfolios zu messen.
Neue Methodik hat sich bewährt
Insbesondere vor dem Hintergrund der regulatorischen Entwicklungen auf europäischer Ebene hat sich die im vergangenen Jahr eingeführte Methodik zur differenzierten Bestandsaufnahme des nachhaltigen Anlagemarktes bewährt. Die Unterscheidung zwischen verantwortlichen Investments, bei denen die ESG-Kriterien auf institutioneller Ebene festgelegt sind, und Nachhaltigen Geldanlagen, bei denen die ESG-Kriterien in den Produktdokumenten festgeschrieben sind, läuft mit der geplanten EU-Gesetzgebung konform. Sie stellt dadurch sicher, dass der Marktbericht des FNG auch zukünftig ein umfassendes und belastbares Bild der Marktentwicklung darstellen kann.
(FNG)