Investmentfonds

Swaps – Tauschgeschäfte in ETFs

In der ETF-Branche bewegt kaum eine Frage die Gemüter mehr, als die Frage nach der besten Art der Indexreplikation. Insbesondere wird der Einsatz von Derivaten (Index-Swaps) zum Teil heftig diskutiert. Das ist schon allein deshalb verwunderlich, weil Derivate wie Swaps oder spezielle Zertifikate in "normalen" Investmentfonds ohne große Beachtung durch die Öffentlichkeit schon seit Jahren zum Einsatz kommen. Somit scheint die Debatte innerhalb der ETF-Branche von einzelnen Interessengruppen gesteuert zu sein. Ebenso ist es sehr verwunderlich, dass bei dieser Diskussion nicht auf andere Derivate (Zertifikate), die zum Beispiel bei voll replizierenden Fonds zur Dividendenoptimierung eingesetzt werden, eingegangen wird. Um hier ein wenig mehr Licht in das Dunkel zu bringen, beleuchte ich den Mythos Swap im Folgenden näher.

 

Was genau ist ein Swap? Ein Swap, bei ETFs ein Index-Swap, ist ein Tauschgeschäft zwischen zwei Vertragspartnern bei dem in der Finanzwelt der Austausch (engl. Swap) von Zahlungsströmen vereinbart wird. Im Bereich der ETFs tauscht der Fonds (das Sondervermögen) mit dem jeweiligen Kontrahenten die Entwicklung der im Fonds enthaltenen Wertpapiere (Aktien oder Anleihen) gegen die Entwicklung des dem ETF zugrundeliegenden Index. Der Swap-Kontrahent ist dabei in der Regel eine mit dem ETF-Anbieter verbundene Bank (db x-trackers/Deutsche Bank, Comstage/Commerzbank, etc.), die verpflichtet ist, die Performance des Index durch tägliche Preisveränderung des Swap-Kontraktes bereitzustellen.

 

Wie groß ist das Risiko für den Käufer eines ETFs? Das Risiko für den Käufer eines Swap basierten ETF liegt somit darin, das der Swap-Kontahent seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann. Die ETF Branche ist jedoch bemüht, den Investoren zu erklären, dass dieses Risiko nur minimal ist, da die meisten Anbieter die Zehn-Prozent-Grenze nicht ausnutzen. Doch genau mit dieser Aussage wurde der Irrglaube geschaffen, dass ETFs maximal zehn Prozent Swaps enthalten dürfen. Zusätzlich ist zu beachten, dass die Kreditwürdigkeit auf Basis der sogenannten Bonitätsratings (S&P, Moodys, etc.) der einzelnen Swap-Kontrahenten durchaus sehr unterschiedlich bewertet wird und jeder Swap-Kontrahent somit ein unterschiedliches Risikoprofil hat.

 

Schaut man in das Investmentgesetz, so ist dort das Swap-Risiko pro Kontrahent auf zehn Prozent begrenzt. Hinzu kommt das eventuell gestellte Sicherheiten (Collateral) von dieser Quote abgezogen werden können (§22 DerivateV) wodurch die Swap-Quote pro Kontrahent auch über zehn Prozent steigen kann. Somit könnte ein ETF durch Swap Vereinbarungen mit verschiedenen Kontrahenten  und/oder einer entsprechenden Besicherung sogar zu 100 Prozent aus Swaps bestehen. Hierbei ist zu beachten das einige Anbieter obwohl sie die Obergrenze von zehn Prozent je Kontrahent nicht ausnutzen, die in ihren Fonds enthaltenen Swaps mit hochliquiden Papieren von guten oder sehr guten Emittenten besichern lassen, um so das Ausfallrisiko für die Anleger so gering wie möglich zu halten. Ob diese Praxis, aufgrund der damit verbundenen Kosten, auch nach der Rückkehr zu einem normalen Marktumfeld weiter angewandt wird, bleibt abzuwarten.

 

Wahrscheinlich ist es derzeit nur der Finanzkrise und dem Zufall geschuldet, das es noch keinen ETF mit mehr als zehn Prozent Swap-Anteil gibt. Ob dies aber in Zukunft so bleibt, wird die Zeit zeigen. Immerhin gibt es heute schon ETF-Anbieter, an denen mehr als eine Bank beteiligt ist und die entsprechend, frei von Konzerninteressen, mehr als einen Kontrahenten für die Swaps in ihren Produkten nutzen. Ob eine solche Variante für die Abbildung der unterliegenden Indizes – trotz der so erreichten Risikodiversifikation – effizienter ist als die derzeitig gängige Methode, bleibt zu bezweifeln. Aus meiner Sicht trägt die Aufteilung des Swap-Risikos auf verschiedene Anbieter nur solange zur Risikodiversifikation bei, wie das Risiko der einzelnen Kontrahenten, insbesondere auch unter Beachtung der Bonitätsratings, unterhalb dessen anderer Fonds liegt. 

 

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters

print

ASCORE Auszeichnung

Es gibt viele gute Tarife – für die Auszeichnung „Tarif des Monats“ gehört mehr dazu. Lesen Sie hier, was die ausgezeichneten Tarife zu bieten haben.

Tarife des Monats im Überblick

ETF-News

ETF-News

Aktuelle News zu börsengehandelten Indexfonds.

zu den News

ESG Impact Investing

In jeder Ausgabe stellt "Mein Geld" ein UN-Entwicklungsziel und dazu passende Investmentfonds vor.

Un-Entwicklungsziele im Überblick

Guided Content

Guided Content ist ein crossmediales Konzept, welches dem Leser das Vergleichen von Finanzprodukten veranschaulicht und ein fundiertes Hintergrundwissen liefert.

Die Ausgaben im Überblick

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mein Geld Newsletter

Melden Sie sich für unseren 14-tägigen Newsletter an.

zur Newsletteranmeldung

Icon

Mein Geld TV

Das aktuelle Video

-
Wie begeistere ich die Berater?

In Hamburg wurde von der NFS Hamburger Vermögen der VV Kongress veranstaltet.

zum Video | alle Videos
Icon

Mein Geld Magazin

Die aktuelle Ausgabe

Mein Geld 05 | 2024

Die Zeitschrift Mein Geld - Anlegermagazin liefert in fünf Ausgaben im Jahr Hintergrundinformationen und Nachrichten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Finanzen.

zur Ausgabe | alle Ausgaben