Frau Dr. Curtillet, Sie sind seit gut sechs Jahren bei Ampega im Rentenbereich tätig, jedoch seit 2007 bereits nah dran an den Geschehnissen der Kapitalmärkte – aufregende Zeiten, oder?
DR. ELENA CURTILLET: Wenn Sie damit auf die Dynamik der Märkte, speziell auch der Rentenmärkte anspielen, kann man es mindestens einmal als spannend bezeichnen. Vor ziemlich genau zehn Jahren kamen wir gerade aus der schwersten Finanzmarktkrise der letzten Jahrzehnte. Und nur kurze Zeit später waren griechische, spanische oder auch portugiesische Staatsanleihen auf Ramschniveau herabgestuft und mussten, um überhaupt Investoren zu finden, mit hohen zweistelligen Renditen locken, wohingegen die als „sichere Häfen“ geltenden Anleihen der Bundesrepublik Deutschland historisch gering und seit einiger Zeit sogar überwiegend negativ rentieren. Und ganz aktuell sorgt das Coronavirus für viel Aufregung an den Märkten.
Langweilig wird es einem dabei definitiv nie.
Wie schaffen Sie es denn dann, attraktive Papiere zu finden, um die Anleger in Ihren Fonds zufrieden zu stellen?
DR. ELENA CURTILLET: In der Tat, die Suche nach attraktiven Anlagepapieren für die Fonds ist bedeu-
tend schwieriger geworden. Nichtsdestotrotz gibt es aber auch in dieser langanhaltenden Niedrigzins-
phase noch genügend Chancen, die man ergreifen kann.
Und die wären?
DR. ELENA CURTILLET: Na ja, einen Rentenfonds heute ausschließlich mit Staatsanleihen zu befüllen, ist sicher nicht sinnvoll, zumindest, wenn man – wie wir – überwiegend im Euro-Raum unterwegs ist. Hier bieten teilweise nur sehr lange Laufzeiten noch attraktive Verzinsungen. Das Risiko, bei steigenden Zinsen dann erst mal in ein Loch zu fallen, ist uns einfach zu groß. Stattdessen diversifizieren wir in unseren Fonds sehr breit und mischen bewusst Pfandbriefe und auch Unternehmensanleihen bei. Hier finden sich durchaus noch interessante Anlagemöglichkeiten.
Wo jetzt von einer Abkühlung der wirtschaftlichen Entwicklung oder sogar von Rezession gesprochen wird, ist es da nicht riskant, vermehrt auf Unternehmensanleihen zu setzen?
DR. ELENA CURTILLET: Man muss sich selber disziplinieren, um bei der Jagd nach Rendite die Risiken nicht aus dem Auge zu verlieren. Es ist sicher richtig, dass Anleihen von Unternehmen schneller und stärker auf wirtschaftliche Entwicklungen oder auch branchenspezifische Umstände reagieren und man hier ein wachsames Auge haben muss. Das zeigt sich deutlich gerade jetzt in den letzten Wochen wieder einmal. Bei Ampega werden alle für unsere Portfolien in Frage kommenden Papiere deshalb einem umfangreichen Analyseprozess unterzogen, und zwar regelmäßig.
Dies betrifft immerhin ein Universum von rund 400 Emittenten, alleine aus Europa. Um das stemmen zu können, hilft es uns, dass wir als Team in den Rentenbereich der Ampega Asset Management integriert sind. Denn dadurch profitieren wir vom Know-how und der Erfahrung eines großen Asset Managers, was unseren Kunden natürlich ebenfalls zu Gute kommt.
Wir sind stolz darauf, dass wir mit unserem Ansatz seit der Finanzkrise keine Firmenpleiten verzeichnen mussten.
Apropos Stolz. Lassen Sie uns auf das Jubiläum Ihres ältesten Fonds, des Ampega Rendite Rentenfonds, zu sprechen kommen. Wie stolz sind Sie, dieses Jubiläum als verantwortliche Leiterin des Rentenfondsmanagements zu erleben?
DR. ELENA CURTILLET: Es gibt in Deutschland nur wenige Fonds, die dieses Alter überhaupt erreichen, deswegen ist dieses Jubiläum schon etwas ganz Besonderes. Vor allen Dingen aber ist es dem Fonds gelungen, in diesen 50 Jahren eine echte Erfolgsgeschichte zu schreiben. Anleger der ersten Stunde – davon gibt es tatsächlich noch einige wenige – freuen sich über eine Wertenwicklung von über 2.000 Prozent beziehungsweise mehr als sechs Prozent Rendite pro Jahr. Das ist fantastisch!
Diese Zahlen klingen in der heutigen Zeit surreal …
DR. ELENA CURTILLET: Eine Entwicklung wie oben geschrieben, kann aufgrund der aktuellen Zinssituation in Zukunft natürlich nicht mehr erwartet werden. Allerdings sind Rentenfonds für mich auch kein Auslaufmodell, wie vereinzelt kolportiert wird. Denn gerade in Deutschland suchen viele Anleger bei ihrer Geldanlage ein hohes Maß an Sicherheit. Ein breit gestreuter, aktiv gemanagter Rentenfonds kann hier durchaus ein stabilisierendes Element in den Wertpapierdepots der Kunden sein. Ich zumindest bin froh, aktuell nicht nur in Aktien investiert zu sein.
Bei einem Zinsanstieg kann sich das aber schnell ins Gegenteil verkehren…
DR. ELENA CURTILLET: Ein schneller, starker Zinsanstieg würde Rentenfonds im Allgemeinen sicherlich erst einmal belasten. Ein solches Szenario schätzen wir jedoch nicht als wahrscheinlich ein. Wir sehen eher eine Seitwärtsbewegung beziehungsweise maximal einen moderaten Anstieg der Zinsen. Hierauf sind wir vorbereitet und glauben, eine solche Herausforderung
im Sinne unserer Anleger lösen zu können.
Vielen Dank für das Gespräch.