Was genau ist ein Swap? Ein Swap, bei ETFs ein Index-Swap, ist ein Tauschgeschäft zwischen zwei Vertragspartnern bei dem in der Finanzwelt der Austausch (engl. Swap) von Zahlungsströmen vereinbart wird. Im Bereich der ETFs tauscht der Fonds (das Sondervermögen) mit dem jeweiligen Kontrahenten die Entwicklung der im Fonds enthaltenen Wertpapiere (Aktien oder Anleihen) gegen die Entwicklung des dem ETF zugrundeliegenden Index. Der Swap-Kontrahent ist dabei in der Regel eine mit dem ETF-Anbieter verbundene Bank (db x-trackers/Deutsche Bank, Comstage/Commerzbank, etc.), die verpflichtet ist, die Performance des Index durch tägliche Preisveränderung des Swap-Kontraktes bereitzustellen.
Wie groß ist das Risiko für den Käufer eines ETFs? Das Risiko für den Käufer eines Swap basierten ETF liegt somit darin, das der Swap-Kontahent seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann. Die ETF Branche ist jedoch bemüht, den Investoren zu erklären, dass dieses Risiko nur minimal ist, da die meisten Anbieter die Zehn-Prozent-Grenze nicht ausnutzen. Doch genau mit dieser Aussage wurde der Irrglaube geschaffen, dass ETFs maximal zehn Prozent Swaps enthalten dürfen. Zusätzlich ist zu beachten, dass die Kreditwürdigkeit auf Basis der sogenannten Bonitätsratings (S&P, Moodys, etc.) der einzelnen Swap-Kontrahenten durchaus sehr unterschiedlich bewertet wird und jeder Swap-Kontrahent somit ein unterschiedliches Risikoprofil hat.
Schaut man in das Investmentgesetz, so ist dort das Swap-Risiko pro Kontrahent auf zehn Prozent begrenzt. Hinzu kommt das eventuell gestellte Sicherheiten (Collateral) von dieser Quote abgezogen werden können (§22 DerivateV) wodurch die Swap-Quote pro Kontrahent auch über zehn Prozent steigen kann. Somit könnte ein ETF durch Swap Vereinbarungen mit verschiedenen Kontrahenten und/oder einer entsprechenden Besicherung sogar zu 100 Prozent aus Swaps bestehen. Hierbei ist zu beachten das einige Anbieter obwohl sie die Obergrenze von zehn Prozent je Kontrahent nicht ausnutzen, die in ihren Fonds enthaltenen Swaps mit hochliquiden Papieren von guten oder sehr guten Emittenten besichern lassen, um so das Ausfallrisiko für die Anleger so gering wie möglich zu halten. Ob diese Praxis, aufgrund der damit verbundenen Kosten, auch nach der Rückkehr zu einem normalen Marktumfeld weiter angewandt wird, bleibt abzuwarten.
Wahrscheinlich ist es derzeit nur der Finanzkrise und dem Zufall geschuldet, das es noch keinen ETF mit mehr als zehn Prozent Swap-Anteil gibt. Ob dies aber in Zukunft so bleibt, wird die Zeit zeigen. Immerhin gibt es heute schon ETF-Anbieter, an denen mehr als eine Bank beteiligt ist und die entsprechend, frei von Konzerninteressen, mehr als einen Kontrahenten für die Swaps in ihren Produkten nutzen. Ob eine solche Variante für die Abbildung der unterliegenden Indizes – trotz der so erreichten Risikodiversifikation – effizienter ist als die derzeitig gängige Methode, bleibt zu bezweifeln. Aus meiner Sicht trägt die Aufteilung des Swap-Risikos auf verschiedene Anbieter nur solange zur Risikodiversifikation bei, wie das Risiko der einzelnen Kontrahenten, insbesondere auch unter Beachtung der Bonitätsratings, unterhalb dessen anderer Fonds liegt.
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