Während sich die Anbieter von aktiv gemanagten Aktienfonds und neuerdings auch von aktiven Anleihenfonds seit einiger Zeit darüber beschweren, dass ein Großteil der Mittelzuflüsse in passive Produkte und vor allem in ETFs fließen, verzeichneten aktiv gemanagte Mischfonds bis Jahresende 2022 hohe Nettomittelzuflüsse. Mit dem Ende der Niedrigzinsphase begannen die Anleger, die Mischfonds als Ersatz für Anleihen gekauft hatten, ihr Kapital umzuschichten, was in der Folge zu Mittelabflüssen im Segment der Mischfonds führte. Zudem trugen die Verluste einiger Mischfonds im Jahr 2022 dazu bei, dass einige der Publikumslieblinge der Vorjahre zu Ladenhütern wurden und ebenfalls starke Mittelabflüsse verzeichneten.
Alles in allem betrachtet sind die Mittelabflüsse aus Mischfonds über die letzten 20 Monate mehrheitlich der Anlageentscheidung für Anleihen und nicht einer aktiven Entscheidung gegen Mischfonds zuzuordnen. Somit sollten sich die Mittelbewegungen im Bereich der Mischfonds bald wieder normalisieren.
In der Zukunft wird sich auch im Segment der Mischfonds die Frage stellen, ob die Anleger aktive Produkte bevorzugen oder ob sie auch bei Mischfonds auf ETFs setzen werden.
Ich persönlich glaube, dass Mischfonds oder moderner gesagt Multi-Asset-Fonds eine Domäne für aktive Manager sind und vorerst bleiben werden, da für viele der in einem gemischten Portfolio zu treffenden Anlageentscheidungen neben Disziplin auch Erfahrung benötigt wird und letztere lässt sich, zumindest derzeit, nicht mit einem regelbasierten Ansatz nachbilden.
Dass die Anleger in Europa dies ähnlich sehen, zeigt sich auch in den Absatzzahlen der gemischten ETFs, denn obwohl alle großen Anbieter verschiedene Mischfondsstrategien als ETFs anbieten, sind die Mittelzuflüsse und die verwalteten Vermögen in diesen Produkten als gering einzustufen.
Dennoch glaube ich, dass ETFs in naher Zukunft auch im Segment der Mischfonds eine bedeutendere Rolle spielen werden. Ich gehe davon aus, dass schon bald die ersten Anbieter von aktiv gemanagten ETFs die Möglichkeit der Auflage einer ETF-Anteilsklasse nutzen werden, um sich so neue Vertriebswege zu erschließen. Zudem dürften bereits heute einige Anbieter, die noch keine ETFs in Europa anbieten, darüber nachdenken, einen aktiv gemanagten gemischten ETF aufzulegen, da sie hier eine Marktnische betreten würden und somit gute Chancen auf attraktive Absatzzahlen hätten.
Somit ist davon auszugehen, dass aktive gemanagte Produkte (ETFs und Investmentfonds) im Segment der Mischfonds auch zukünftig die dominierende Produktgattung sein werden.
DETLEF GLOW