Investmentfonds

STARKES COMEBACK DER EMERGING-MARKETS-ANLEIHEN

Auch wenn Emerging-Markets-Anleihen bereits ein fantastisches erstes Quartal hinter sich haben, gibt es noch Luft nach oben, meint Robert Reichle, Manager des Berenberg Emerging Markets Bond Selection. Entscheidend für die Asset-Klasse sind zurzeit weniger länderspezifische Aspekte, sondern vor allem exogene Faktoren wie Rohstoffpreise, US-Zinsen und die Entwicklung in China.

Renditen von knapp sechs Prozent plus Potenzial für Kurszuwächse machen Emerging-Markets-Anleihen zu einem attraktiven langfristigen Portfoliobaustein – nicht nur in Niedrigzinszeiten.

Nach einem eher durchwachsenen Jahr 2015 haben Schwellenländeranleihen ein sehr gutes erstes Quartal abgeliefert. Der auf Hartwährungsanleihen fokussierte Berenberg Emerging Markets Bond Selection erzielte in den ersten drei Monaten ein Plus von über 5,3 Prozent. Getrieben wurde die Asset-Klasse vor allem durch technische Faktoren. „Ende vergangenen Jahres gab es sehr viel schlechte Presse für die Emerging Markets. Das ist oft ein Zeichen, dass das Tal der Tränen durchschritten ist, und ein genauerer Blick wieder lohnt“, so Berenberg-Fondsmanager Robert Reichle. Im ersten Quartal fehlten diese schlechten Nachrichten. Das reichte schon. Zurzeit gilt: Keine Nachrichten sind gute Nachrichten.
Hinzu kam Unterstützung auf fundamentaler Ebene. Vor allem die sich erholenden Rohstoffpreise haben zu dem Kursaufschwung beigetragen. Dem ersten Zinsschritt in den USA im Dezember hingegen spricht Reichle nur eine symbolische Wirkung zu. Für den Rest des Jahres erwartet er eine sehr verhaltene US-Zinspolitik. Er hält die Angst vor Zinsrisiken im Markt für eher niedrig und sieht andere Themen im Vordergrund. „Investoren schauen stärker auf die Rohstoffpreise, die Entwicklung in China und auch auf die Kapitalflüsse“, erklärt Reichle. Auffällig sei, dass länderspezifische Faktoren in den Hintergrund getreten sind und die marktbeherrschenden Themen für die Asset-Klasse exogene Einflussfaktoren sind.

Blackbox China: undurchsichtig und unausweichlich

Vor allem China spielt eine wichtige Rolle. „Das Land erscheint wie eine große Blackbox. Man kann nicht hinein sehen, aber man kommt als Anleger auch nicht drumherum, sich mit dem Land zu beschäftigen“, sagt Reichle. Die Datenlage in China ist intransparent. Gleichzeitig hat das Land einen großen Einfluss auf die globale Realwirtschaft und darüber hinaus eine starke Symbolwirkung als Vorreiter der aufstrebenden Länder. Zudem hat es Einfluss auf die anderen Faktoren, die die Anleihemärkte in den Schwellenländern zurzeit bestimmen. Das gilt für die Rohstoffpreise und durch seinen großen Bestand an US-Staatsanleihen auch für die Zinsentwicklung in den USA. Ebenfalls wirken sich starke Kapitalabflüsse aus China tendenziell negativ auf die Kapitalflüsse der Emerging Markets aus.

Politische Gefahren in Brasilien, wirtschaftliche Stärke in Indonesien und Mexiko

Für den Anlageerfolg in den nächsten drei bis sechs Monaten hält es Reichle für wichtiger, negativ behaftete Länder zu meiden, als Staaten mit positiven Nachrichten extrem überzugewichten. Sein Motto: „Die faulen Eier meiden und über die restlichen Länder gut diversifizieren.“ Dennoch gilt es die Entwicklungen in den einzelnen Ländern im Auge zu behalten, da dort immer wieder Risiken lauern – auch in Brasilien, einem Schwergewicht im Schwellenländeranleihemarkt. Aus fundamentaler Sicht dürften hier viele Indikatoren die Talsohle erreicht haben, und langsam sind positive Basiseffekte zu erkennen. „Auf politischer Ebene brennt das Land aber umso mehr, und es kann schnell eine Situation entstehen, die sich nicht nur negativ auf Brasilien, sondern auf die gesamte Region auswirkt“, gibt Reichle zu bedenken.

Zu Reichles Favoriten zählen Indonesien, Mexiko und die Dominikanische Republik. Indonesien ist dabei, sein Wachstum nach oben zu korrigieren. Dazu tragen der steigende private Konsum, aber auch wachsende Infrastrukturausgaben bei. Durch den deutlichen Ölpreisrückgang konnten die Subventionen auf den Benzinpreis reduziert werden. Die Ersparnisse kann der Staat in nötige Infrastrukturprojekte stecken. In Mexiko schlagen sich die Reformbemühungen ebenfalls in guten Wachstumszahlen nieder. Zudem ist die Nähe zu den USA als Handelspartner von Vorteil. In der Dominikanischen Republik kommt der Hauptteil der Einnahmen aus dem Tourismus. Der Karibik-Staat exportiert aber auch zunehmend Agrarprodukte. „Die Wirtschaft wächst, die Verschuldung ist überschaubar, und der Anleihemarkt wird zunehmend liquider“, fasst Reichle zusammen.

Sechs Prozent Rendite und Chancen auf Kursgewinne
Die durchschnittliche Rendite für Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung liegt zurzeit bei knapp sechs Prozent, der Aufschlag (Spread) gegenüber dem risikolosen Zins beträgt um die 400 Basispunkte. In den vergangenen Wochen haben sich die Spreads bereits eingeengt und die Renditen sind gesunken. „Diese Entwicklung wird sich so zwar nicht das ganze Jahr fortsetzen. Wir bewegen uns in Wellen. Aber es gibt durchaus noch Potenzial für steigende Kurse“, meint Reichle.
So geht er davon aus, dass viele Investoren mit Blick auf das gute erste Quartal ihre Position in Schwellenländeranleihen auf neutral hochsetzen oder sogar übergewichten werden. Auch die Kapitalzuflüsse in Emerging-Markets-Anleihen, die sich seit Mitte Februar deutlich erholt haben, könnten weiteres Geld anlocken – nicht zuletzt aufgrund mangelnder Alternativen im Euro-Raum. Die Ausweitung des Anleiheankaufprogramms der Europäischen Zentralbank auf Unternehmensanleihen dürfte angesichts weiter fallender Renditen den Anlagedruck zusätzlich erhöhen.
Langfristige Anleger werden sich daher in den Emerging Markets umschauen müssen, ist Reichle überzeugt und warnt zugleich vor kurzfristigen Spekulationen und der Tatsache, dass den großen Chancen, die Schwellenländeranleihen bieten, auch höhere Zins- und Ausfallrisiken gegenüber stehen. „Viele Investoren, insbesondere Erstanleger, legen ein viel zu starkes Augenmerk auf das Timing. Schwellenländeranleihen sollten aber als langfristige, strategische Anlage betrachtet werden. Die Frage nach dem Einstiegszeitpunkt spielt demzufolge eine untergeordnete Rolle“, so Reichle.

(04.04.2016/alc/a/a)

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