Einstieg in Zinssenkungszyklus stützt Small und Mid Caps
Anfang 2022 leitete die EZB den schnellsten und umfangreichsten Zinserhöhungszyklus in der Geschichte Europas ein. Er war einer der Hauptgründe für die Underperformance von Small und Mid Caps, da sie ihr Wachstum in der Regel stärker fremdfinanzieren als Large Caps. Mit der nun einsetzenden geldpolitischen Lockerung werden die Auswirkungen der letzten zwei Jahre zurückgedreht. Das dürfte kleinen und mittelgroßen Unternehmen zugutekommen“, schreibt Laurent Denize, Co-CIO ODDO BHF und CIO ODDO BHF Asset Management, im aktuellen Monthly Investment Brief.
Small und Mid Caps profitieren von anziehenden Konjunkturdaten
Angesichts positiver Überraschungen bei den „weichen“ makroökonomischen Daten und einer im Vergleich zu den USA stärkeren Binnenkonjunktur in Europa dürften europäische Small und Mid Caps profitieren. Ein wichtiger Frühindikator sind die Einkaufsmanagerindizes (PMI), die eine hohe Korrelation mit der Performance von Small und Mid Caps aufweisen. Eine Verbesserung dieser Indizes, wie wir sie in letzter Zeit beobachten konnten, ist für Denize ein weiteres Signal für steigende Kurse bei Small und Mid Caps. „Dass die Kurse europäischer Small Caps den Aufwärtstrend der Einkaufsmanagerindizes noch nicht widerspiegeln, lässt eine noch stärkere Erholung erwarten.“
Relative Bewertung von Small- und Mid-Caps fast auf 20-Jahres-Tief
„Der Bewertungsabschlag von Small- und Mid-Caps gegenüber Large-Caps hat ein Ausmaß erreicht, dass eine Rückkehr zum Mittelwert unausweichlich erscheint, insbesondere in Europa“, schreibt der Chefanlagestratege. Aktuell liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis europäischer Small und Mid Caps bei 12,5. Das entspricht einem Abschlag von etwa 5% gegenüber Large Caps. Auf Sicht der letzten 17 Jahre weist der Stoxx Mid 200 eine Prämie von 12% gegenüber dem Stoxx Large 200 auf. Derzeit jedoch wird er mit einem Abschlag von 4% gehandelt. Für Denize ist der Fall klar: „Eine Korrektur dieser deutlichen Unterbewertung erscheint überfällig. Dementsprechend gehen wir davon aus, dass Small und Mid Caps künftig wieder mit einer Prämie gegenüber Large Caps gehandelt werden, was ein zweistelliges Outperformance-Potenzial bedeuten würde.“
Performance von Small and Mid Caps bleibt hinter starker Gewinndynamik zurück
Ein wichtiges Signal für einen Wiedereinstieg in das Small- und Mid-Cap-Segment sind die Revisionen des Gewinnwachstums. „In Europa wie auch in den USA gibt es diesbezüglich Grund zum Optimismus, da die Gewinnschätzungen deutlich stärker nach oben revidiert werden als bei Large Caps“, schreibt Denize. In Europa wird für 2024 für Small Caps ein Gewinnwachstum von +8% und für Mid Caps von +13% prognostiziert. Bei Large Caps gehen die Schätzungen von weniger als +3% aus. „Alles deutet darauf hin, dass die lange Durststrecke für Small und Mid Caps vorbei ist.“
Zeit für ein Positionierung bei Nebenwerten
Denize legt Anlegern nahe, sich wieder im Small- und Mid Cap-Segment zu positionieren, seine Präferenz gilt eher den Mid Caps, da diese eine bessere Gewinnwachstumsdynamik bei vergleichbaren Bewertungsabschlägen böten. Auch die Bilanzen präsentieren sich solider. Regionalgibt ODDO BHF Europa taktisch den Vorzug gegenüber den USA. Bei den Sektoren sei ein selektiver Wiedereinstieg in die Anlageklasse gefragt.
„Wir bevorzugen Sektoren, die von einer Konjunkturerholung und sinkenden Zinsen profitieren. Dazu gehören Titel aus den Bereichen Industrie, Gesundheit, Technologie, zyklische Konsumgüter und Grundstoffe“, heißt es. Dabei präferiere man Unternehmen mit geringem Refinanzierungsrisiko und steigenden Gewinnen, die von einem sich aufhellenden makroökonomischen Umfeld profitieren dürften.
„Wir schätzen auch disruptive, schnell skalierbare Geschäftsmodelle. Auch sollten die Unternehmen in der Lage sein, ihr Wachstum selbst zu finanzieren und in jedem wirtschaftlichen Umfeld profitabel zu bleiben. Im Rahmen dieser Leitplanken ist es ein guter Zeitpunkt, um wieder in Small und Mid Caps zu investieren,“ fasst Denize zusammen. Bei französischen Titeln rät er nach der Auflösung der Nationalversammlung zur Geduld: „Es geht nicht nur um die in französischen Indizes vertretenen Titel, sondern auch um den Anteil der Umsätze, die diese in Frankreich erzielen. Sollten sich nach den Wahlen Chancen eröffnen, ist noch genügend Zeit, diese zu nutzen.“
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