Dass es sich hierbei um einen echten Trend in Richtung nachhaltige Geldanlagen handeln kann, wird bei der Betrachtung des jährlichen Marktberichtes des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) deutlich. Denn während das in nachhaltigen Publikumsfonds anderen Investmentprodukten und Mandaten verwaltete Vermögen, trotz der ansehnlichen Steigerung um 16,7% (31.12.2010 – 31.12.2011) zum Ende des Berichtszeitraumes nur 60,6 Milliarden betrug, wurden bei einem Anlagevermögen von rund 1.010 Milliarden Euro ein oder mehrere Ausschlusskriterien als „Asset-Overlay-Strategy“ eingesetzt. Dies zeigt deutlich, dass nachhaltige Themen trotz der diffusen Diskussionen um dieses Thema, zumindest in Teilen, im Massenmarkt angekommen sind.
Wie entstehen diese Ausschlussfilter?
Die Kriterien, die den Ausschlussfiltern von Asset-Overlay-Strategien zugrunde liegen, entstehen im Normalfall aus der gesellschaftlichen Diskussion um ein spezielles Thema wie zum Beispiel die Produktion von Streubomben oder die Spekulationen mit Lebensmitteln. Um nicht mit solchen Produkten oder Investmentstrategien in Verbindung gebracht zu werden, verzichten viele Investmentgesellschaften im Rahmen einer Selbstverpflichtung auf entsprechende Investitionen.
Die Themen, die für einen Ausschlussfilter in Frage kommen sind vielfältig. So sind zum Beispiel die Ablehnung von Kinderarbeit oder allgemeiner die Einhaltung der Vorgaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) Themen, die in der Gesellschaft auf breite Akzeptanz stoßen und somit auch als Ausschlussfilter geeignet sind. Allerdings nimmt die Aufnahme dieser Themen in den allgemeinen Investmentprozess oftmals lange Zeit in Anspruch. Dies liegt zum teil daran, dass einige Anbieter für die Einführung entsprechender Kriterien auf den richtigen Moment warten, um die Anwendung eines solchen Filters entsprechend medienwirksam durchführen zu können.
Wie wirken diese Ausschlusskriterien auf betroffene Unternehmen?
Sollte ein Unternehmen aufgrund der gefertigten Produkte oder dem Produktionsprozess im Allgemeinen unter die Ausschlusskriterien von vielen Investoren fallen, dann sinkt entsprechend auch die Nachfrage nach dessen Aktien. Um weiterhin für Investoren attraktiv zu bleiben und den Wert des Unternehmens zu steigern, ändern viele Unternehmen in einem solchen Fall ihre Strategie und passen ihre Produkte und Prozesse den Anforderungen des Marktes an. Um ein solches Umdenken zu bewirken, ist es entscheidend, dass möglichst viele Investoren das Unternehmen aufgrund von dessen Produkten und/oder Produktionsprozessen als nicht investierbar ansehen.
Fazit
Da die in nachhaltigen Fonds umgesetzten Anlagestrategien oftmals sehr komplex sind und in der Regel auch nur auf eine eingeschränkte Gruppe von Investoren passen, ist die Einführung und Umsetzung von Asset-Overlay-Strategien aus meiner Sicht ein erster großer Erfolg auf dem Weg auch die Ressource Geld sinnvoll einzusetzen.
Auch wenn die bisher umgesetzten Asset-Overlay-Strategien nur kleine Teile des Spektrums von nachhaltigen Investmentstrategien in das „normale“ Portfoliomanagement integrieren, so zeigen diese Maßnahmen doch, dass die Investmentindustrie auch auf die gestiegenen ethischen Anforderungen der Anleger reagiert. In diesem Sinne sollte die weitere öffentliche Debatte über ethische Werte in der Kapitalanlage dazu führen, dass die Anbieter von Investmentprodukten weitere Kriterien als Ausschlusskriterien einführen, was langfristig den Trend zu einer noch tieferen Integration von sozialverantwortlichen Kriterien im Bewusstsein von Anlegern, Produktanbietern und Unternehmen maßgeblich unterstützen würde.
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