Investoren, die in der Vergangenheit auf offene Immobilienfonds gesetzt haben, wollen sich von ihren Anteilen an offenen Fonds trennen. Zahlreiche offene Immobilienfonds werden daher an der Börse bereits mit deutlichen Abschlägen zu ihren Nettoinventarwerten gehandelt.
Nach Medienberichten sollen in Frankreich offene Immobilienfonds, die sich in erster Linie an Privatanleger richten, bereits Objekte im Wer von fünf Milliarden Euro zum Verkauf angeboten haben. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) beobachtet offene Immobilienfonds genau und sieht bei diesen Vehikeln eine „strukturelle Liquiditätsinkongruenz“.
In der aktuellen Marktphase sind für Gordon Grundler, Vorstand des Mannheimer Emissionshauses Primus Valor AG, offene Immobilienfonds besonders im Nachteil. „Auch wenn Fondsgesellschaften seit 2013 von einer einjährigen Rückgabefrist für Fondsanteile profitieren, setzt das prozyklische Handeln von Privatanlegern die Vehikel unter Druck“, sagt Grundler, „, gerade in der jetzigen Marktphase kommt es aber darauf an, einen kühlen Kopf zu bewahren und eher antizyklisch, als prozyklisch zu denken“.
Der Immobilienexperte verweist darauf, dass sich derzeit viele Käufe von Immobilien bereits wieder lohnen – selbst auf dem aktuellen Zinsniveau. „Die Zinsen, aber auch der wachsende Regulierungsdruck im Zuge der Wärmewende sind insbesondere auf dem von professionellen Marktteilnehmern beherrschten Teil des Immobilienmarkts längst eingepreist“, sagt der Vorstand. Im August gelang es dem von Primus Valor lancierten Immobilien-AIF ICD 12 R+ etwa, mehrere Liegenschaften mit insgesamt 44 Wohn- und zwei Gewerbeeinheiten im Zentrum Solingens trotz guter Bausubstanz für weniger als 1.500 Euro je Quadratmeter zu erwerben. „Derartige Chancen können wir nicht nur wegen unserer Marktkenntnis und unserer langjährig etablierten Netzwerke wahrnehmen, sondern auch aufgrund der Struktur unserer geschlossenen Immobilien-AIF“, sagt Gordon Grundler.
Geschlossene Immobilienfonds sind anders als ihre offenen Pendants auf einen langfristigen Investitionszeitraum ausgelegt. Eine vorzeitige Kündigungsfrist besteht nicht. Investoren setzen damit auf eine vorab festgelegte Strategie sowie auf die Expertise des jeweiligen Emissionshauses. Anleger täten gerade in der aktuellen Phase am Immobilienmarkt gut daran, Timing-Entscheidungen den Profis zu überlassen. Prozyklisches und von Emotionen getriebenes Handeln koste Anleger meistenteils Geld, so Grundler.
Geschlossene Anlageinstrumente sind aufgrund der fehlenden Möglichkeiten zur vorzeitigen Kündigung frei, ihr Handeln ausschließlich an aktuellen Marktdaten und Fakten auszurichten. „Manchmal bedarf es ein wenig Geduld, um Renditeziele zu erreichen, manchmal ist aber auch zügiges Handeln erforderlich. um außergewöhnliche Chancen wahrzunehmen“, ist der Experte überzeugt.
Grundlers Fazit: Von erfahrenen Profis verwaltete Immobilien-AIF seien gerade in turbulenten Marktphasen geeignete Instrumente, um vom wachsenden Bedarf an Wohnraum, den damit einhergehenden Mietsteigerungen, aber auch der ökologischen Transformation des Immobiliensektors zu profitieren.