Zwar hatte das Label „Made in Germany“ weltweit einen erstklassigen Ruf, denn Waren und Dienstleistungen aus Deutschland galten als qualitativ hochwertig und technisch ausgereift, aber die Struktur des deutschen Aktienmarktes mit den vielen Überkreuzbeteiligungen, der sogenannten „Deutschland AG“ und der fehlenden internationalen Ausrichtung des Berichtswesen der Unternehmen, machten den Markt für ausländische Investoren uninteressant.
Dies änderte sich Ende der 1990er Jahre aufgrund von Gesetzesänderungen, die es den Unternehmen vereinfachten, ihre Beteiligungen zu veräußern. Zudem wollten die deutschen Unternehmen, im Zuge ihrer Internationalisierungsstrategien, auch für ausländische Kapitalgeber interessant werden und passten ihre Berichtslegung entsprechend an.
Verschiedene Handelssegmente sorgen für Transparenz
Aus Anlegersicht kann der deutsche Aktienmarkt, auf Basis der Größe der Unternehmen, in Segmente aufgeteilt werden, die sich in verschiedenen Indizes (DAX, MDAX, SDAX, etc.) widerspiegeln. Zusätzlich kennt die „Deutsche Börse“ noch verschiedene Handelssegmente, wie zum Beispiel den „Prime Standard“, in denen die Titel nach den zu erfüllenden Qualitätsstandards unterschieden werden.
Die wichtigsten Segmente nach der Marktkapitalisierung sind der DAX, der die 30 größten Unternehmen zusammenfasst, die mittelgroßen Unternehmen werden im MDAX abgebildet, während der SDAX aus Unternehmen mit einer geringen Marktkapitalisierung besteht. Neben der Marktkapitalisierung müssen die Unternehmen jeweils noch weitere Qualitätsstandards, zum Beispiel bei der Berichtslegung, erfüllen, um in die verschiedenen Indizes aufgenommen zu werden.
Bei der Bewertung eines Marktes werden Indizes, wie zum Beispiel der DAX, im weiteren Sinne auch als Barometer für den Zustand der in ihnen enthaltenen Unternehmen genutzt. Daher ist es wichtig, dass die entsprechenden Indizes eine hohe Transparenz aufweisen und über eine geeignete Berechnungsmethode verfügen. Nur so kann sichergestellt werden, dass sich der Erfolg der Unternehmen letztendlich auch in der Entwicklung der gängigen Marktindizes widerspiegelt.
Deutsche Unternehmen als „Global Leader“
Viele deutsche Unternehmen haben in ihrem Segment eine globale Führungsposition. Dies gilt insbesondere für kleine und mittelgroße Unternehmen, die oftmals von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt, in ihrem Bereich zum Weltmarktführer aufgestiegen sind. Aufgrund des großen Erfolges deutscher Waren und Dienstleistungen im Ausland haben Investitionen in deutsche Aktien ihre Abhängigkeit von der allgemeinen Lage in Deutschland weitgehend verloren, denn viele der erfolgreichen Unternehmen erwirtschaften den Großteils ihres Umsatzes außerhalb Deutschlands und der Europäischen Union. Aufgrund dieser globalen Ausrichtung können Anleger, durch ein Investment in deutsche Aktien, unter anderem auch von dem Aufschwung in den Schwellenländern profitieren.
Somit sollten Anleger, die über Fonds in deutsche Aktien investieren wollen, darauf achten, dass die von iIhnen gewählten Fonds auch in kleinere und mittlere Unternehmen investieren dürfen, ohne dies auch ständig tun zu müssen. Denn nur wenn ein Fonds die Freiheit hat, alle Segmente des deutschen Aktienmarkts zu nutzen, kann der Portfoliomanager letztlich von allen Trends profitieren und so die Wertentwicklung seines Fonds optimieren. Auch wenn sich dies theoretisch einfach anhört, stellt die praktische Umsetzung für viele Manager eine große Herausforderung dar. Denn je mehr Freiheiten einem Fondsmanager eingeräumt werden, desto häufiger kann er bei der Auswahl der einzelnen Titel für sein Portfolio auch danebenliegen.
Wie bei allen Investitionen in Aktien und Aktienfonds, sollten Anleger auch bei Aktienfonds, die sich auf den deutschen Aktienmarkt beziehen, über einen langfristigen Anlagehorizont verfügen und eine erhöhte Risikobereitschaft besitzen.
(Detlef Glow)