Edel- und Industriemetalle haben an den Märkten derzeit einen guten Lauf. Gold nähert sich einem neuen Rekord, Silber ist auf ein 6-Jahres-Hoch geklettert, und Kupfer liegt um mehr als 30 Prozent über seinen Tiefstständen vom März. Dies sind keine flüchtigen Momente von kurzlebiger Stärke, sondern vielmehr Anzeichen für eine positive, langfristige Entwicklung. Dafür gibt es vier Gründe:
1. Geldpolitik: Die Anleger strömen in Scharen zu Realanlagen und kehren den negativ rentierenden festverzinslichen Anlagen den Rücken, während die Zentralbanken die Realzinsen in den negativen Bereich drängen, um die von COVID-19 geplagten Wirtschaften über Wasser zu halten.
2. Fiskalpolitik: Die Fiskalausgaben sind weltweit gestiegen, um die Folgen der Pandemie abzufedern. Dies hat Inflationsängste geweckt, da die wachsende Schuldenlast politisch motivierte Zentralbanken dazu veranlassen könnte, Geld zu drucken, bis die Inflation wieder auftaucht und die Schuldenberge auffrisst. Da Metalle als Inflationsabsicherung fungieren, werden sie wahrscheinlich von dieser Entwicklung profitieren. Ein Beispiel hierfür ist der Anstieg des Silberpreises um mehr als 350 Prozent im Jahr 2010. Zu diesem Zeitpunkt hatten erst wenige Zentralbanken ihre Liquiditätsmaßnahmen an ihren Märkten erhöht.
3. Die grüne Energiewende: Da Politiker rund um den Globus eine grüne Erholung anstreben, haben Industriemetalle begonnen, Veränderungen in der Nachfrage einzupreisen. Der jüngste (grüne) EU-Rückgewinnungsplan wird die Nachfrage nach Silber (verwendet in Sonnenkollektoren), Platin (verwendet in Wasserstoffautos) und Palladium (verwendet zur Senkung der Emissionen in traditionellen Benzinautos) ankurbeln. Zudem wird Kupfer von dem erwarteten Anstieg der Verkäufe von Elektrofahrzeugen enorm profitieren. Jedes Elektrofahrzeug hat 60 Kilogramm mehr Kupfer als ein herkömmliches Auto, da Kupfer das Hauptmetall ist, das für das elektrische Netz von Elektrofahrzeugen verwendet wird. Ein möglicher US-Wahlsieg von Joe Biden wird diese Trends sowie die Nachfrage nach den damit verbundenen Metallen weiter beschleunigen.
4. Angebotsengpässe: Aufgrund des Lockdowns in folge der COVID-19-Krise ist das Angebot an Industrie- und Edelmetallen begrenzt. Mexiko, Peru, Bolivien, Chile und Südafrika gehören zu den Ländern, die am stärksten von dem Virus betroffen sind, was die Minenaktivitäten vor Ort und Projektentwicklungen für alternde Minen stark eingeschränkt hat. Darüber hinaus wird der wirtschaftliche Rückgang in diesen Ländern soziale und politische Risiken mit sich bringen, die die notwendigen Investitionen in neue Produktionskapazitäten höchst unsicher machen, was zu längerfristigen Versorgungsengpässen führen könnte, die einem Anstieg der Nachfrage entgegenstehen.
Noch mehr Aufwärtspotenzial für Gold und Silber
Trotz seines beeindruckenden Preisanstiegs geht Silber bei weitem noch nicht die Luft aus. Der Grund dafür ist, dass das aktuelle Silberpreisniveau immer noch 50 Prozent unter den Höchstständen von 2011 liegt, als die geldpolitischen Maßnahmen nur einen Bruchteil dessen ausmachten, was sie heute sind. Tatsächlich könnten die Silberpreise in den kommenden Jahren 40 US-Dollar pro Feinunze erreichen. Auch Gold hat noch nicht seine Höchstpreise erreicht, denn 2000 US-Dollar pro Feinunze bis Ende des Jahres liegt absolut im Rahmen des Möglichen. Da wir erwarten, dass die weltweiten Realzinsen im Jahr 2021 weiter sinken werden, sind im kommenden Jahr sogar Goldpreise über 2200 US-Dollar möglich.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem beigefügten Marktkommentar von Michel Salden, Leiter Rohstoffe bei Vontobel Asset Management.
(Vontobel)