Im Durchschnitt gelang den PE-Anbietern so schnell wie noch nie in den vergangenen zehn Jahren die Schließung neuer Fonds. Trotz Eurokrise und Wachstumsschwäche konnten in diesem Umfeld auch europäische Buy-out-Fonds 15 Prozent mehr Kapital als im Vorjahr einsammeln.
Zugleich stiegen die Investitionen in neue Beteiligungen 2015 weltweit noch einmal um 12 Prozent auf 282 Milliarden US-Dollar. Die Zahl der Beteiligungen ging allerdings um 14 Prozent zurück. Neben der größeren Anzahl von Milliardendeals lässt sich diese Entwicklung vor allem auf die weiter gestiegenen Bewertungen zurückführen. In den USA wurde bei Buy-outs mit einem durchschnittlichen Multiple von 10,1 auf das EBITDA so viel gezahlt wie noch nie und auch in Europa lag dieser Wert nahe dem historischen Höchststand. Bei vielen Transaktionen mussten sich PE-Fonds gegen Strategen durchsetzen, die angesichts niedriger Zinsen und starker Bilanzen ihre M&A-Aktivitäten forcierten.
Durch die Erfolge im Fundraising wuchs die Summe des nicht investierten Kapitals der PE-Fonds („Dry Powder“) dennoch um knapp 10 Prozent auf 1,3 Billionen US-Dollar an (Abb. 1). „Die PE-Fonds stehen unter einem enormen Anlagedruck“, erklärt Rolf-Magnus Weddigen, Leiter der PE-Praxisgruppe von Bain & Company im deutschsprachigen Raum. „Doch der Wettbewerb ist hart und die hohen Bewertungen erfordern eine sehr sorgfältige Auswahl.“ Vielen Fonds dürfte es schwerfallen, auch künftig die Renditeerwartungen ihrer Investoren zu erfüllen.
Erfolgreiche Beteiligungsverkäufe
Aktuell profitieren die PE-Fonds und ihre Investoren von einem äußerst günstigen Umfeld für Beteiligungsverkäufe. Weltweit erzielte die PE-Branche 2015 bei 1.166 Transaktionen Verkaufserlöse in Höhe von insgesamt 422 Milliarden US-Dollar und blieb damit lediglich 34 Milliarden US-Dollar hinter dem Rekordjahr 2014 zurück. Während in den USA das Geschäft mit strategischen Käufern anzog, kam es in Europa vermehrt zu Secondaries. Die Erfolge bei Beteiligungsverkäufen trugen maßgeblich dazu bei, dass die Branche im fünften Jahr in Folge mehr Kapital an ihre Investoren ausschütten konnte, als sie abgerufen hat.
Dessen ungeachtet verdichten sich die Anzeichen, dass die Branche nach einigen goldenen Jahren zur Normalität zurückkehren wird. So dürften in den kommenden fünf Jahren aufgrund der rückläufigen Zahl neuer Investments die Beteiligungsverkäufe sinken. Dadurch werden auch die Ausschüttungen an institutionelle Investoren zurückgehen. Diese wiederum werden sich in Zukunft noch stärker auf Fonds mit klarem Profil und überdurchschnittlichen Renditen konzentrieren. PE-Fonds benötigen somit eine schlagkräftige Strategie in einem wohldefinierten „Sweet Spot“ und ein Geschäftsmodell, das auf messbaren Erfolg in der Entwicklung des Portfolios ausgerichtet ist.
Portfolio sturmfest machenUnabhängig von der Ausrichtung mahnt Bain-Experte Weddigen: „Die PE-Fonds sollten sich im momentan noch sonnigen Umfeld auf einen konjunkturellen Gegenwind vorbereiten und ihr Portfolio sturmfest machen. Kommt es zu einer deutlichen globalen Abschwächung, ist es zu spät, um zu reagieren.“ Gerade Beteiligungen, deren Kauf zu den derzeit sehr hohen Bewertungen erfolgt, könnten Opfer einer volatilen Wirtschaftsentwicklung werden und deutliche Spuren in der Renditebilanz der Fonds hinterlassen. Zusätzliche Risiken bergen die sich anbahnende Zinswende und der sich abzeichnende Stimmungsumschwung auf den Finanzierungsmärkten. „Allerdings werden die besten Fonds auch diese Herausforderungen meistern und weiterhin attraktive Renditen erwirtschaften“, ist Weddigen überzeugt. „Wichtig ist, das Potenzial der Beteiligungen zu erkennen und konsequent zu heben. Nur das schafft nachhaltige und wiederholbare Erfolgsmodelle.“