Im Februar dieses Jahres verschickte der finnische Asset Manager Nordea eine eher ungewöhnliche Pressemitteilung. Darin verkündete der Vermögensverwalter die vorläufige Schließung (Soft Close) eines seiner Flaggschiffprodukte. Gemeint war der Global Climate and Environment Fund. Der Grund für den Soft Close war nicht etwa Misserfolg, sondern im Gegenteil das rasante Wachstum des Fonds. „Seine Größe hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt, und die Assets under Management sind innerhalb der vergangenen zwei Jahre um mehr als 500 Prozent gewachsen. Ende Januar 2021 hat der Fonds damit ein Gesamtvolumen von mehr als sechs Milliarden Euro erreicht“, so begründete Nordea die Schließung des Fonds. Ganz so weit wie Nordea sind andere Asset Manager mit ihren Klimaschutzfonds noch nicht. Aber auch sie konnten in den vergangenen Jahren beträchtliche Summen einsammeln. Nach Angaben des Fondsanalysehauses Morningstar verwaltete die Branche auf europäischer Ebene Mitte 2020 knapp 58 Milliarden Euro in insgesamt gut 400 Klimafonds, inklusive entsprechender ETFs. All diese Fonds haben die Gemeinsamkeit, dass sie Kohlenstoffrisiken vermeiden oder die Förderung des Übergangs zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft unterstützen wollen.
DIE POLITIK MACHT DRUCK
Die Ausrichtung der Kapitalanlage an ESG-Zielen geschieht nicht erst seit gestern. Dass zuletzt vor allem die Unterstützung des Klimaschutzes in den Vordergrund von Asset Managern und Anlegern rückte, liegt vor allem an der Politik. International hat der Kampf der Staaten gegen die Erderwärmung inzwischen höchste Priorität. Das Bekenntnis zum Handeln findet sich in den Nachhaltigkeitszielen der UN (SDG) genauso wie im Pariser Klimaabkommen von 2015, in dem sich rund 190 Staaten dazu verpflichtet haben, den Temperaturanstieg zu begrenzen. In Europa hat die EU-Kommission mit dem Green Deal einen Fahrplan vorgelegt, um den Kontinent bis 2050 klimaneutral zu machen. Auch die USA wollen unter Präsident Biden nun wieder eine aktive Klimaschutzpolitik betreiben und damit die Weichen für eine neutrale CO2-Bilanz bis zum Jahr 2050 stellen.
Dass all diese Ziele sich nicht ohne die Mithilfe der Finanzwirtschaft erreichen lassen, steht außer Frage. Die Finanzmittel, die für den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft aufgebracht werden müssen, sind gewaltig und können von den Staaten allein nicht aufgebracht werden. Die zielgerichtete Allokation von privatem Kapital in den Klimaschutz ist daher zwingend nötig. Eine erste Grundlage hierfür wurde mit dem Aktionsplan der EU zur Finanzierung des nachhaltigen Wachstums gelegt. Darin finden sich unter anderem Anforderungen an das Klima-Reporting von Unternehmen sowie das Bekenntnis zur Erarbeitung gewisser Transparenzstandards. Als Ergebnis wurden mit Blick auf den Klimaschutz inzwischen zwei Nachhaltigkeits-Benchmarks entwickelt. Zum einen die EU Climate Transition Benchmark (EU CTB) sowie zum anderen die EU Paris-Aligned Benchmark (EU PAB). Beide gelten als Orientierungsrahmen für Anleger, die mit ihrem Geld den Umbau hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft unterstützen möchten.
UNTERSCHIEDLICHE KLIMASTRATEGIEN
Die Bemühungen der Politik, die Investmentbranche in den Kampf gegen die Erderwärmung einzubinden, haben inzwischen Früchte getragen. Fast alle Fondsgesellschaften haben sich das Thema auf die Fahnen geschrieben. Dabei nutzen sie verschiedene Strategien, um im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen positiven Beitrag zu leisten. Das zeigt eine Befragung des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) unter Finanzanbietern in Deutschland im Rahmen des aktuellen Marktberichts für 2020. Dabei hatten insgesamt 55 Asset Manager Angaben zu ihrem Vorgehen gemacht. 32 Prozent setzen demnach auf Kohle-Divest- ments. 30 Prozent versuchen, als aktiver Aktionär über den Unternehmensdialog Einfluss auf die Unternehmen zu nehmen. 27 Prozent bieten Fonds, bei denen der CO2-Fußabdruck der Portfolio- unternehmen gemessen wird. 26 Prozent tätigen grüne Direktinvestments und 23 Prozent legen Green Bonds auf.
Ebenfalls sehr unterschiedlich präsentieren sich die Strategien der von den Fondsgesellschaften aufgelegten Klimafonds. Die gemeinsame, sehr weit gefasste Klammer aller Strategien ist das Ziel, die CO2-Neutralität der Wirtschaft zu unterstützen. Dabei gehen sie allerdings sehr unterschiedliche Wege. Ein Blick etwa in die Anlegerinformationen des DKB Nachhaltigkeitsfonds Klimaschutz zeigt, dass dieser vorrangig in Unternehmen investiert, welche über „zukunftsorientierte Geschäftsmodelle zur Unterstützung der Ziele der Pariser Klimaschutzkonferenz“ verfügen. Mit 55 Prozent der Portfolio- allokation sehen die Fondsmanager diese Unternehmen vor allem in den Branchen IT-Software und Finanzdienstleistung. Die Sektoren Industrie und Energie machen dagegen lediglich zwölf Prozent der sektoralen Portfolioaufteilung aus.
Eine andere Strategie verfolgt dagegen der Tempelton Global Climate Change. Der Fonds strebt eine Wertsteigerung an, indem er vornehmlich in Aktien von Unternehmen investiert, welche Lösungen für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel anbieten. Im Gegensatz zum DKB Fonds setzt er dabei vor allem auf die Branchen Industrie (30 Prozent) und Rohstoffe (24 Prozent). Der IT Sektor ist im Portfolio mit 17 Prozent gewichtet. Auch die Länderstruktur der beiden weltweit anlegenden Fonds unterscheidet sich. Während der DKB Fonds zu 60 Prozent in den USA investiert ist, macht der USA-Anteil beim Templeton Fonds mit 29 Prozent gerade einmal die Hälfte aus, gefolgt von Frankreich (elf Prozent) und Deutschland (zehn Prozent).
Der beispielhafte Vergleich macht deutlich, dass die Wahl des richtigen Fonds einen genauen Blick in die Anlagestrategie des jeweiligen Fonds erforderlich macht. Die gute Nachricht: Das Fondsspektrum ist so vielfältig, dass jeder Anleger bei entsprechenden Bemühungen ein seinen speziellen Interessen adäquates Anlageprodukt finden kann. Die schlechte Nachricht: Noch ist der Markt für Klimafonds nicht so standardisiert, dass ein Vergleich der unterschiedlichen Angebote problemlos möglich ist.
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