Der Ruhestand sollte die goldene Phase des Lebens sein, geprägt von finanzieller Unabhängigkeit und der Möglichkeit, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Damit dies Realität wird, ist eine kluge Geldanlage entscheidend. Welche Kriterien muss eine solche optimale Geldanlage für den Ruhestand erfüllen?
In diesem Blogbeitrag werden wir uns mit den Kriterien auseinandersetzen, die die Auskömmlichkeit des Kapitals beeinflussen, die Entscheidung zwischen Rente und Kapitalverzehr beleuchten und die häufigsten Denkfehler auf dem Weg zum wohlverdienten Ruhestand betrachten. Zu einer immer wieder aufkommenden zentralen Frage (private Rente oder Kapitalverzehr aus einem Wertpapierdepot) veröffentlichen wir aktuelle Zahlen einer Studie des Ifa-Instituts. In Kurzform werden zudem viele Inhalte der regelmäßig stattfinden FORAIM-Kundenwebinare zum Thema Altersvorsorge und Ruhestandsplanung angeschnitten.
Die optimale Geldanlage sollte ein auskömmliches Kapital sichern
Ein ausreichendes Kapital für den Ruhestand geht über die bloße Deckung der Lebenshaltungskosten hinaus. Es beinhaltet die Sicherstellung eines finanziellen Polsters, um unvorhergesehene Ausgaben, steigende Gesundheitskosten und besondere Freizeitswünsche abzudecken. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Liquidität und Rendite ist entscheidend, um sowohl kurzfristige Bedürfnisse als auch langfristige finanzielle Stabilität zu gewährleisten.
Darüber hinaus sollte ein auskömmliches Kapital eine gewisse Flexibilität bieten, um auf sich verändernde Lebensumstände reagieren zu können. Eine optimale Anlagestrategie berücksichtigt somit nicht nur die gegenwärtigen Bedürfnisse, sondern auch die potenziellen Herausforderungen, denen Ruheständler in der Zukunft gegenüberstehen könnten.
Wenn Sie das notwendige Kapital für Ihre Ruhestand berechnen wollen, müssen Sie bei der Ermittlung des auskömmlichen Kapitals folgende Punkte berücksichtigen:
- Inflationsrate und Kaufkraft
- voraussichtliche Lebenserwartung
- Risikobereitschaft und -kapazität
- Diversifikation
Eine der größten Herausforderungen im Ruhestand ist die Inflation. Geld verliert im Laufe der Zeit an Kaufkraft. Daher ist es entscheidend, Anlageformen zu wählen, die zumindest die Inflationsrate ausgleichen, um die Kaufkraft des Kapitals zu erhalten. Weil der Planungszeitraum für den Ruhestand in der Regel deutlich mehr als 20 Jahre umfassen sollte, ist es wichtig die „richtige“ Höhe der künftigen Inflationsrate zu ermitteln.
Voraussichtliche Lebenserwartung als Kriterium
Die steigende Lebenserwartung ist ein erfreulicher Trend, aber er bringt auch finanzielle Herausforderungen mit sich. Ein auskömmliches Kapital sollte nicht nur für die Anfangsjahre des Ruhestands ausreichen, sondern auch für eine möglicherweise längere Rentenperiode. Die Fortschritte in der Medizin und der allgemeine gesundheitliche Lebensstil können dazu führen, dass Menschen länger im Ruhestand verweilen.
Um die voraussichtliche Lebenserwartung realistisch einzuschätzen, können Ruheständler statistische Daten, medizinische Beratung und persönliche Familienhistorien heranziehen. Es ist ratsam, einen Puffer einzuplanen, um unvorhergesehene Entwicklungen zu berücksichtigen und finanzielle Sicherheit bis zum Lebensende zu gewährleisten.
Die Integration der Lebenserwartung in die Finanzplanung ermöglicht eine zielgerichtete Allokation von finanziellen Ressourcen. Sie beeinflusst die Entscheidung zwischen monatlicher Rente und Kapitalverzehr und beeinflusst die Wahl der Anlageformen. Eine länger anhaltende Rentenphase erfordert eine nachhaltige und widerstandsfähige Kapitalstruktur, die den Bedürfnissen im Alter gerecht wird.
Insgesamt verdeutlicht die Berücksichtigung der voraussichtlichen Lebenserwartung die Notwendigkeit einer dynamischen und flexiblen Anlagestrategie im Ruhestand. Eine fundierte Planung, die die individuelle Lebenssituation und die statistischen Erkenntnisse einbezieht, bildet die Grundlage für ein auskömmliches Kapital, das den Herausforderungen und Chancen des längeren Ruhestands gewachsen ist.
Risikobereitschaft und -kapazität als Kriterium
Diversifikation
Stellt die private Rente oder eine laufende Entnahme aus ungebundenem Kapital die optimale Geldanlage für den Ruhestand dar? Die Entscheidung zwischen einer monatlichen Rente und dem schrittweisen Verbrauch des Kapitals ist komplex. Beide Ansätze haben Vor- und Nachteile:
Rente: Stabile monatliche Einnahmen bieten Sicherheit, allerdings könnte die Rendite im Vergleich zu eigenständigen Investitionen niedriger sein. Zudem besteht das Risiko, dass die Rente nicht mit der Inflation Schritt hält.
Kapitalverzehr: Die Flexibilität, das Kapital nach Bedarf zu nutzen, kann verlockend sein. Allerdings besteht die Gefahr, dass das Kapital schneller als erwartet aufgebraucht wird, insbesondere bei unvorhergesehenen Ausgaben. Zudem ist es in der Regel unmöglich zu Beginn des Ruhestandes den weiteren Lebenszeitraum zu kennen. Insoweit hat eine lebenslange Rente durchaus eine Berechtigung im Rahmen einer Gesamtanlage im Ruhestand. Aufgrund ihrer Nachteile ist eine Kapitalanlage in Form einer privaten Rentenversicherung aber auch nur als Teil der optimalen Geldanlage für den Ruhestand geeignet.
Denkfehler der Ruheständler
Gleichmäßiger Renditeverlauf: Der Glaube an einen stetig positiven Renditeverlauf ist ein häufiger Denkfehler. Märkte unterliegen Schwankungen, und eine zu optimistische Renditeprognose kann zu unangenehmen Überraschungen führen. Eine realistische Einschätzung der Rendite als auch deren Schwankungen ist daher von großer Bedeutung.
Um dies zu verdeutlichen gehen wir einmal von folgendem Fall aus: Ein – zugegeben – etwas risikofreudiger angehender Ruheständler hat zu Beginn des 65. Lebensjahr ein Kapital von 100.000 € und er rechnet mit einer jährlich Rendite von 6%. Aufgrund seiner Budgetplanung möchte er monatlich 632 € entnehmen. Er rechnet nun mit folgender Formel aus, wie lange das Kapital ausreicht:
Als Ergebnis erhält der Ruheständler eine Dauer von 21 Jahren und 8 Monaten. Solange, also nur knapp bis zum 87. Lebensjahr, würde das Kapital ausreichen.
Nun sind 6% Rendite auf Dauer eigentlich nur mit einer aktienorientierten Geldanlage möglich. Und Aktien weisen starke Schwankungen auf, wobei der Umfang der Schwankungen durch die Volatilität gemessen werden kann. Legt man nun möglichst viele Szenarien einer Entwicklung von Geldanlagen in Aktien zugrunde, kann man die Wahrscheinlichkeit abschätzen, wie lange das Kapital von 100.000 € tatsächlich ausreicht. Eine solche Berechnung mit 10.000 unterschiedlichen Szenarien hat Prof. Jochen Ruß des ifa-Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften erstellt und kommt zu dem Ergebnis, dass in 50% aller Fälle das Depot bereits zum 83. Lebensjahr geleert ist.